Nordkirchensynode

Engagiert und humorvoll: Gerhard Ulrich soll Landesbischof der Nordkirche werden

Bischof Gerhard Ulrich steht am 21. Februar zur Wahl zum ersten Landesbischof der Nordkirche.
Bischof Gerhard Ulrich steht am 21. Februar zur Wahl zum ersten Landesbischof der Nordkirche.© epd-bild / Norbert Neetz

20. Februar 2013 von Simone Viere

Lübeck/Schwerin. Guten Schauspielern merkt man ihr Spiel nicht an, wenn sie mit dem Herzen dabei sind. Mit Gerhard Ulrich soll ein gelernter Schauspieler erster Landesbischof der Nordkirche werden. Ein leidenschaftlicher Prediger, der Freude am Glauben vermittelt.

Es wäre ein schwerer Schlag für die Nordkirche, wenn Gerhard Ulrich am Donnerstag, 21. Februar, im Lübecker Dom nicht zum ersten Landesbischof gewählt werden würde. Seine Chancen stehen gut: Der 61-Jährige ist einziger Kandidat und bereits heute - wenn auch nur vorläufig - oberster Repräsentant der Nordkirche. 

Engagiertes Streiten und Werben für die Nordkirche

Im Juli 2008 wurde Ulrich zum Schleswiger Bischof gewählt. Sein Bischofsbezirk reicht vom südlichen Dänemark über Kiel und Eutin bis zur Dithmarscher Westküste. Schon bei seiner Wahl liefen die Verhandlungen zur Nordkirche und Ulrich wurde nur ein halbes Jahr später Vorsitzender der "Gemeinsamen Kirchenleitung". Seitdem wirbt und streitet er engagiert für die gemeinsame Kirche. In Schleswig vertritt ihn derweil Gothart Magaard als Bischofsbevollmächtigter. 

Den Weg zur Kirche fand Ulrich über Umwege. 23 Jahre lang habe er ohne innere Gottesnähe gelebt, sagt er von sich. Sein Elternhaus sei nicht sehr kirchlich geprägt gewesen. Der Polizistensohn wurde in Hamburg-Rahlstedt zwar getauft, doch schon den Kindergottesdienst schwänzte er regelmäßig. Auch der Konfirmandenunterricht ging ohne Spuren an ihm vorbei.

Bewegende Worte auf der Bühne - für Ulrich das Bekehrungserlebnis

Sein Bekehrungserlebnis hatte er mit 23 Jahren im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater. Ulrich war Schauspielschüler und spielte in dem Stück "Abaelard und Héloise", als dort eine Kollegin den 139. Psalm rezitierte. Diese Worten hätten ihn so bewegt, dass er sein Studium der Theaterwissenschaften aufgab, um Theologie zu studieren. 

Sein damaliger Kampf gegen die Kirche sei Ausdruck einer ungewöhnlichen Suche nach Gott gewesen, sagt er heute. Dass er in der Nordelbischen Kirche Menschen begegnet sei, die ihn ohne Vorbehalt akzeptierten, habe ihn stark berührt. Er habe diese Kirche nicht als eine "Gesellschaft der Wissenden", sondern als eine "Gemeinschaft der Suchenden" erlebt.

Kirche als eine "Gemeinschaft der Suchenden" erlebt

Nach seinem Studium war Ulrich zunächst Pastor in Barsbüttel (bei Hamburg) und Hamburg-Wellingsbüttel, ehe er die Leitung des Predigerseminars Preetz übernahm. 1996 wurde er Propst im Kirchenkreis Angeln, einer ländlichen Region im Norden Schleswig-Holsteins, die ZDF-Zuschauer aus der Serie "Der Landarzt" kennen. Ulrich ist verheiratet, Vater von vier Söhnen und seit kurzem auch Opa.

Mit Humor und Beharrlichkeit leitet er seitdem die Amtsgeschäfte. Vor allem die Fusionsverhandlungen zur Nordkirche haben ihn zuweilen an die Grenzen der nervlichen Belastbarkeit gebracht. Dass die drei Synoden von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern dem Zusammenschluss zur Nordkirche am Ende mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmten, ist auch maßgeblich seiner Integrationskraft zu verdanken.

Keine Scheu vor Strapazen und Konflikten, um den Menschen nah zu sein

Darüber hinaus waren die Missbrauchsfälle in Ahrensburg ein Konfliktfeld, das ihn auch persönlich stark belastete. Bischöfin Maria Jepsen trat im Juli 2010 deshalb zurück. Überregional ist er als Leitender VELKD-Bischof oberster Repräsentant von sieben evangelisch-lutherischen Landeskirchen mit zehn Millionen Mitgliedern. Während seiner Reisen im Auftrag des Lutherischen Weltbundes nach Kenia, dem Kongo und Indien scheute er keine Strapazen, um die Lebensumstände der Menschen persönlich vor Ort kennenzulernen. Regelmäßig ist er in der TV-Sendung "So Gesehen" auf Sat.1 zu sehen.

Dass Ulrich einziger Kandidat ist, gilt als Zeichen für Kontinuität. Letztlich wird er nach überstandener Wahl seine bisherigen Amtsgeschäfte nur mit neuem Titel weiterführen. Allerdings steht ihm ein Umzug nach Schwerin ins Haus, dem Sitz des neuen Landesbischofs. Lange bleibt Ulrich allerdings nicht im Amt. Er wird am 9. März 62 Jahre alt - spätestens 2019 geht er in den Ruhestand.

Bischof Ulrich: "Im Herzen bin ich doch ein alter Rock'n' Roller"

Strenge Disziplin hat er sich dafür verordnet, dass auch freie Zeit für seine Familie und Freunde bleibt. Gut entspannen kann er sich bei den harten Rhythmen der Rolling Stones. Die Songs von Mick Jagger und Keith Richard hat er sich für die Autofahrten aufs Handy geladen. Ulrich: "Im Herzen bin ich doch ein alter Rock'n' Roller."

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