EKD-Ratschef Schneider beklagt Versagen der Kirche bei Kriegsausbruch 1914
24. Juni 2014
Berlin. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 hat die evangelische Kirche nach Einschätzung des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider versagt. Nur wenige Protestanten hätten sich dagegen gewehrt, "dass der christliche Glaube als Verstärker von nationalen Interessen benutzt wurde", sagte Schneider: "Jesus Christus war weit weg von der Legitimation nationaler Kriegsinteressen in seinem oder in Gottes Namen."
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) werde zum 100. Jahrestag eine Erklärung abgeben, in der sie an das Versagen erinnere, kündigte der Ratsvorsitzende an. Zugleich wolle sie verdeutlichen, dass sie aus theologischen Irrwegen sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg gelernt habe. Es habe Millionen Toter gebraucht, um zu begreifen, dass die Legitimation von Kriegen um Gottes willen so nicht weitergehen dürfe, räumte der höchste Repräsentant der rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland ein.
Aus theologischen Irrwegen im Ersten und im Zweiten Weltkrieg gelernt
Der EKD-Ratschef sagte, aus Sicht der biblischen Friedensbotschaft müsse auch ein großer Teil der damaligen Theologen infrage gestellt werden, die sich in den Dienst der Kriegspropaganda gestellt hatten. Er erinnerte daran, dass bei Kriegsausbruch von den Bevölkerungsmassen vor dem Berliner Schloss das Kirchenlied "Nun danket alle Gott" gesungen worden sei. Wenn dies heute so geschehe, würde er das als Gotteslästerung bezeichnen, erklärte Schneider. Dies unterstelle er allerdings den Menschen damals nicht. Auch Gottesbilder und ethisches Verhalten müsse im geschichtlichen Zusammenhang gesehen werden.
Weitere Informationen und Termine:
"Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" - <link http: www.ekd.de themen material erster_weltkrieg offizieller_gedenkgottesdienst.html link-extern>Gottesdienst der GEKE (Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa) am 3. August in Gunsbach/Elsass.
Christinnen und Christen aus vielen Ländern Europas werden sich gemeinsam mit ihren Bischöfen und leitenden Geistlichen am 3. August zu einem zentralen Gottesdienst im Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges versammeln. Dieser Gottesdienst wird in Gunsbach im Elsass stattfinden (Beginn um 10.30 Uhr).
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verweist auf seinem Portal <link http: _blank link-extern>"100 Jahre Erster Weltkrieg" auf zahlreiche nationale und internationale Projekte, Veranstaltungen und Ausstellungen.
Hamburger Hauptkirche St. Nikolai: Veranstaltungsreihe: <link https: www.hauptkirche-stnikolai.de termine veranstaltungsreihe-fuer-gott-oder-vaterland link-extern>"Für Gott oder Vaterland?"
Evangelische Kriegspredigten im 1. Weltkrieg mit Prof. Hans-Jürgen Benedict.
Drei Veranstaltungen 17:30 Uhr - 19 Uhr (15./17./18. September.)
Teilnehmerbeitrag: € 30,-