Seelsorge

Gefängnis-Pastor verabschiedet – Personalnot im Justizvollzug beklagt

Arbeiten hinter Gittern: Immer wenige junge Menschen wollen Justizvollzugsbeamter werden (Symbolfoto)
Arbeiten hinter Gittern: Immer wenige junge Menschen wollen Justizvollzugsbeamter werden (Symbolfoto)© epd

27. Mai 2015 von Timo Teggatz

Kiel. Mehr als 20 Jahre war er Gefängnis-Seelsorger in Kiel. Jetzt ist Pastor Hagenmeier in den Ruhestand gegangen. Bei seiner Verabschiedung gab es deutliche Worte.

Der Leiter der Kieler Justizvollzugsanstalt (JVA), Jan-Geerd Dose, hat angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels vor einer Personalnot bei Justizvollzugsbeamten gewarnt. Künftig werden in den Justizvollzugsanstalten weniger Menschen arbeiten und zugleich immer mehr Aufgaben per Computertechnik erledigt werden, sagte Dose bei der Verabschiedung des Kieler Gefängnisseelsorgers Pastor Martin Hagenmaier (65) in den Ruhestand. Schon heute würden zur Überwachung der Gefangenen immer mehr computergesteuerte Kameras eingesetzt.

Auf der Veranstaltung beklagten Gefangene, dass bei einem Arztbesuch eines Häftlings außerhalb des Gefängnisses alle anderen über 200 Strafgefangenen der Kieler JVA in ihre Zellen eingeschlossen werden. Der Gefangene müsse laut Vorschrift von zwei Justizvollzugsbeamten begleitet werden. Dann werde die Personalsituation in der JVA umgehend so knapp, dass der Einschluss für die gesamte Zeit des Arztbesuches erfolge. Das sei vor Jahren noch nicht so praktiziert worden.

Mehr Strafgefangene – weniger Beamte

Nach den Worten von Dose würden sich immer weniger junge Menschen für den Beruf des Justizvollzugsbeamten entscheiden. Dabei müsse der Beruf dringend bei Ausbildung und Bezahlung aufgewertet werden. Es werde voraussichtlich künftig mehr Strafgefangene etwa aus dem arabischen und afrikanischen Raum geben. Entsprechende Sprachkenntnisse seien notwendig. Nach Doses Einschätzung werden auch die Aufgaben der Gefängnisseelsorge nicht weniger werden, sondern eher zunehmen.

Pastor Martin Hagenmaier war seit über 20 Jahren als evangelischer Gefängnisseelsorger in der Kieler Justizvollzugsanstalt aktiv und gehört damit zu den dienstältesten Gefängnisseelsorgern in Deutschland. Nach seinen Worten müssten die Gefängnisse zu "offenen Orten der Begegnungen" gestaltet werden. Er mahnte Reformen an, damit nicht mehr die Disziplinierung der Strafgefangenen im Vordergrund steht, sondern die Kommunikation etwa zwischen Täter und Opfer. Der Pastor engagiert sich seit Jahren im Täter-Opfer-Ausgleich. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Entwicklung entsprechend verlaufe.

Gefängnis-Pastor studierte nebenbei Kriminologie

Hagenmaier wandte sich nach kurzer Zeit im Gemeindepfarramt und 15 Jahren als Seelsorger im Klinikum für Psychiatrie in Neustadt/Holstein im Jahr 1993 der Gefängnisseelsorge zu. Zeitweise war er auch Ansprechpartner für Gefangene und Mitarbeiter im Rendsburger Abschiebegefängnis. Im April 2015 beendete er sein Zweitstudium in Kriminologie. Jahrelang leitete Hagenmaier die Nordkonferenz der Gefängnisseelsorge. Er gehörte zu den Initiatoren einer Aktion, bei der Gefangene ihre Worte zur Losung des Hamburger Kirchentages Anfang Mai 2013 ("Soviel Du brauchst") aufschrieben.

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