Gabriela Graf entwirft und stickt liturgische Stolen - und bringt Farbe in den Gottesdienst
30. Juli 2012
Gleschendorf. Eine farbenfrohe Stola zum schwarzen Talar wird bei Pastorinnen und Pastoren im Norden immer beliebter. Wer eine solche Stola stickt, benötigt nicht nur Geschmack und Geschick, sondern muss sich auch mit biblischen Motiven und Symbolen auskennen.
Durch einen Zufall kam Gabriela Graf (55) aus Gleschendorf im Kreis Ostholstein zur Stolen-Stickerei. Mit der Kirche hatte sie viele Jahre lang nichts im Sinn. Erst vor acht Jahren hat sie sich taufen lassen.
Am Anfang stand eine verunglückte Wäsche: "Ich glaube, die Stola ist hin", seufzte Gleschendorfs Pastorin Anke Kraushaar in Gegenwart ihrer Freundin Gabriela Graf. Beim Waschen hatte sich das preisgünstige liturgische Stück aus dem "Eine-Welt-Laden" als nicht farbecht herausgestellt. Die bunten aufgestickten Streifen hatten den weißen Grundstoff verfärbt.
Gabriela Graf war im Kreuzstich geübt und bot spontan Hilfe an. Beim gemeinsamen Nordic-Walking mit der Pastorin machte sie sich mit der unbekannten Materie vertraut.
"Der künstlerische Zugang zum Glauben macht Spaß"
Bei Fragen zur christlichen Symbolik und den liturgischen Farben habe sie großen Nachholbedarf gehabt, sagt sie. Erst nach ihrem Umzug von Hamburg nach Gleschendorf vor 15 Jahren hatte sie einen Zugang zur Kirche gefunden und sich dann taufen lassen. Inzwischen ist sie sogar Mitglied im Kirchenvorstand. "Es hat richtig Spaß gemacht, sich auf künstlerische Weise mit dem Glauben auseinanderzusetzen."
Export bis nach Dänemark
Die rote Stola wurde fertig, kurz bevor Pastorin Krauskopf Gleschendorf in Richtung Apenrade (Dänemark) verließ. Anfang des Jahres kam die Anfrage aus Apenrade, ob sie weitere Stolen anfertigen könne - dieses Mal im Auftrag des Deutschen Pfarramtes. Mittlerweile ist die rote Pfingststola im Einsatz. "Ich werde oft von Gemeindemitgliedern angesprochen, wie kunstvoll sie gemacht ist", freut sich Pastorin Krauskopf. "Es ist wichtig, mit einfachen Motiven die Thematik der jeweiligen Kirchenjahreszeit zu erfassen."
An der grünen und violetten Stola legt Gabriela Graf zurzeit letzte Hand an. Als Motiv hat sie Trauben und Getreide als Symbole für Brot und Wein sowie ein Kreuz gewählt. Auf die violette Stola hat sie eine Dornenkrone, ein kunstvolles Kreuz aus kleinen Quadraten und das "Alpha & Omega" gestickt." In den nächsten Tagen wird sie die beiden Stücke nach Apenrade bringen.
Auch Gleschendorfs neuer Pastor Jörg Rasmussen hat bereits Interesse an einer Stola signalisiert. Bislang hat er noch keine. Graf: "Bei einem Mann müsste ich noch einmal ganz neu über die Gestaltung nachdenken."
