Große Wäsche gegen Schimmel im Ratzeburger Dom
01. Februar 2013
Ratzeburg. Der letzte Ton aus der großen Rieger-Orgel im Ratzeburger Dom war am 6. Januar beim Kantatengottesdienst erklungen. Seitdem schweigt das Instrument. Dass keine Töne kommen, ist kein Wunder: Viele Orgelpfeifen liegen – in kleinen Haufen geordnet – im hinteren Teil der Kirche auf dem Boden. Sie müssen generalgereinigt werden.
Schon seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass es so nicht mehr weitergeht mit der großen Orgel, nun konnte und wollte man nicht länger warten. Nicht nur, dass 35 Jahre intensiven Gebrauchs deutliche Spuren an dem 1978 erbauten Instrument hinterlassen haben. In den letzten Jahren hat sich außerdem ein Schimmelpilz großflächig in und an der Orgel ausgebreitet. "Einzelne Töne kamen nicht mehr, wenn ich spielte", berichtet Domkantor Christian Skobowsky. Bei etwa 100 Konzerten und Gottesdiensten im Jahr ist die Große Orgel sonst im Einsatz. Nun ist sie eingerüstet.
Schimmelpilzbefall durch Staub, Feuchtigkeit und falsches Lüften
Schimmelpilzbefall sei ein häufiges Problem alter Kirchenbauten, weiß Skobowsky von dem Mikrobiologen, mit dem er sich in letzter Zeit oft getroffen hat. Auch der Ratzeburger Dom hatte in der Vergangenheit schon damit zu kämpfen. Besonders Staub und Feuchtigkeit bedrohen die Innenräume. "Wenn es im Winter null Grad in der Kirche sind und von vorn kommt warme Heizungsluft, dann beschlägt es und es lagert sich Feuchtigkeit ab, die nicht gut ist", erläutert der Kantor.
Gut sichtbar sind seit dem 14. Januar nun vier Orgelbauer sieben Wochen lang damit beschäftigt, das Instrument auseinanderzunehmen und zu behandeln. Um Platz für die Pfeifen zu machen, wurden die hinteren Stuhlreihen im Dom entfernt. Mehr als 2500 Pfeifen hat die Rieger-Orgel. Diese werden nun abgesaugt, die Metallpfeifen mit Wasser gewaschen, mit einem Tuch getrocknet und bei Bedarf desinfiziert. Außerdem müssen einige Verschleißteile nach 35 Jahren ersetzt werden. Es sei ein "Glück im Unglück, dass jetzt alles auf einmal gemacht wird", findet Skobowsky.
Raumklima im Ratzeburger Dom soll verbessert werden
Damit der Schimmel nicht in allzu naher Zukunft wieder auftritt, hat die Domkirchengemeinde mit Unterstützung eines Orgelsachverständigen, eines Mikrobiologen und eines Bauphysikers begonnen, das Raumklima zu verbessern. Besonders das Heiz- und Lüftungsverhalten und die Staubfilterung wird in Angriff genommen. Außerdem sollen Lüftungsgeräte in die Orgel eingebaut werden. Damit Bewegung in der Orgel ist, der Staub sich nicht so schnell absetzt und die Feuchtigkeit sich gleichmäßig verteilt.
Auf die Begleitung des Gemeindegesangs muss die Kirchengemeinde in den nächsten Wochen trotzdem nicht verzichten: das Gestühl im Chorraum wurde aufgestockt und die Gottesdienstbesucher versammeln sich nun sonntags um die Chororgel. 13 Stimmen hat diese und zwei Manuale. Bei der großen Rieger-Orgel sind es 61 Stimmen und vier Manuale. "Da ist die dynamische Bandbreite viel größer", sagt der Kirchenmusiker.
120 000 Euro kostet die Sanierung der Rieger-Orgel insgesamt. "Der Förderverein hat in den letzten Jahren gut gewirtschaftet", berichtet Skobowsky. Doch der Kirchenmusik- und der Bauetat seien nun für die nächsten Jahre belastet. Auch ein Kredit wurde aufgenommen. Zu Ostern wird die Orgel noch nicht wieder zu hören sein. Die Wiedereinweihung ist für den 27. April geplant - dann soll es eine Festwoche geben.