Gerhard Ulrich ist erster Landesbischof der Nordkirche
21. Februar 2013
Lübeck. Gerhard Ulrich ist erster Landesbischof der Nordkirche. Die Synode (Kirchenparlament) wählte den 61-Jährigen am Donnerstag im Lübecker Dom mit 144 Stimmen im ersten Wahlgang. Als Landesbischof ist Ulrich leitender Geistlicher für 2,25 Millionen evangelischen Christen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Er ist Vorsitzender der Kirchenleitung und vertritt die Nordkirche im politischen, kirchlichen und öffentlichen Leben.
Bei der Wahl wären 104 Stimmen der insgesamt 156 Synodalen notwendig gewesen. 153 waren anwesend, acht stimmten nicht für ihn. Eine Stimme war ungültig. Bischof Ulrich war einziger Kandidat. Sein Dienstsitz ist Schwerin, Predigtstätten sind der Schweriner und der Lübecker Dom.
Ulrich ist bereits seit Juli 2008 Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein. Sein Bischofsbezirk reicht vom südlichen Dänemark über Kiel und Eutin bis zur Dithmarscher Westküste. Das Amt des Landesbischofs hat er auch schon kommissarisch ausgeübt: Kurz nach seiner Bischofswahl wurde er Vorsitzender der "Gemeinsamen Kirchenleitung". Seit Gründung der Nordkirche ist er Vorsitzender der "Vorläufigen Kirchenleitung". Seine vordringliche Aufgabe wird es sein, die Einheit der neuen Nordkirche weiter zu stärken.
Ulrich: Ich verdanke meine Bekehrung dem Theater
Zum christlichen Glauben fand der Sohn eines Polizisten im Theater. Als Schauspielschüler mit 23 Jahren hörte er im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater, wie eine Kollegin den 139. Psalm rezitierte. Er habe seine Bekehrung dem Theater zu verdanken, sagte Ulrich vor der Wahl. Diese Worten hätten ihn so bewegt, dass er sein Studium der Theaterwissenschaften aufgab, um Theologie zu studieren.
Er habe die Schaupsielerei zwar damals aufgegeben, sagte der ehemalige Synodenpräsident Hans-Peter Strenge bei der Vorstellung. Das Talent habe er jedoch auch später mannigfaltig gepflegt.
Kirche soll gestaltende Kraft in der Gesellschaft sein
Er wünsche sich eine "selbstbewusste Kirche", die eine gestaltende Kraft in der Gesellschaft sei, sagte Ulrich. Dazu zähle etwa der Sonntagsschutz und der Religionsunterricht. Fehler in den eigenen Reihen dürften nicht vertuscht werden, mahnte Ulrich mit Blick auf die Missbrauchsfälle. Die Nordkirche sei geprägt von der geistlichen Vielfalt, die er als Landesbischof erhalten wolle.
Ulrich war zunächst Pastor in Barsbüttel (bei Hamburg) und Hamburg-Wellingsbüttel, ehe er die Leitung des Predigerseminars Preetz übernahm. 1996 wurde er Propst im Kirchenkreis Angeln im nördlichen Schleswig-Holstein. Im Nebenamt ist er Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), einem Zusammenschluss von sieben evangelisch-lutherischen Landeskirchen mit zehn Millionen Mitgliedern.
Bischofsrat der Nordkirche
Neben dem Landesbischof in Schwerin gibt es in der Nordkirche derzeit drei Sprengelbischöfe: Kirsten Fehrs in Hamburg, Andreas von Maltzahn in Schwerin und Hans-Jürgen Abromeit in Greifswald. In Schleswig wird Ulrich zur Zeit vom Bischofsbevollmächtigten Gothart Magaard vertreten.