Religion und Kunst

Fenster zu Gott: Die Hamburger Ikonenmalerin Kirsten Voß

© epd-Bild, Julia Fischer

16. August 2016 von Julia Fischer

Viele Jahre hat die Hamburgerin Kirsten Voß auf Kreta gelebt und dort gelernt, wie man Ikonen malt. Die Arbeit am Bild eines Heiligen ist für sie intensiver als der Besuch eines Gottesdienstes. Ikonen sind ihr „Fenster zu Gott“.

In der Wohnung von Kirsten Voß hängen an allen Wänden Bilder von Heiligen - meist auf einem Hintergrund aus Blattgold. Die Ikonen zeigen Jesus und Maria, Märtyrer und Bischöfe, Engel und Propheten in verschiedenen Größen. Gefertigt sind sie in aufwendiger Handarbeit. Das Malen einer Ikone ist hohe Kunst. Gelernt hat Kirsten Voß sie während ihres 15-jährigen Aufenthalts auf der griechischen Insel Kreta.

Gold-Hintergrund als Sinnbild der Welt Gottes

Ikonen sind für sie wie Fenster in die geistige Welt. Sie bilden nicht die reale Welt ab, erklärt Kirsten Voß. „Sie bilden das ab, was hinter der Realität steht - die Welt Gottes.“ Darum hätten sie auch keinen realen Hintergrund wie Wolken oder Landschaften, sondern Gold. Man bete Ikonen nicht an, man verehrt sie. Das sei vergleichbar mit den Fotos von Kindern und Enkeln auf der Kommode. Ihrer Meinung nach muss man nicht in Ehrfurcht vor einer Ikone stehen. Im Gegenteil: „Man darf sie auch gern anfassen.“

Ihre kleine Dachgeschosswohnung im ländlichen Hamburger Stadtteil Sinstorf südlich der Elbe ist Atelier, Büro und Wohnung zugleich. In den zwei Räumen gehen Arbeit und Privatleben ineinander über. Das Arbeiten an einer Ikone ist für sie aber auch mehr als nur ein Job. „Das braucht seinen Raum.“ Zwischendurch mal eben einkaufen funktioniere nicht.

Frische Farbe für jahrhundertealte Vorlagen 

Dabei ist ihr wichtig, dass es nicht darum geht, der eigenen Kreativität freien Lauf zu geben. Die Vorlagen sind meist mehrere hundert Jahre alt. Sie setzt alte Modelle in frische Farbe, eigene Motive bringt ein Ikonenmaler nicht ein. Kirsten Voß malt seit 1997 im Auftrag von Kunden. Sie möchte „für jeden Geldbeutel“ etwas anbieten. Daher gibt es bereits kleine Ikonen für 180 Euro, die nicht größer sind als eine Spielkarte. Bei 50 oder 80 Zentimetern Breite, mit vielen Farben und Details gemalt, kann der Preis schon bei mehreren tausend Euro liegen. Ihre Kunden sind häufig Theologen, aber auch Psychologen oder Ärzte - doch nur selten Kirchengemeinden. „Denen fehlt dafür meist das Geld.“

Tagelange Vorbereitungen für die Ikonen-Holztafeln

Vor einem Auftrag bespricht Kirsten Voß oft lange mit dem Kunden, welche Ikone sie wie anfertigen soll. Natürlich beschäftigt sie sich vorher mit dem Heiligen, den sie malt. Sie kennt genau den Hintergrund jeder Ikone, die sie gemalt hat.

Ikonen werden auch heute noch ausschließlich auf Holztafeln gemalt. Bis das Holz so weit vorbereitet ist, dass sie die Farben auftragen kann, muss Kirsten Voß viele Stunden in ihrer Werkstatt verbringen: Das Holz wird mit Leinen bezogen, mit 35 Schichten eines speziellen Leims aus Kaninchenhaut und Kreide bestrichen und vorsichtig mit Blattgold beschichtet. Insgesamt acht bis zehn Tage dauert es, bis sie eine Holzplatte zum Bemalen vorbereitet hat. „Dafür hält die Farbe dann jahrhundertelang.“ Denn die Ikonen werden von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Eine Ikone wirft man nicht weg. „Wer eine Ikone erbt und sie selbst nicht schön findet, behält sie trotzdem und gibt sie später weiter.“

Kirsten Voß als Brückenbauerin zwischen den Konfessionen

Sich selbst bezeichnet Kirsten Voß als „spirituelle Christin“. Sie wuchs atheistisch auf, ließ sich aber während ihrer Zeit auf Kreta griechisch-orthodox taufen. „Ich verstehe mich ein bisschen als Brücke zwischen dem byzantinischen und unserem Christentum.“ In den Sonntagsgottesdienst geht sie trotzdem nur selten. „Wenn ich zu Hause an meiner Staffelei sitze und mit den Farben die Bilder der Heiligen, Märtyrer und Geschichten aus der Bibel male, dann bin ich in der Kirche.“

Info

Mehr zum Kunsthandwerk der Ikonenmalerei von Kirsten Voß unter <link http: www.welt-der-ikonen.de>www.welt-der-ikonen.de

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