4. Oktober 2018 | Lübeck

Gegen jede Lüge gilt es die Wahrhaftigkeit zu setzen

04. Oktober 2018 von Kirsten Fehrs

Grußwort zur Präsentation der Sonderbriefmarke zum 75. Jahrestag der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer

Seit langem steht die Erinnerung an die Lübecker Märtyrer unter dem Motto „Sag niemals drei, sag immer vier“ – ein Wort, das der überlebende Mitgefangene Adolf Ehrtmann geprägt hat. Will heißen: Die drei katholischen Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek und der evangelischer Pastor Karl Friedrich Stellbrink gehören zusammen. Die Henker des NS-Regimes machten keinen Unterschied zwischen den vier wegen ihres Glaubens verurteilten Männern: Es floss das Blut zusammen, eine tiefere Verbindung kann es kaum geben.

Nun haben evangelische und katholische Kirche unterschiedliche Traditionen, um Märtyrer zu ehren. So etwa kennen wir in der evangelischen Kirche keine Selig- oder Heiligsprechung oder Märtyrerliturgien. Wir erinnern uns an Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King oder eben die Lübecker Märtyrer durch Ausstellungen, Predigten, Vorträge. Zugleich fasziniert mich die Form des katholischen Gedenkens, denn sie hebt hervor, dass das Martyrium ein integraler Bestandteil des christlichen Glaubens ist.

Trotz froher Botschaft ist der Glaube manchmal eine ernste, ja todernste Angelegenheit. Das merken wir hier in Deutschland selten, weil wir wie selbstverständlich Meinungs-und Religionsfreiheit genießen. In vielen Gegenden auf dieser Welt ist es jedoch mit Unterdrückung verbunden oder gar Lebensgefahr, sich zum christlichen Glauben zu bekennen.
Die vier Märtyrer erinnern daran, dass es auch in Deutschland Zeiten gab, in denen Menschen das Martyrium erlitten. Und sie helfen uns zugleich, zu verstehen und zu würdigen, was Märtyrer sind, ja den Begriff selbst wiederzugewinnen. Denn in den vergangenen Jahren ist der Begriff ja durchaus kompromittiert worden. Fällt doch etwa bei Selbstmordanschlägen in den Berichten der Medien immer wieder der Begriff „Märtyrer“.

Doch wie falsch ist das! Ist ein Märtyrer nach unserem Verständnis doch einer, der wegen seines Glaubens Gewalt erleidet – und nicht um seines Glaubens Willen Gewalt ausübt. Ein Märtyrer ist ein Zeuge, so die wörtliche Übersetzung. Und zwar ein Zeuge Christi, ein Zeuge der unbedingten Liebe Gottes zu den Menschen, die er genauso unbedingt wieder zurückgibt und aus diesem Grund Anstoß erregt bei den Lieblosen und Despoten dieser Welt.
So waren auch sie Christi Zeugen, die vier Lübecker Märtyrer, die gegen Krieg und NS-Diktatur das Wort ergriffen und Klartext redeten: in der Seelsorge, auf den Kanzeln, in der Jugendarbeit. Sie stellten sich damit nicht nur gegen ein brutales Regime, sondern auch gegen die Vielen, die dieses Regime selbst im vierten Kriegsjahr immer noch unterstützten. Sie wandten sich gewaltfrei gegen zwei Stützpfeiler des Systems: Gegen die Lüge. Und gegen das Schweigen.
Das Lügen der Wenigen und das Schweigen der Mehrheit – das ist die Grundlage für jede Diktatur. Wo Lüge und Schweigen sich ausbreiten, ist größte Vorsicht geboten. Und auch wenn wir gewiss in anderen Zeiten leben als die vier Märtyrer, sehen wir doch in unserem Land und den Ländern um uns herum, dass Ideologen und Lügner kräftig am Werk sind. Zugleich gibt es die ängstlichen Menschen, denen diese Welt zu unübersichtlich geworden ist. Die auf Fake-News hereinfallen und gedanklich in den eigenen Facebook-Blasen gefangen sind. Und es gibt viele, die schweigen – weil sie glauben, dass sie das alles nichts angeht. 

Und wir? Wofür stehen wir in diesen Zeiten – als Zeugen Christi?
Gegen jede Lüge gilt es die Wahrhaftigkeit zu setzen – Klartext reden gegen Menschenverachtung und Rechtsextremismus, das können wir von den Vieren lernen! Mit Wahrhaftigkeit wollten sie Licht in das Dunkel bringen. Unaufhörlich. Bewundernswert eindeutig. Und unerhört interkonfessionell. Vor 75 Jahren wurden sie in Hamburg mit dem Fallbeil hingerichtet. Ihr Menschenrecht gebrochen, aber nicht ihr Rückgrat. Ihr Zeugnis ist und bleibt ein großer, ökumenischer Schatz, der uns anspornt zu Demokratieliebe und Aufrichtigkeit. Heute und morgen auch.
Genau dafür steht dieses „Sonderpost – WERTZEICHEN“ – ich danke dafür von Herzen und Ihnen für die Aufmerksamkeit.

 

Datum
04.10.2018
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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