17. April 2017 | Mariendom zu Hamburg

Frohen Sinnes gemeinsam weitergehen

17. April 2017 von Kirsten Fehrs

Predigt – Teil 2 zu Apg 8, 39, Ökumenische Vesper anlässlich des Reformationsjubiläums und des gemeinsamen Osterfestes

Liebe Schwestern und Brüder in Christo!

Es gibt Gesten, lieber Erzbischof Stefan, und es gibt Worte, lieber Bischof Damian, die berühren einen tief in der Seele. Wenn nämlich der Gastgeber im Mariendom, der Erzbischof, während der Ostervesper den koptischen Bruder und die lutherische Schwester predigen lässt, dann zeugt das nicht nur von ökumenischer Weite im Rahmen all der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum (ursprünglich Anlass unseres Zusammenkommens). Sondern dann zeugt das von Herzensweite. Ich danke dir von Herzen dafür, lieber Stefan! Und: Danke euch allen von der ACK für dieses ökumenische Geschenk.

Und wenn einen – zweitens – Worte in der Seele berühren, lieber Bruder Damian, dann weil sie uns verstehen und weil sie uns segnen. Sie haben uns verstanden mit unserer übergroßen Sehnsucht nach Frieden, heute an diesem gemeinsamen Osterfest 2017. Und sie haben uns verstanden mit unserer Trauer über all die Opfer islamistischer Anschläge, nun zuletzt so furchtbar in Alexandria und Tanta. Dort, wo 45 koptische Christen aus dem Leben gerissen wurden. Gebe der Gott des Friedens, dass wir Kraft behalten, „intakt“ zu bleiben, wie Sie sagten, und dem Wort der Versöhnung Taten folgen zu lassen. So schwer dies im Moment auch ist. Doch die Versöhnung Gottes mit der Welt, das ist Ziel und Sinn der Passion und Auferstehung Jesu – und dafür steht das Kreuz unverrückbar und erkennbar in dieser Welt!

Dieses wunderschöne Kreuz, lieber Bischof Damian, haben Sie mir vor 5 Jahren zu meiner Einführung als Bischöfin geschenkt. Es solle mich segnen und behüten. Steht doch das Kreuz dafür, dass eine tiefe ehrliche Hoffnung unser Leben durchdringt. Im Leiden Jesu verkraften wir unser Leid, so haben Sie es eben gesagt. Und in der Auferstehung freuen wir uns, mit Christus aufzuerstehen.

Mich berührt diese tiefe ehrliche Hoffnung auch im tiefsten Leid. Natürlich protestieren Sie – und wir mit Ihnen – gegen diese bedrückende Gewalt und die Diskriminierung von Christen. Aber es sind bei Ihnen keine Vergeltungsgedanken zu spüren. Oder Rachegelüste. Da ist vielmehr der Mut zu glauben, dass die Kraft der Versöhnung Verhältnisse ändert. Wenn nicht heute, dann morgen.

Der Schlüssel, so die Welt zu verstehen – sieht das Kreuz nicht genau wie ein Schlüssel aus? – der Schlüssel dazu ist Jesu Kreuz und Auferstehung. Es verheißt das ewige Leben. Nichts weniger. Es ist ein so hohes Gut, dass jedes Hassgefühl und jeder Vergeltungsgedanke uns mehr von diesem Leben trennt als ein Terrorist es könnte.

Vom Kreuz und der Auferstehung her die Welt erschließen – das bedeutet, dass jede Destruktivität, dass all jene, die uns Angst machen wollen, dass Terror und Hass überwunden werden wollen und überwunden werden können. Um es mit Erich Fried zu sagen: Es ist die Liebe, nicht die Vernunft. Es ist die Liebe. Sie ist stärker als menschlicher Abgrund und Gewalt. Die Liebe ist stärker als der Tod. Allein sie hat die Kraft, jede unserer Ängste und den Hass in der Welt zu bannen.

So diese Welt zu verstehen – dazu brauchte auch der Kämmerer aus Äthiopien einen Schlüssel. Er, der gebildete und hochdotierte Wirtschaftsexperte mit Migrationshintergrund ist neugierig auf die Religion, aber er kennt sie nicht. Versteht sie nicht. Er sucht, aber weiß nicht wohin mit seinen Fragen über die Liebe und den Tod. Es geht ihm wie heutzutage vielen. Sie haben einen teuren, schnellen Wagen, aber keine Religion, die sie hält. Sie haben Interessen, aber keine Idee, wo der Sinn liegt und der Horizont, wie man Leiden aushält und die Angst vorm Sterben.

Deshalb ist der Kämmerer unterwegs. Lange schon. Wie heutzutage viele. Sie suchen auf Pilgertouren aller Couleur nach Leben, neuem, mag sein: ewigem Leben. Da ist so eine Sehnsucht nach Klarheit. Wahrhaftigkeit. Liebestraum und Himmelszelt. Sie wollen zum Eigentlichen kommen. Weg von den Lügereien und Angstmachern hin zu dem, was die Seele gesund macht und heil.

Und so kommt es zu dieser Begegnung mit Philippus, den der spontan Kämmerer einlädt, „dat he jüm wat verklart“ auf dieser Reise ins unbekanntes Denken. Glauben, Fühlen. Eine Reise mit dem Wort, das das andere sucht.  Und so teilen sie dies. Sie kommunizieren –  über die Unterschiede hinweg. Teilen ihre Träume und Ängste, Traurigkeit und  Hoffnungsworte. Und verändern einander.

Unsere Gesellschaft, liebe Gemeinde, kann das derzeit wunderbar gebrauchen. Menschen, die einander mitnehmen auf Gedanken- und Glaubenswege! Innerhalb der Konfessionen und der Religionen! Damit es wieder eine Vorstellung gibt von Gottes Möglichkeiten in dieser Welt. Ohne sie, ohne uns, die wir diesen Dialog auf der Lebensreise suchen, bleibt Christi Heil verschlüsselt. Sein Hoffnungswort braucht aber Menschen, die es hoffen – und tun. Die von ihrem Glauben erzählen. Mit lautem Wort oder leiser Geste. Die vom Erbarmen erzählen und von diesem Eros, für etwas Gutes zu kämpfen. Die etwas wissen von der Gnadensonne in dunkler Zeit und davon, dass wir uns nicht fürchten müssen. Auch und gerade jetzt nicht in diesem Land und dieser Welt.

Nicht dass der Kämmerer alles von Philippus verstanden hätte. Aber er erkennt mit Gelassenheit, dass er nicht alles wissen muss, sondern endlich etwas glauben kann. Was hindert mich, sagt er, und lässt sich taufen. Einfach weil es letztlich dieser Christus ist, Gottesknecht und Auferstandener, der ihn verstanden hat. Und glücklich gemacht. Und so beschließt einer der schönsten österlichen Sätze im Buch der Hoffnungsworte diese Geschichte: Er aber zog seine Straße fröhlich.

Das ist das Ziel, liebe Schwestern und Brüder in Christo. Frohen Sinnes gemeinsam weiter zu gehen. Mit Segen im Rücken. Mutig und aufrecht, weil noch so viel vor uns liegt, was es zu tun gibt. Und ich schau dem Äthiopier hinterher, wie er fröhlich seine Straße zieht…mit dem Schlüssel zum Leben in der Hand und neuer Hoffnung im Herzen.

So soll es sein – auch mit uns in ökumenischer Gemeinschaft.

Ich wünsche uns froheOstern!

Und sein Friede, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unser aller Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

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