Gedenktag zum Pogrom in Sternberg
18. Oktober 2017
Im Oktober vor 525 Jahren brach ein dunkles Kapitel der Geschichte des mecklenburgischen Ortes Sternberg an: Nicht nur wurden die Juden aus Mecklenburg vertrieben, bei einem Pogrom kamen 27 von ihnen ums Leben. Mit einem Gedenktag soll am 29. Oktober in Sternberg daran erinnert werden. Dazu laden der jüdische Rabbiner Yuriy Kadnykov und Bischof Andreas von Maltzahn (beide Schwerin), die evangelische und die katholische Kirchengemeinde sowie die Stadt ein.
Zum Auftakt gibt es um 14 Uhr im Rathaussaal eine interreligiöse Friedensandacht .Ab 15 Uhr gibt es in der Stadtkirche St. Maria und St. Nikolaus Infos zum Gedenkort der "Heilig-Blut-Kapelle" und zu einem geplanten Ausstellungsprojekt. Um 15.30 Uhr folgt ein Konzert des Chores "Masl-Tow" der Jüdischen Gemeinde Schwerin in der Winterkirche. Der Gedenktag klingt ab 16.30 Uhr mit einem Empfang aus.
Am 24. Oktober 1492 ließen Mecklenburgs Herzöge in Sternberg 25 jüdische Männer und zwei jüdische Frauen auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leib verbrennen. Grund dafür war eine angebliche Schändung von zwei geweihten Abendmahlsoblaten (Hostien), aus denen Blut ausgetreten sein soll. Als Folge dieser "Hostien-Schändung" wurden alle Juden aus Mecklenburg vertrieben, nachdem man sie enteignet hatte. "An diese Verbrechen wollen wir erinnern, uns unserer Verantwortung heute vergewissern und gemeinsam in die Zukunft blicken", sagten Rabbiner Kadnykov und Bischof Maltzahn.
Wallfahrtsort der Hostien
Sternberg entwickelte sich danach zu einem beliebten Wallfahrtsort, um die als wundertätig gepriesenen Hostien zu verehren. Im Herbst 1496 wurde die "Heilig-Blut-Kapelle" der Stadtkirche eingeweiht. Diese Kapelle blieb seit der Reformation ungenutzt und wurde erst 1895 zur Taufkapelle umgestaltet. Dort steht auch die Tischplatte, auf der die Hostien angeblich geschändet wurden.