Landesbischöfe Ulrich und Fischer verteidigen kirchliche Orientierungshilfe

EKD-Chef Schneider will von Familienpapier nicht abrücken

EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider.
EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider. © epd-bild / Aris Papadopoulos

08. Juli 2013 von Simone Viere

Frankfurt a.M./Kiel. Mit einem Grundsatzpapier wirbt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für eine Ausweitung des Familienbegriffs. Kritiker laufen Sturm, doch EKD-Ratsvorsitzender Schneider lehnt Änderungen an der Orientierungshilfe ab.

Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hält an den umstrittenen familienpolitischen Aussagen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fest. Nach dem Mitte Juni veröffentlichten Papier, das der Rat der EKD verabschiedet hat, sind alle Familienformen gleichermaßen wie die Ehe zwischen Mann und Frau zu unterstützen. Auch die evangelischen Landesbischöfe Gerhard Ulrich und Ulrich Fischer stellten sich hinter das Papier.

Schneider: Kein "Abschied von der Hochschätzung der Ehe"

Schneider sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die neue Veröffentlichung stelle keinen Bruch mit der bisherigen Haltung der evangelischen Kirche dar, es gebe keinen "Abschied von der Hochschätzung der Ehe". Es gehe um ein Festhalten an der Ehe "und ein Ausweiten ihrer entscheidenden Werte auf andere Formen von Familie".

In der Orientierungshilfe mit dem Titel "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen anzuerkennen und zu fördern und schließt dabei auch etwa Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Konservative Protestanten und Katholiken kritisieren das Papier, weil es in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene schwer belastet. Auch aus evangelischen Landeskirchen kam Kritik, unter anderem weil diese sich bei der Entstehung des Papiers nicht ausreichend berücksichtigt sahen.

Auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften fördern

Schneider wies diesen Vorwurf zurück. "Es wäre sehr unpraktisch, wenn die Arbeitsergebnisse einer EKD-Kommission vor ihrer Veröffentlichung von allen Landeskirchen freigegeben werden müssten", sagte er der Zeitung. Gleichwohl räumte er ein, dass die Landesbischöfe früher den Text der Orientierungshilfe hätten erhalten sollen.

Schneider sprach sich in dem Interview für eine kritische Sicht auf das Familienbild der Bibel aus: "Die Ehefrauen gehören dem Mann, sie haben gehorsam zu sein. Von Geschlechtergerechtigkeit sind wir hier weit entfernt." Auch in dieser Hinsicht sei es gut, "Familie neu zu denken", sagte der Ratsvorsitzende.

Der Landesbischof der Nordkirche, Ulrich, schreibt in einem Gastbeitrag für die "Kieler Nachrichten", familiäre Strukturen befänden sich derzeit "in einem starken Wandel". Dieser Wandel müsse nüchtern zur Kenntnis genommen werden. "Unsere Kirche setzt sich dafür ein, dass das familiäre Zusammenleben geschützt, unterstützt und gestärkt wird", bekräftigte er. Dazu sei die EKD-Orientierungshilfe "ein wichtiger Beitrag". "Die Orientierungshilfe entwertet die Ehe nicht", unterstrich Ulrich.

Bischof Ulrich: "Die Orientierungshilfe entwertet die Ehe nicht"

Der badische Landesbischof Fischer sagte mit Blick auf die Kritik an dem EKD-Familienpapier, aus der Bibel könne man "keinesfalls die bürgerliche Ehe, wie wir sie heute kennen, ableiten". Diese habe zu biblischen Zeiten noch gar nicht existiert, sagte er der "Badischen Zeitung" (Wochenendausgabe). Auch wenn die evangelische Kirche andere Familienformen anerkenne, "präferieren wir im Übrigen die traditionelle Ehe und Familie", unterstrich der Landesbischof.

Fischer kritisierte zugleich, dass man in der Orientierungshilfe davon spreche, dass "gleichgeschlechtliche Partnerschaften theologisch gleichwertig sind". In der Bibel könne man jedoch beim besten Willen keine Stellen finden, die Homosexualität befürworten, sagte der Theologe. Dennoch könne man auf Grundlage der Bibel durchaus zur Einsicht gelangen, dass es Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Treue auch in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft geben könne.

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