10. März 2016 | Hauptkirche St. Katharinen zu Hamburg

Ich bitte an Bord kommen zu dürfen

10. März 2016 von Kirsten Fehrs

Grußwort zum Empfang der Militärseelsorge

Anreden -
und in der Hoffnung, dass Sie mir nachsehen, sollte ich jemanden nicht namentlich genannt haben: liebe Schwestern und Brüder,

ganz herzlich heiße ich Sie im Namen unserer Nordkirche willkommen, hier in Hamburg und hier zu diesem Empfang anlässlich der 61. Gesamtkonferenz Evangelischer Militärgeistlicher. Es ist mir eine Ehre und Freude, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen, allzumal in dieser wunderschönen Hauptkirche, der Katharina direkt am Hafen. Dieses maritime Ambiente ist nicht umsonst gewählt – gibt es in Hamburg ja die gute Tradition, beim jährlichen Hafengeburtstag mit einem ökumenischen Gottesdienst den Dienst aller Soldatinnen und Soldaten (nicht allein der der Marine) zu würdigen. Ich durfte dies zuletzt an Bord der „Gorch Fock“ tun – und ich muss sagen, auf diesem Schulschiff zu feiern samt Shanty-Chor, Glocke und wetterfestem Altar war schon ein besonderes Erlebnis! Auch übrigens die Besichtigung unter Deck: Da ist ja räumlich alles so unglaublich dicht und eng, Hängematte an Hängematte. Und nicht nur dies; auch die Gefühle liegen sehr eng beisammen: Großer Stolz auf das Schiff und zugleich großes Heimweh. Liebeskummer und Kameradschaftsgeist. Erschöpfung und Abenteuerlust, all dies zusammen.

Soldat, Soldatin sein heißt eben – das wurde mir in den Gesprächen mit den meist jungen Menschen klar -  in einer enormen Dichte Widersprüchliches, ja innere Konflikte auszuhalten. Mit komplizierten Gefühlen zu Recht zu kommen. Die jungen Menschen bewegen existentielle Fragen nach der wahren Liebe und der wahren Wahrheit. Und alle kennen diese Ängste, den hohen Anforderungen und Verantwortung eines Einsatzes womöglich nicht gewachsen zu sein. Wie gut, denke ich immer wieder und heute besonders, dass es Menschen gibt, die sie begleiten. Die mit großem Feingefühl die Muttersprache unserer Kirche sprechen: die Seelsorge. Die verstehen, mitfühlen und mittragen, selbst das Unerträgliche  – so wie Jesus es immer schon tat. Geistliche, die mit auf die Reise gehen, mit den Gedanken und buchstäblich, wohin immer die Soldatinnen und Soldaten geschickt werden.

Dies nämlich gerät manchmal aus dem Blick: Kein Soldat, keine Soldatin geht aus eigenem Entschluss nach Afghanistan oder nach Mali oder gar nach Syrien. Sie gehen aufgrund demokratisch gefasster Beschlüsse des Deutschen Bundestages. Diese Beschlüsse darf man kritisieren. Und wir als Kirche tun das ja auch gelegentlich... Aber bei all dem geht eines definitiv nicht: Konflikte um den richtigen Kurs der Politik auf dem Rücken der Soldatinnen und Soldaten auszutragen. Ganz im Gegenteil: Sie verdienen unseren Rückhalt, unsere Seelsorge, unsere Gebete.  

Die Synode unserer Nordkirche hat vor zwei Wochen in einer Resolution die Beteiligung der Bundeswehr an einem Militäreinsatz in Syrien kritisiert. Sie hat die Politik aufgefordert, „alle Anstrengungen auf Alternativen zu einem militärischen Vorgehen zu richten, um die Gewaltspirale zu durchbrechen“. Ich finde diesen Ansatz richtig. Es ist uns in der christlichen Botschaft mitgegeben, immer wieder anzumahnen, die „Füße auf den Weg des Friedens zu richten“. Zivile Konfliktlösungen haben Vorrang vor jeder Gewalt. Und ich sehe uns da (besonders nach diesem Gottesdienst) nah beieinander – haben wir doch die gemeinsame Aufgabe, den Frieden unbeirrt zu denken, ja zu wagen, allen Angstmachern und Hassrednern zum Trotz, von denen es zu viele gibt in diesen Zeiten!

Zugleich gehört es für mich  zu den schwer aushaltbaren Wirklichkeiten in dieser Welt, dass wir den Einsatz von Soldaten und Soldatinnen auch weiterhin brauchen werden. Um akut bedrohte Minderheiten oder sogar ganze Gesellschaften vor Terroristen zu schützen. Oder um Handelsschiffe vor Piratenüberfällen zu bewahren. Um Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Ich danke ihnen für Ihren Dienst ausdrücklich – und Ihnen, liebe Seelsorger und Seelsorgerinnen für Ihr Mitgehen. Wir alle hier wissen dabei nur zu gut: es gibt  in etlichen Konflikten, gerade jetzt bezogen auf den IS, keine einfachen Lösungen. Deshalb ist der Dialog so wichtig, dass er nicht abreißt. Es bleibt wichtig, dass die Bundeswehr eingebunden bleibt in die Werte-Diskussionen, aber auch dass sie eingebunden bleibt in die Solidarität unserer Gesellschaft.

Ich habe dafür bei der Marine einen wunderbar passenden Ausdruck gelernt, den man vor Betreten eines Schiffes adressiert: Bitte an Bord kommen zu dürfen. In allem Respekt voreinander. Vor der Unterschiedlichkeit der Welten und Sichtweisen, an Deck und unter Deck. Nun denn: Ich bitte an Bord kommen zu dürfen. Auch an Bord Ihrer Gedanken, Einsichten und Nachdenklichkeiten. Um beieinander zu bleiben in diesem Gesellschafts-Schiff, das Kurs braucht. Mit einem Kompass, der Friede will und Christus heißt.

Ich freue mich auf die Begegnungen und Gespräche mit Ihnen und danke für die Aufmerksamkeit.

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