Seelsorge auf See

Im Ruhestand als Bord-Pastor auf das Traumschiff

Auf der MS Deutschland, bekannt aus der ZDF-Serie Traumschiff, arbeitet Lorenz Kock als Bord-Pastor
Auf der MS Deutschland, bekannt aus der ZDF-Serie Traumschiff, arbeitet Lorenz Kock als Bord-Pastor© Wikimedia

06. August 2014 von Petra Döllefeld

Pelzerhaken. Am heutigen Mittwoch sticht er in die See: Der pensionierte Pastor Lorenz Kock arbeitet als Kreuzfahrtseelsorger auf der MS Deutschland. Auf dem Luxusdampfer nimmt er alle Aufgaben eines Pastors wahr - er hat sogar schon ein Paar getraut.

Zur „Seefahrt“ kam Lorenz Kock während seiner Zeit als Gemeindepastor in Altenkrempe. Der kleine Ort liegt nördlich von Neustadt in Holstein, wo seinerzeit die Reederei Peter Deilmann ihren Sitz hatte. Die betreibt unter anderem das „Traumschiff“ MS Deutschland. Im Kontakt mit dem Reeder hörte Kock von der Bordseelsorge. Ein Jahr nach der Pensionierung stach er zum ersten Mal in See. Außer Kock gibt es in der Nordkirche noch mehr als 20 andere Bord-Pastoren.

Wenn Kock an Bord geht, weiß er nur ungefähr, was ihn erwartet: Andachten wird er halten und Gottesdienste und für Seelsorge zur Verfügung stehen. Das Programm wird erst auf dem Schiff besprochen, sagt er, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Reisenden, die er noch nicht kennt. „Lieder und Gedanken zum guten Morgen“, heißt die Morgenandacht hier. „Das klingt niedrigschwelliger, nicht so churchy“, findet der Seelsorger. Und die Gottesdienste finden oft  nicht am Sonntagmorgen, sondern Samstagabend statt.

Spontan traute er ein Paar an Bord

Einiges passiert auch spontan. Einmal sei ein Paar zu ihm gekommen und wollte getraut werden. „Wir waren schon einige Tage an Bord. Erst am Dienstag, kurz vor Ende der Reise, haben sie mir von ihrem Wunsch erzählt, am Donnerstag haben wir die Hochzeit vollzogen“, erinnert er sich. „Das war wunderschön, und die Künstler an Bord haben mitgesungen.“

 

An Bord zählen die Seelsorger zur Gemeinschaft der Künstler. „In einer Reihe mit Trapezkünstlern werden wir  bei der Vorstellung genannt“, erzählt Kock lachend. Ihm gefällt, dass der Pastor an Bord keine herausragende Position einnimmt. „Aufgesetzte Förmlichkeit ist nicht so meins.“

Schön findet der 71-Jährige auch das ökumenische Arbeiten. „Da wird nicht unterschieden, welcher Gast katholisch oder evangelisch ist. Das ist die Handschrift auf See. Dadurch haben wir viele Freiheiten, und das wird auch genutzt.“ Zum großen Abschlussgottesdienst an Bord kommen so um die 150 Menschen, erzählt er.

Dass sein Einsatz auf den Kreuzfahrt-Schiffen wichtig ist, zeigen ihm auch die seelsorgerlichen Gespräche, die er immer wieder führt. „Bei einer Reise holen einen viele Dinge wieder ein“, erklärt er. „Und hier kann man ja nicht weglaufen.“ Es gebe viele, die eine Bürde mit sich tragen und dann zu ihm kommen. Oder ihn nebenbei an Deck ansprechen. „Es reist eben alles mit, auch Probleme.“ Auch Erholung falle nicht jedem leicht. Wie der Frau, die jahrelang ihre Mutter gepflegt hat, sich nun ein paar Wochen freigenommen hat und die an Bord das schlechte Gewissen plagt, weil sie ihre 90-jährige Mutter bei den Enkeln gelassen hat. „Manchem tut es gut, wenn ich sage: Lasst die Last des Alltags mal hinter euch, ihr habt es verdient.“ Das koste dann schon mal eine Packung Taschentücher. Manchmal suche man eine Lösung, manchmal genügt es auch, gemeinsam zu schweigen.

Wie 200 Filipinos einen Gottesdienst feierten

Nicht nur die Gäste, auch die Angestellten an Bord profitieren von der Bordseelsorge. Gern denkt Kock an den Abend zurück, an dem er mit 200 Filipinos im Mannschaftsbereich einen Abendgottesdienst gefeiert hat. Nachts um halb 12, als alle Feierabend hatten. „Das war so toll, emotional und mit viel Gesang“, schwärmt er noch heute. „Man sah, dass sie ihren Glauben leben.  Sonst könnten sie ja auch nicht so lange wegsein von Zuhause.“ Kock findet Erlebnisse wie diese auch persönlich bereichernd. Es ist eben ein Geben und Nehmen.

Datum
06.08.2014
Quelle
Evangelische Zeitung
Von
Petra Döllefeld
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