Güstrow erinnert an Entfernung der Barlach-Plastik der "Schwebende"
19. August 2013
Güstrow. Im Güstrower Dom wird am 23. August an die Entfernung der Ernst-Barlach-Plastik der "Schwebende" durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937 erinnert. Der Barlach-Experte Sebastian Giesen (Hamburg) hält einen Vortrag zum Thema "Ich bin ein Spieler aus Profession - der ambivalente Barlach".
Das teilte die evangelische Domgemeinde Güstrow mit. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Kunstwerk wider die Kriegsverklärung und den Totenkult der Nazis
Der Bildhauer, Grafiker und Autor Ernst Barlach (1870-1938) hatte die Plastik 1927 als Geschenk für die Güstrower Domgemeinde geschaffen und sich damit gegen Kriegsverklärung und Totenkult gewandt. Vor 76 Jahren beseitigten die Nationalsozialisten das als Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges gedachte Werk als "entartete Kunst". Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bronzeplastik eingeschmolzen, um neue Kanonen zu gießen.
Freunde des Künstlers ließen unter großem Einsatz einen Zweitguss erstellen, der in Schnega (Lüneburger Heide) in der Verborgenheit die NS-Zeit überdauerte. Von ihm wurde nach dem Krieg eine neue Gussform gemacht, so dass der Drittguss entstehen konnte, der seit dem 8. März 1953 wieder seinen Platz im Güstrower Dom hat. Der in Wedel geborene Barlach hatte seit 1910 in Güstrow gelebt. Er starb am 24. Oktober 1938 im Alter von 68 Jahren in Rostock.
An seinem 75. Todestag (24. Oktober, 19.30 Uhr) lädt die Güstrower Domgemeinde zu einem Vortrag mit dem früheren Hamburger Kultursenator Wolfgang Tarnowski in den Dom ein. Bei den beiden Gedenkveranstaltungen am 23. August und am 24. Oktober sollen auch Eintragungen aus dem Gästebuch vorgelesen werden, das seit dem 8. März dieses Jahres, dem 60. Jahrestag der Rückkehr des "Schwebenden" nach Güstrow, im Dom ausliegt.