Bundeskanzlerin Angela Merkel in Hamburg

Hamburger Kirchentag wirbt für den Konsens

Bundeskanzlerin beim Kirchentag: Bischöfin Kirsten Fehrs, Brot für die Welt-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel, Angela Merkel und der Hamburger Erzbischof Werner Thissen
Bundeskanzlerin beim Kirchentag: Bischöfin Kirsten Fehrs, Brot für die Welt-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel, Angela Merkel und der Hamburger Erzbischof Werner Thissen© epd-bild/Friedrich Stark

03. Mai 2013 von Doreen Gliemann

Heftig gestritten wird auf dem Hamburger Kirchentag kaum. Für soziale Gerechtigkeit und Energiewende, gegen Manager-Gier und Dumpinglöhne - da sind sich alle weitgehend einig. Die Frage ist: Wie schaffen wir es?

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Locker und entspannt zeigte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Vom anstehenden Bundestagswahlkampf war wenig zu spüren, ihr Herausforderer Peer Steinbrück von der SPD sollte erst einige Stunden später auftreten. Vor 7.000 Besuchern sprach die Pfarrerstochter am Freitag über weltweite Gerechtigkeit: "Uns wird es auf Dauer nur gutgehen, wenn es auch anderen Ländern gutgeht." Die Bibel gebe den Auftrag, die Schöpfung für die nächsten Generationen zu bewahren.

"Politischer als beim Kirchentag können Diskussionen kaum sein"

Schon vor der Eröffnung am Mittwoch hatte Kirchtagspräsident Gerhard Robbers die Debattenkultur vorgegeben. Die Gesellschaft brauche keine Konfrontation, sondern den Konsens. Das gelte für das Zusammenleben der Religionen, die Wirtschaft und die Entwicklung Europas. Auch wenn man sich nicht anschreien solle: "Politischer als beim Kirchentag können Diskussionen kaum sein."

Dazu zeigt sich Hamburg zum Protestantentreffen als freundliche Gastgeberin. Regenschirme - die ständigen Begleiter alteingesessener Hanseaten - sind überflüssig. Stattdessen müssen Besucher von Open-Air-Veranstaltungen ausreichend für Sonnencreme sorgen. Elbe und Alster geben dem am Sonntag endenden Kirchentag maritimes Flair. Lange vor der Eröffnung waren die Bibelarbeiten auf den Elb-Schiffen schon ausgebucht. Erstmals waren Ruder-Pilger aus Dresden die Elbe bis Hamburg hinabgepaddelt. Fische waren Thema im Ökumene-Gottesdienst mit Katholiken, Mennoniten und Orthodoxen am Fischmarkt.

Soviel Du brauchst: ein Aufruf zur Mäßigung

Das Motto des Kirchentags "Soviel Du brauchst" ist ein Aufruf zur Mäßigung. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, warnte vor einem "Geist der Gier", der den sozialen Zusammenhalt zerstöre. "Steuerflucht muss aufhören", forderte Kirchentagspräsident Robbers. Doch selbst dem derzeit prominentesten Steuerhinterzieher Uli Hoeneß wurde schon mal Vergebung in Aussicht gestellt. Das fordere das christliche Menschenbild, sagte SPD-Vize Manuela Schwesig, Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern und ehemalige Steuerfahnderin. Voraussetzung sei allerdings Reue und Wiedergutmachung.

Kirchen und Gewerkschaften demonstrierten Einigkeit. Erstmals in seiner Geschichte wurde der Kirchentag am 1. Mai eröffnet - dem Tag der Arbeit. Gemeinsam geißelten Vertreter der beiden Großorganisationen Dumpinglöhne, von denen Menschen ohne staatliche Aufstockung nicht leben könnten. Die Unternehmer blieben nicht außen vor: Michael Otto von der Otto Group äußerte sogar Verständnis für eine Reichensteuer. Die soziale Marktwirtschaft brauche auch den Schulterschluss von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, brachte es Bundespräsident Joachim Gauck auf den Punkt.

Soziale Verantwortung - Weltklima - Dialog - gesellschaftlicher Frieden

Statt fetziger Debatten bietet der Kirchentag Gelegenheit, die oft formulierten hehren Christen-Ziele praktisch zu erproben. So gehört eine öko-faire Ernährung, die das Weltklima schont, zum Konzept. "Bunte Paella" und "Toskana-Pfanne" lassen sich auch mit Öko-Produkten aus der Region zubereiten. Rindfleisch wurde wegen seiner miserablen Klimabilanz von der offiziellen Speisekarte gestrichen. Öko ist nicht billig, so die Botschaft, aber bezahlbar.

Zu den größten Herausforderungen des Kirchentags bei der Vorbereitung zählte es, alle Angebote auch den 1.700 behinderten Gästen zugänglich zu machen. Mit 100.000 Türanhängern wurden "Gute Orte" für ihre Inklusionsbemühung belohnt. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs predigte zur Kirchentagseröffnung in "leichter Sprache", die auch von geistig behinderten Menschen verstanden wird.

Ein deutliches Zeichen für gelingendes Zusammenleben mit Behinderten setzte Bundespräsident Gauck bei der Diskussion mit dem Paralympics-Sieger Pastor Rainer Schmidt und Samuel Koch, der seit einem Unfall bei "Wetten, dass..?" gelähmt ist. Behinderte seien "ein Vorbild in Lebensfreude und Lebensbejahung", sagte Gauck.

Mit einem kleinen Rundgang schloss die Kanzlerin ihre Stippvisite ab. Gemeinsam mit Kirchentagspräsident Robbers und Bischöfin Fehrs besuchte sie den Stand von "Brot für die Welt". Aus Lautsprechern schallte ihr Protest gegen den Mali-Einsatz der Bundeswehr und die geplante Anschaffung von Drohnen entgegen: Demonstrationen für den Frieden gehören schließlich zu jedem Kirchentag. 

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