Kirchengeschichte

Friedrichstadt - ein Ort religiöser Toleranz

30. Oktober 2012 von Doreen Gliemann

Als beispielhafter Ort religiöser Toleranz gilt Friedrichstadt. In der Kleinstadt am Rande Nordfrieslands siedelten sich im 17. Jahrhundert Lutheraner, Katholiken, Mennoniten, Juden und Remonstranten an.

Wenn am Reformationstag (31. Oktober) das neue Themenjahr "Reformation und Toleranz" der Lutherdekade eröffnet wird, bietet eine Kleinstadt im hohen Norden ein Beispiel für religiöse Toleranz. Mit seinen Kanälen, Brücken und Giebeln gleicht Friedrichstadt einer holländischen Idylle. Remonstranten aus den Niederlanden gründeten die Stadt 1621 im 30-jährigen Krieg in der sumpfigen Niederung der Treene. Herzog Friedrich III. hatte die evangelischen Remonstranten, die von den Calvinisten wegen ihres freiheitlichen Glaubens verfolgt wurden, ins Land geholt.

Religiöse Toleranz war den Remonstranten ein zentrales Anliegen. So wurde keine der Kirchen am Markt gebaut, weil keine Religion Überlegenheit demonstrieren sollte. Heute hat Friedrichstadt die einzige Remonstranten-Kirche außerhalb der Niederlande. Ein Altar fehlt, weil er vom gesprochenen Wort ablenken würde. Remonstranten haben kein einheitliches Glaubensbekenntnis und fühlen sich allein ihrem Gewissen verpflichtet. 170 Mitglieder hat die Gemeinde, davon lebt etwa die Hälfte außerhalb der Stadt.

 

In Friedrichstadt konnten 1625 auch Katholiken erstmals nach der Reformation nördlich der Elbe eine Messe feiern. Eine Kirche durften sie bauen, aber keinen Turm. Trotz der historischen Bedeutung hat das Erzbistum Hamburg die Kirche St. Knud vor knapp zehn Jahren aus Kostengründen entwidmet. Die Idee einer "Kunstkirche" mit dem Maler Otmar Alt scheiterte am Geld.

Erst 1644 wurde die evangelisch-lutherische Kirche gebaut, die heute mit rund 1.700 Mitgliedern die größte Gemeinde ist. Auch Mennoniten, die sich im 16. Jahrhundert aus der Täuferbewegung gründeten, durften sich in Friedrichstadt ansiedeln. Heute feiern rund 30 Gemeindemitglieder einmal im Monat Gottesdienst. Vergleichsweise jung ist die 1945 gegründete dänische evangelisch-lutherische Gemeinde, die in der Mennonitenkirche Gottesdienst feiert. Auch Quäker, schwedische Kirchen-Separatisten, Zeugen Jehovas und Mormonen lebten zeitweise hier.

In Friedrichstadt durften auch Juden Grundbesitz erwerben und Handel treiben. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten mehr als 400 Juden in Friedrichstadt und stellten die zweitgrößte religiöse Gemeinde der Stadt. Die tolerante Tradition hielt die Friedrichstädter Nazis allerdings nicht davon ab, die Synagoge und zahlreiche jüdische Wohnungen in der Pogromnacht 1938 zu verwüsten und das kostbare Inventar an einen Altmetall-Händler zu verkaufen. Eine Jüdische Gemeinde existiert seitdem nicht mehr. Die einstige Synagoge ist heute eine Gedenkstätte.

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