UN-Nachhaltigkeitsziele

Entwicklungsexperte Hoppe: "Entscheidend ist, dass der Schalter umgelegt wird"

Ein Ziel der UN: Hunger beenden, Ernährungssicherheit gewährleisten, eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Ein Ziel der UN: Hunger beenden, Ernährungssicherheit gewährleisten, eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern© ozphotoguy - Fotolia

22. September 2015 von Simone Viere

Genf. Die UN-Nachhaltigkeitsziele, die am kommenden Wochenende in New York beschlossen werden sollen, könnten nach Ansicht von Thilo Hoppe eine Agenda zur Rettung der Welt sein. "Wenn man diese Ziele ernst nimmt, könnten sie eine große sozial-ökologische Transformation einleiten", sagte der entwicklungspolitische Beauftragte von "Brot für die Welt". Allerdings hänge alles davon ab, ob die inhaltlich beachtlichen 17 Ziele tatsächlich umgesetzt würden. "Und derzeit gibt es leider keine Anzeichen, dass die Staatsoberhäupter auch nur annähernd gewillt sind, das zu tun."

Dass sich bis zu 150 Staats- und Regierungschefs am Wochenende am Hauptsitz der UN versammeln, um die ausgehandelten Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) feierlich zu verabschieden, birgt laut Hoppe eine Chance. "Man kann und muss die Regierungen mit dem, was sie dort verabschieden, anschließend quälen", sagte der ehemalige Bundestagsabgeordnete. Die Zivilgesellschaft müsse den neuen Referenzrahmen nutzen, um politischen Druck auszuüben. "Die Bundesregierung etwa hat sich mit ambitionierten Vorschlägen bei der Erarbeitung der SDGs hervorgetan - jetzt muss sie auch bei der Umsetzung voran gehen." Da passe etwa das Festhalten an der Braunkohleverstromung nicht ins Bild.

Erfolgreich seien die SDGs daher nicht erst dann, wenn sie wie geplant bis 2030 vollständig umgesetzt seien, sondern wenn die Menschheit den richtigen Weg einschlage: "Entscheidend ist, dass irgendwann der Schalter umgelegt wird und Entwicklung weder die Ungleichheit vergrößert noch auf Kosten künftiger Generationen oder des Planeten stattfindet."

Industriestaaten müssen zu Einschränkungen bereit sein

Für Hoppe steht fest, dass die Ziele nur mit einem nachhaltigeren Lebensstil erreichbar sind. "Wenn wir weiter Wachstum predigen und nur auf eine 'grüne' Ökonomie und technologische Lösungen hoffen, kommen wir nicht ans Ziel." Nur wenn die reichsten 10 bis 20 Prozent der Erdbevölkerung zu materiellen Einschränkungen bereit seien, lasse sich die zuletzt stark wachsende Ungleichheit innerhalb und zwischen den Staaten beenden.

Bei der Frage des nötigen Verzichts spielt die Kirche für Hoppe, der seit 2006 Vorsitzender der Kammer für nachhaltige Entwicklung bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, eine zentrale Rolle. "Eine große Transformation ist nicht ohne spirituelle Transformation zu haben, die Antworten sucht auf die Frage, was unser Leben lebenswert macht." Besonders wichtig sei es dabei, mit gutem Beispiel voranzugehen. "Wenn es etwa um faire Textilien oder den Umgang mit Kirchenland geht, hat die Kirche noch viel aufzuholen."

Hoppe: Kirche kann mit gutem Beispiel vorangehen

Große Hoffnung setzt Hoppe auf die Zivilgesellschaft in den Entwicklungsländern. "Während viele Regierungen dort noch auf eine schnelle nachholende Entwicklung ohne Rücksicht auf die Natur setzen, wissen viele Kleinbauern schon längst, dass damit allenfalls sehr kurzfristige Erfolge zu holen sind, die später durch Umweltschäden wieder zunichte gemacht werden."

 

Die UN hat die 17 Hauptziele wie folgt zusammengefasst:

1. Armut in jeglicher Form und überall beenden.

2. Hunger beenden, Ernährungssicherheit gewährleisten und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.

3. Ein gesundes Leben für alle Menschen gewährleisten, egal welchen Alters, und ihr Wohlergehen fördern.

4. Inklusive und hochwertige Bildung sicherstellen und Möglichkeiten für ein lebenslanges Lernen für alle Menschen fördern.

5. Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen.

6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser sowie Sanitärversorgung für alle gewährleisten.

7. Zugang zu bezahlbarer und zeitgemäßer, nachhaltiger Energie sichern.

8. Inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle fördern.

9. Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.

10. Soziale Ungleichheit innerhalb von Staaten und zwischen Ländern verringern.

11. Städte und Siedlungen sicher und nachhaltig machen.

12. Sicherung von nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern.

13. Sofortige Maßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen.

14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.

15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern; Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust beenden.

16. Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern; allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen etablieren.

17. Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.

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