Projekt für Familien

Hobby-Handwerker machen aus der Bibel Kunst

Gemeinsam arbeiten Pastor Lars Lemke und Alicia Rudloff an einer Skulptur
Gemeinsam arbeiten Pastor Lars Lemke und Alicia Rudloff an einer Skulptur© Evangelische Zeitung / Nadine Heggen

29. Juli 2014 von Nadine Heggen

Lübeck. In der Wicherngemeinde in Lübeck-Moisling wird gebohrt, geschnitzt und modelliert. Vier Familien versuchen sich im Rahmen eines Bibelkunstprojektes als Bildhauer. Das Ergebnis: ein überlebensgroßer Mose und die Erkenntnis, dass das Alte Testament durchaus inspirierend ist.

Das Schaf braucht Beine, damit es Jesus folgen kann. Kurzerhand schnappt Pastor Lars Lemke (51) sich die Bohrmaschine und verpasst dem weißen Bauch aus Styropor vier Löcher für lange, schwarz lackierte Äste. Die zwölfjährige Alicia Rudloff assistiert ihm. Sie hat Kopf, Bauch und Beine des Schafs akribisch vorbereitet, aus Styropor, Spachtelmasse, Holz und Farbe.

Eltern und Kinder arbeiten Hand in Hand

Seit zwei Wochen kommt die Schülerin jeden Tag ins Gemeindehaus der Wichernkirche, um an dem Familienprojekt „Bibel gestalten“ teilzunehmen. Das Besondere: Ihre Mutter ist auch dabei. Projektinitiator Lemke: „Mir war es wichtig, dass Eltern und Kinder in den Sommerferien gemeinsam kreativ sind und sich darüber austauschen.“ Bei vielen anderen Angeboten, Kinderbibelwochen zum Beispiel, gäben Eltern ihre Kinder ab und wüssten gar nicht, was die den Tag über tun, welche Geschichten sie hören. Darüber könnten Familien dann abends schwer ins Gespräch kommen. „Schließlich sind die meisten Eltern alles andere als bibelfest.“

Lemke spricht gar von einem Traditionsabbruch in Familien, was Bibelgeschichten und Rituale angeht. So würden zwar Weihnachten und Ostern gefeiert, die Geschichten dahinter aber vom Konsum überlagert. „Kaum ein Konfirmand kennt noch die Weihnachtsgeschichte.“ Dieser Entwicklung wollte der rührige Pastor entgegenwirken und lud Anfang Juli drei Bibelerzähler ein, die Alicia, ihrer Mutter und vier anderen Familien anschaulich vom Propheten Mose erzählten, von dem Engel Bileam und dem Gelähmten, der von Jesus geheilt wird.

Sparkassen-Stiftung sponsert das Projekt

„Die Geschichten sollten den Familien einen Anreiz geben, um Ideen für Skulpturen zu entwickeln. Und das hat gut geklappt“, sagt Lemke, der zunächst enttäuscht war über die Resonanz auf sein Projekt. Er hatte mindestens mit zehn Familien gerechnet, die sich dafür begeistern, Bibelfiguren zu schnitzen. Nur die Hälfte hat sich angemeldet. Dabei ist das 5000 Euro teure Projekt für die Teilnehmer kostenlos, da die Sparkassenstiftung einen Großteil sponsert. Lemke: „Viele weitere Kinder hätten gern mitgemacht. Aber ihre Eltern hatten keine Lust.“

Mittlerweile ist er aber zufrieden mit dem geschäftigen Treiben, das seit einigen Tagen von morgens 10.30 Uhr bis weit in den Nachmittag im Gemeindehaus herrscht. Nach Darbietung der Bibelerzähler sprudelten die Ideen, die die Familien zunächst mithilfe von Knete in kleine Modelle umsetzten. Einige Tage später wagten sie sich dann unter Anleitung einer Architektin und eines Bildhauers an die Materialien. Der mannshohe Mantel von Mose wurde aus unbehandeltem Lerchenholz und glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt, seinen Kopf modelliert Tanja Rudloff aus Styropor und Spachtelmasse. Täglich überarbeitet die 43-Jährige die Gesichtszüge des „älteren Herrn“. Heute ist die Nase dran.

Inzwischen begutachtet Alicia ihr kleines Schaf mit den dünnen Beinen. Es ist noch nackt, die Wolle fehlt. Ein bislang großes Problem. „Mein Vater hat sämtliche Läden abgeklappert, konnte aber kein geeignetes Material finden“, sagt das Mädchen. Doch heute Morgen hatte sie die rettende Idee: Füllmaterial aus Stofftieren müsste sich doch prima eignen! Alicia fackelte nicht lange: Sie opferte sieben ihrer Teddybären – fürs Schaf und für die Kunst.

 

Familiengottesdienst zum Projektabschluß mit Vorstellung der Skulpturen: Sonntag, 27. Juli, 10 Uhr.
Bis Mitte September sind die Kunstwerke auf dem Rasen vor der Wichernkirche zu sehen.

Datum
29.07.2014
Quelle
Evangelische Zeitung
Von
Nadine Heggen
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