Eine neue Orgel aus dem Barock

Hamburger St. Katharinen-Kirche weiht ihre neue Orgel ein

Deutschlands "Hauptstadt der Kirchenmusik" bekommt ein weiteres Schmuckstück: In Hamburg weiht die Hauptkirche St. Katharinen am Sonntag ihre neue Barock-Orgel ein.
Deutschlands "Hauptstadt der Kirchenmusik" bekommt ein weiteres Schmuckstück: In Hamburg weiht die Hauptkirche St. Katharinen am Sonntag ihre neue Barock-Orgel ein. © epd-bild / Stephan Wallocha

03. Juni 2013 von Simone Viere

Hamburg. An dieser Orgel hat schon Johann Sebastian Bach (1685-1750) gespielt: Nach sechsjähriger Bauzeit wird am Sonntag (9. Juni) die neue Barock-Orgel der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen (Speicherstadt) eingeweiht. Die ältesten Pfeifen stammen aus dem Mittelalter. Klang und äußere Erscheinung gleichen der Katharinen-Orgel aus dem 17. Jahrhundert. Insgesamt 3,2 Millionen Euro hat die Gemeinde investiert - allein aus Spenden.

Die Geschichte der Orgel ist tragisch: Noch zu Bachs Zeiten besaß St. Katharinen eine der größten und schönsten Orgeln Europas. Doch schon ein Jahrhundert später verweigerte der Kirchenvorstand notwendige Investitionen. Alliierte Bomber legten dann im Sommer 1943 die Hamburger Innenstadt und auch die Kirche in Schutt und Asche. Aber auch der Wiederaufbau nach dem Krieg hat der Orgel offenbar mehr geschadet als genützt.

Schon um 1400 ist in Dokumenten von "Balgtretern" die Rede, die auf die Existenz einer Orgel schließen lassen. Die erste Organistenrechnung stammt von 1495 und belegt, dass man damals allein von Orgelspiel nicht leben konnte. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde eine neue Orgel für die stattliche Summe von 10.000 Mark gebaut, deren Gehäuse bis 1943 stehen blieb. Zu dieser Zeit galt Hamburg als europäische Hochburg der Kirchenmusik. Musiker wie Heinrich Scheidemann (1596-1663), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) haben an St. Katharinen ihre Spuren hinterlassen.

Johann Sebastian Bach lobte den Klang der Orgel in St. Katharinen

Johann Sebastian Bach besuchte mehrfach den Katharinen-Organisten Johann Adam Reincken (1643-1722) und lobte "die Schönheit und Verschiedenheit des Klanges dieser Rohrwerke". Seine Anstellung an der benachbarten St. Jacobi-Kirche scheiterte jedoch. Im 18. Jahrhundert ließ die Orgel-Begeisterung nach, stattdessen waren Opern und Oratorien gefragt. Reinckens Testament, wonach sein Erbe für die Orgel genutzt werden sollte, wurde missachtet. Während der französischen Besetzung wurde St. Katharinen 1813/14 als Pferdestall genutzt. Um die Orgel zu retten, war sie zuvor verpackt worden.

Am 30. Juli 1943 brannte St. Katharinen nach Bombenangriffen aus. Knapp ein Drittel der historischen Pfeifen und einige Windladen konnten gerettet werden. Auf dem Wiederaufbau nach dem Krieg lag jedoch kein Segen. Von 1.016 Pfeifen wurden bis zur Wiedereröffnung 1962 nur 520 wieder eingebaut, der Rest blieb verschwunden. Zudem seien die Pfeifen durcheinandergeworfen und "arg misshandelt" worden, resümiert Katharinen-Organist Fischer: "Die neu gebaute Orgel erwies sich bald als mangelhaft, teilweise als unbespielbar."

Zeitgenössische Beschreibungen und 500 zum Teil mittelalterliche Pfeifen

Nach langer Debatte wurde in den 80er Jahren beschlossen, die Orgel originalgetreu zu rekonstruieren. Das betraf sowohl den Klang als auch den Orgelprospekt. Ausschlaggebend war, so Fischer, der Bestand von rund 500 alten Pfeifen, die zum Teil noch aus dem Mittelalter stammen. Auch die Dokumentationslage war sehr gut. Es gab zeitgenössische Beschreibungen von 1720 und eine komplette Maßzeichnung des Orgelprospekts mit zahlreichen Fotos.

2005 wurde die "Stiftung Johann Sebastian - ein Orgel für Bach" gegründet und die niederländische Orgelbaufirma Flentrop beauftragt. Hauptförderer war die Powalla Bunny's Stiftung. 2009 wurde der erste Bauabschnitt mit 13 Registern eingeweiht.

"Meilensteine der Musikgeschichte" - Orgelwelt wartet mit Spannung

Nicht nur die Orgel, auch die Kirche ist mittlerweile saniert. 23 Millionen Euro wurden investiert, 20 Monate lang war die Hauptkirche komplett gesperrt. Am 1. Advent 2012 feierte die Gemeinde die Einweihung. Mit der Katharinen-Orgel seien "Meilensteine der Musikgeschichte" verbunden, urteilt Fischer. "Dieser Tag wird nicht nur von der Gemeinde, sondern auch von der gesamten Orgelwelt mit Spannung erwartet."

Rund 4.500 Pfeifen in 61 Registern hat die neue Orgel. Die kleinste Pfeife misst einen Zentimeter, die größte mehr als zehn Meter. Bischöfin Kirsten Fehrs hält den Festgottesdienst mit Bach-Kantate am Sonntag (10.30 Uhr). Um 18 Uhr beginnt das Festkonzert mit einer zeitgenössichen Uraufführung. Eine Woche später (16. Juni, 18 Uhr) startet der "Hamburger Orgelsommer". Katharinen-Kantor Fischer plant zudem ab 23. Juni ein ehrgeiziges Projekt: Innerhalb von drei Jahren soll das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach in St. Katharinen erklingen.

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