Evangelischer Kita-Verband macht Mitarbeitende fit für Flüchtlingskinder
17. März 2015
Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK) will das Personal in den rund 600 evangelischen Kindertagesstätten fitmachen für die Betreuung von Flüchtlingskindern. Ab Juni wird ein besonderes Fortbildungsprogramm gestartet, um möglichst viele der rund 6.800 Erzieherinnen, Heilpädagoginnen und sozialpädagogischen Assistentinnen im Umgang insbesondere mit traumatisierten Kindern zu schulen, kündigte VEK-Geschäftsführer Markus Potten in Rendsburg an.
Die erste Fortbildung ist für den 5. und 12. Juni im Kita-Forum des VEK in Rendsburg geplant. Im Laufe des Jahres soll es weitere zweitägige Seminare beispielsweise in Norderstedt, im Raum Ostholstein, in Dithmarschen und in Flensburg geben. Die Planungen werden jetzt gestartet. Damit reagiert der Verband auf die steigende Zahl von Flüchtlingen, die in diesem Jahr in Schleswig-Holstein erwartet werden. Im vergangenen Jahr nahm das nördlichste Bundesland rund 7.000 Menschen auf, in 2015 werden rund 20.000 Flüchtlinge aus Krisengebieten erwartet.
Große Fachkonferenz in Kiel in Kiel geplant
Auf der Rendsburger Fachtagung Achtsamkeit und Empathie - Flüchtlingskinder in unseren Kitas kündigte Michael Hempel, Fachreferent aus dem Kieler Sozialministerium, für den 6. Mai eine große Fachkonferenz in Kiel an. Dazu werden Vertreter aus der Wirtschaft, den Gewerkschaften und Sozialverbänden sowie den Kirchen und der Politik in neun Arbeitsgruppen das Thema Flüchtlinge beraten. Eine Arbeitsgruppe wird sich mit dem Schwerpunkt "Kinder" beschäftigen.
Nach Hempels Angaben haben Flüchtlinge bereits dann einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, wenn ihr Aufenthalt dauerhaft genehmigt wird. Allein in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel müssen jetzt 300 zusätzliche Kindergartenplätze geschaffen werden, um Kinder von Flüchtlingen aufnehmen zu können. Landespastor und Diakoniechef Heiko Naß hob die Bereitschaft der Kitas hervor, Flüchtlingskinder zu betreuen. Die Mitarbeiterinnen übernehmen nicht nur eine große Verantwortung, sondern entlasten auch die oft verunsicherten und erschöpften Eltern.
Traumatisierte Kinder leiden unter Angstzuständen
Für die Fortbildungs-Seminare des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen hat Psychotherapeut Ulrich Kruse (Flensburg) das Konzept entworfen. Der Verband geht davon aus, dass das Land die Reihe finanziell unterstützen wird. Themen sind unter anderem das Erkennen eines Traumas bei einem Kind, Reflexions-Strategien für die Mitarbeiterinnen und Anregungen für die Bildung von Hilfsnetzwerken in den Regionen.
Wie notwendig die Reihe ist, machte die Kieler Psychologin Naomi Inbar deutlich, die seit 2007 traumatisierte Flüchtlinge betreut. Viele Kinder litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Vor allem Mädchen und Jungen, die Opfer von Grausamkeiten oder Zeuge von Vergewaltigungen der Eltern wurden, litten unter diesen Störungen. Symptome seien Unruhe, Angstzustände oder aggressives Verhalten. Die Kinder wären zeitweise nicht in der Lage, neue Lernerfahrungen zu machen. Es gebe auch Fälle, in denen Kinder die Verantwortung für die traumatisierten Eltern übernehmen wollten und sich für sie verantwortlich fühlten. Damit wären sie dann völlig überlastet.