Immer mehr Wohnungslose bedroht - Diakonie startet Winternotprogramm
05. November 2013
Rendsburg. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein schlägt Alarm. Die Notunterkünfte und Nachtschlafstellen für Menschen ohne Wohnung sind im nördlichsten Bundesland schon vor dem ersten Frost überbelegt. In einigen Unterkünften seien für Wohnungslose bereits Notschlafstellen auf den Fluren eingerichtet worden, sagte Diakonie-Pressesprecher Michael van Bürk in Rendsburg. Unterdessen hat die Diakonie ihr Winternotprogramm gestartet. An rund 100 Obdachlose, die "Platte machen" und keine Notunterkünfte aufsuchen, werden Schlafsäcke, Isomatten und warme Kleidung verteilt.
Diese Hilfen für das Übernachten etwa in Hauseingängen oder in Parks werden in den Tagestreffs für Obdachlose ausgegeben. In Husum und Elmshorn werden zudem zusätzliche Wohnungen angemietet. Die Stadt Kiel hat bereits beheizte Wohncontainer für die Nächte geöffnet. Die notleidenden Menschen werden hier von Mitarbeitern der Diakonie betreut.
Die Zahl der Wohnungslosen in Schleswig-Holstein ist nach einer Schätzung der Diakonie auf über 10.000 gestiegen. Wohnungslose sind Menschen, die keinen Mietvertrag besitzen und wechselnde Übernachtungsmöglichkeiten bei Bekannten, Verwandten oder in den Unterkünften der Wohnungslosenhilfe nutzen. In den Notunterkünften steigt besonders die Zahl der jüngeren Wohnungslosen zwischen 18 und 25 Jahren. Auch nimmt der Anteil der Frauen zu, der inzwischen über einem Viertel liegt, hieß es.
Diakonie: Problemfälle häufen sich, günstige Wohnungen fehlen
Van Bürk verwies auf eine Studie des Innenministeriums, derzufolge Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in Schleswig-Holstein ausgeglichen sind. Dennoch häuften sich die Problemfälle. Gerade kleine und günstige Wohnungen würden fehlen. Die Investitionen in den sozialen Wohnungsbau reichten bei weitem nicht aus. Wegen der hohen Nachfrage setzten Vermieter die Zwangsräumung mit einer Klage schneller durch als noch in den Vorjahren. Zunehmend wird auch die Räumung von Wohnungen ohne einen Prozess durchgesetzt.
Das Diakonische Werk ruft die Bevölkerung dazu auf, Polizei und Feuerwehr über die Notrufnummer 112 zu informieren, sollte ein Mensch durch Kälte in Lebensgefahr geraten.