Kirche beklagt Zerstörung von Anti-Kriegskunst
10. September 2014
Hamburg. Zur Erinnerung an die Weltkriege sollte "Weiße Wäsche" an Hamburger Kriegerdenkmälern hängen. Doch an mehreren Standorten ist die Aktion mit dem Titel "Denk-Mal" gestört worden. Die evangelische Kirche als Initiator zeigt sich entsetzt.
Zerstörungen von Kunstobjekten an Kriegerdenkmälern beklagt die evangelische Kirche in Hamburg. "Wir müssen von gezielten Aktionen ausgehen", sagte Pastor Ulrich Hentschel, Studienleiter der Ev. Akademie und Initiator des Kunstprojekts "Denk-Mal".
Die Künstler Uwe Schloen und Axel Richter hatten zum Antikriegstag am 1. September an Gedenksteinen und Kriegerdenkmälern in Hamburger Stadtteilen "Weiße Wäsche" installiert und mit Texttafeln ergänzt. Die Wäschestücke mitsamt den Tafeln sind jetzt an drei Standorten in Bramgeld, Harburg und Ammersbek verschwunden.
In der Nacht zum 6. September sei zuletzt das Kunstobjekt am großen Kriegerdenkmal an der Bremer Straße in Harburg beschädigt worden, sagte Hentschel. Dabei wurden die Wäschestücke gestohlen und die Texttafel entfernt. Auch im Ammersbeker Ortsteil Bönningstedt wurde die Wäsche heruntergerissen und verstreut, die erläuternde Texttafel gestohlen.
In Bramfeld beschwerten sich die Anwohner
Eine Woche zuvor hatte es eine noch massivere Zerstörung der Kunstinstallation am Bramfelder Kriegerdenkmal gegeben. Dort wurden laut Hentschel die installierten "Wäschestücke" nach Beschwerden eines Anwohners sogar von der Polizei entfernt, zur "Eigentumssicherung". Wenige Stunden später seien auch die massiven Wäschestangen mit sämtlichem Zubehör verschwunden gewesen. "Damit war das ganze Kunstobjekt zerstört", so der Pastor.
Auf den Texttafeln der Aktion "Weiße Wäsche" heißt es: "Im Jahr des Gedenkens an die beiden Weltkriege möchten wir Sie mit dieser temporären Kunstaktion zum Blickwechsel einladen." Und: "Das Denkmal enthält mit seinen Symbolen und Inschriften eine Verklärung des Kriegs und des Soldatentodes, die angesichts der Millionen Opfer kritisch befragt werden soll."
Organisatoren besorgt über Zerstörung
"Wir haben wohl mit Protesten und kritischen Rückfragen gerechnet", sagte Hentschel. Darum habe man auch die Möglichkeit zur Diskussion angeboten. Aber die Zerstörungen der Objekte mache ihn "jetzt doch besorgt". Dabei gehe es ihm weniger um den eher geringen materiellen Schaden. Schlimmer sei "eine Intoleranz, die auch vor Zerstörung und Diebstahl nicht zurückschreckt". Hentschel: "Wir hoffen, dass diese hinterhältigen Aktivitäten gegen eine kreative Kunst von der Öffentlichkeit ebenso wahrgenommen werden wie Diebstähle und Zerstörungen in Kirchen und auf Friedhöfen."