Umweltschutz

Hüllenlos Einkaufen - erste verpackungsfreie Lebensmittelläden

In dem Kieler Laden "unverpackt" werden Lebensmitteln und auch, wie hier auf dem Foto, Spirituosen, ohne Verpackung verkauft.
In dem Kieler Laden "unverpackt" werden Lebensmitteln und auch, wie hier auf dem Foto, Spirituosen, ohne Verpackung verkauft.© epd-bild / Christian Eggers

12. Juni 2014 von Simone Viere

Kiel. Der Verpackungsmüll stört offenbar immer mehr Konsumenten: Jetzt versuchen die ersten Klein-Unternehmer in Deutschland, verpackungsfreie Lebensmittelgeschäfte zu etablieren - und ernten dafür viel Applaus.

In Marie Delaperrières Laden bringen Kunden ihre eigenen Verpackungen mit: Butterbrotdosen, Gläser, Flaschen. Das kleine Geschäft im Zentrum von Kiel heißt "unverpackt" - und sein Name ist Programm: In den Regalen reihen sich Behälter mit Nudeln, Reis, Getreideflocken, aber auch mit Flüssigem wie Duschgel, Putzmittel, Öl oder Likör. Dazu gibt es Obst, Gemüse und Eier in Körben.

"Ich verkaufe alles zwischen zwei Gramm und 15 Kilo: Das, was meine Waagen hinbekommen", sagt die 40-Jährige, die ihren Job als Logistik-Managerin gekündigt hat, um ihren Traum von einer verpackungsfreien Einkaufsmöglichkeit zu verwirklich. "Ich will Konsumenten die Möglichkeit geben, Müll zu vermeiden", sagt Delaperrière. "Eine Alternative zum Plastikwahnsinn im Supermarkt." Der störte die dreifache Mutter schon seit Jahren.

Marie Delaperrière: "Eingeschweißte Gurken braucht kein Mensch"

"Nach einem Einkauf brachten wir immer bergeweise Verpackungen aus dem Supermarkt mit", sagt sie. "Meistens waren sie aus Plastik und hatten nicht einmal einen hygienischen Sinn." Eingeschweißte Gurken brauche kein Mensch, ebenso wenig wie Einzelverpackungen innerhalb einer einzelnen Verpackung. "Sie sind aber üblich, obwohl allgemein bekannt ist, welche schädlichen Auswirkungen die Plastikmassen auf Natur und Gesundheit haben."

Eine Reportage über eine Familie, die plastikfrei lebt, gab den Ausschlag: "Es muss in Deutschland einfacher werden, verpackungsfrei einzukaufen", beschloss die gebürtige Französin, die aus ihrem Mutterland zudem ein Verpackungssystem zum Selbstabfüllen in Supermärkten kannte. Sie suchte und fand Lieferanten, die ihr lose Ware in Großverpackungen liefern. Und eröffnete im Februar Deutschlands erstes verpackungsfreies Lebensmittelgeschäft.

300 verschiedene Produkte werden unverpackt angeboten

Wer sein Gefäß vergisst, kann aber auch hier einen Behälter kaufen oder - zur Not - eine stabile Papiertüte. 300 verschiedene Produkte bietet Delaperrière inzwischen an. Die Unternehmerin plant bereits einen weiteren Laden für Kiel. "Es herrscht der richtige Zeitgeist dafür."

Tatsächlich erhalten die deutschen Verpackungsfrei-Pioniere viel Zuspruch. In Berlin soll im Sommer ein verpackungsfreier Supermarkt namens "original unverpackt" eröffnen: Seine Macherinnen warben auf der Spendenplattform <link http: www.startnext.de link-extern>www.startnext.de für ihr Projekt und hatten in wenigen Tag das benötigte Startkapital von 45.000 Euro zusammen.

Auch in Bonn hat kürzlich ein verpackungsfreier Laden namens "Freikost Deinet" eröffnet. Gründerin Hilke Deinet bekam ebenfalls schon vor der Eröffnung begeisterte Nachrichten von Menschen aus ganz Deutschland. "Das haben wir so nicht erwartet", sagt Deinet. "Aber offenbar wollen immer mehr Menschen anders einkaufen."

Precycling nennen Umweltschützer das Konzept der Läden - Müll vermeiden, noch bevor es zum Recyceln kommen muss. Mit großen Gefäßen für lose Waren, wie sie in Tante-Emma-Läden üblich waren. "Konsumenten schätzen daran neben dem Umweltschutzgedanken auch die Freiheit, genau die Mengen einzukaufen, die sie verbrauchen wollen", sagt Emilie Florenkowsky von "unverpackt einkaufen", einem Berliner Start-Up, das bei der Umsetzung verpackungsfreier Konzepte berät.

Precycling - "Deutschland ist noch ganz am Anfang." 

In den USA sei das Selbstabfüllen von Ware - Bulk Shopping - auch in normalen Supermärkten mit ansonsten verpacktem Sortiment üblich, sagt Emilie Florenkowsky. "Deutschland ist noch ganz am Anfang." Aber auch sie erreichen immer mehr Anfragen. "Viele wollen erst mal einzelne Produkte zum Abfüllen anbieten", sagt Florenkowsky.

"Je mehr Einzelhändler das machen, desto mehr stellen sich auch die Lieferanten um." Noch müsste man suchen, um Anbieter zu finden, die zum Beispiel Duschgel im 25-Liter-Kanister liefern. Für die Konsumenten kann das unverpackte Produkt dann durchaus auch günstiger sein als ein verpacktes, schließlich fällt der Preis für die Verpackung weg. "Dafür muss es noch mehr Nachfrage bei den Produzenten geben", sagt Florenkowsky. "Das Interesse der deutschen Konsumenten ist aber auf jeden Fall geweckt."

 

Internet

Der Kieler Laden "unverpackt":  <link http: www.unverpackt-kiel.de link-extern>www.unverpackt-kiel.de Projektbeschreibung des Berliner Supermarktes "Original unverpackt" auf der Fundingplattform startnext: <link http: www.startnext.de original-unverpackt link-extern>www.startnext.de/original-unverpackt

Das Beratungsunternehmen "unverpackt-einkaufen": <link http: www.unverpackt-einkaufen.de link-extern>www.unverpackt-einkaufen.de

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