In Ankershagen schreiben Kirchenbesucher von Hand die Bibel ab
13. August 2013
Ankershagen. Seit zehn Jahren schreiben Besucherinnen und Besucher der Kirche in Ankershagen die Bibel ab. Begonnen im "Jahr der Bibel", 2003, habe sie ein Projekt starten wollen, das die Besucher mit einbezieht, nicht viel kostet und nicht beaufsichtigt werden muss, sagt Pastorin Angelika Finkenstein. "Da unsere Besucher immer gern ins Gästebuch schreiben, kam mir diese Idee." Inzwischen ist etwas über die Hälfte der Bibel von Hand kopiert.
Die bisher beschriebenen Kladden füllen drei Aktenordner. Auf einem kleinen Tisch in der Kirche liegen Bibel, Kladden und Stifte bereit. Jeder Besucher ist eingeladen, einen Vers oder mehr abzuschreiben. Vereinzelt findet sich auch mal ein Eintrag wie "Die Kirche ist schön" in Kinderschrift. Doch der Großteil der Seiten ist zuverlässig mit Bibel-Versen und -Sprüchen gefüllt. Nicht nur Touristen machen mit, auch Gemeindemitglieder fügen immer mal ein paar Zeilen hinzu. Die Pastorin selbst natürlich auch.
Kirche in Ankershagen ist eine der ältesten in Mecklenburg - mit dem Schliemann-Museum in Nachbarschaft
Die Einträge kommen überwiegend zwischen Ostern und Oktober. Im Sommer kommen im Durchschnitt täglich 100 Besucher nach Ankershagen im Kreis Mecklenburgische Seenplatte. Die kleine Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert ist eine der ältesten Mecklenburgs und lockt Touristen aus den Orten rund um die Müritz an. Kirche und Friedhof liegen im Zentrum des 600-Einwohner-Dorfes. Direkt gegenüber ist das Schliemann-Museum: Der Troja-Entdecker hat während seiner Kindheit in Ankershagen gelebt.
Lebendige Gemeinde
Schon beim Betreten der Kirche wird klar: Dies ist eine Kirche zum Anfassen. So können Besucher etwa jederzeit auf eigene Gefahr auf den Kirchturm steigen und die beiden Glocken aus dem 18. Jahrhundert bewundern. Wandplakate in Handschrift und eine Ausstellung zeigen, dass die Gemeinde die Kirche nicht nur zum Gottesdienst betritt.
Was mit der "Ankershagener Bibel" passieren soll, wenn sie fertig ist, weiß Finkenstein noch nicht. In einem Archiv verstauben solle sie definitiv nicht. "Aber es bleibt ja noch Zeit, das zu entscheiden", sagt sie. "Es wird wohl noch mal knapp zehn Jahre dauern."