Bischof Gerhard Ulrich

Kirche kann Oasen schaffen, um die Würde Afrikas zu stärken

Bischof Gerhard Ulrich
Bischof Gerhard Ulrich© epd-bild / Norbert Neetz

12. Juli 2012 von Simone Viere

Evangelische Hilfsprojekte in Afrika haben nach den Worten von Nordkirchen-Bischof Gerhard Ulrich (Kiel) das Ziel, die eigenen Kräfte der afrikanischen Bevölkerung zu mobilisieren. Er sei bei seinem Besuch in Kenia und dem Kongo überrascht gewesen von dem geringen Maß an Selbstverantwortung der Menschen, sagte Ulrich. Dies sei auch eine Folge der Kolonialzeit und der allgegenwärtigen Korruption. Ulrich hatte zwei Wochen lang die lutherischen Partnerkirchen in Kenia und dem Kongo besucht.

Von Thomas Morell 

Besonders beeindruckt habe ihn ein Mädchenheim im Slum von Kenias Hauptstadt Nairobi. Dort werden mit kirchlicher Hilfe aus Norddeutschland und Bayern 36 Mädchen betreut, die von ihren Eltern missbraucht oder verlassen wurden. Obwohl die Slumbewohner in tiefer Armut zwischen Müllbergen und Klärschlammhalden leben, sei das kirchliche Grundstück "picobello sauber". Ulrich: "Eine kleine Oase mitten im Slum." Es sei ein Ort für körperliche und seelische Gesundheit, der die Kenianer an ihren Stolz und an ihre Würde erinnere. "Ein Ort, wo man durchatmen kann und sagt: So kann das Leben aussehen."

Selbst Verantwortung übernehmen - "Ein langer und kein einfacher Weg"

Die evangelisch-lutherische Kirche in Kenia wolle die passive Geisteshaltung der Menschen verändern, so Ulrich. Ziel sei, dass sie selbst Verantwortung übernehmen und nicht darauf warten, dass andere die Aufgaben für sie erledigen. "Das ist ein langer und kein einfacher Weg." Nairobis Bischof Zacharia Wachira Kahuthu habe bereits mehrere Pastoren und Mitarbeiter entlassen, die in ihrer passiven Rolle verharren wollten. Es sei gut, so Ulrich, dass die Kirche für die notwendigen Veränderungen bei sich selber anfange.

Aufgefallen sei ihm, welch hohe Bedeutung in vielen afrikanischen Staaten auch heute noch die alten Stämme haben. Traditionelle Riten und Ordnungen würden "wie ein zweites Betriebssystem" auch in der Kirche immer noch mitlaufen. Allein im Kongo gäbe es 240 verschiedene Sprachen. Der tiefe Konflikt der kongolesischen Kirche zwischen dem ehemaligen leitenden Bischof und der heutigen Kirchenleitung habe seine Gründe auch in alten Stammesbeziehungen. Eine weitaus größere Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung sei aber die Korruption. Ulrich: "Es gibt ein Rechtssystem, aber es wird nicht angewandt."

Bischof von Nairobi wohnt im Slum

Die afrikanischen Partner zeigen nach den Beobachtungen Ulrichs eine große Offenheit, die Besucher auch mit den problematischen Seiten der Gesellschaft zu konfrontieren. Der Bischof von Nairobi selbst wohne im Slum. Es habe bei seinem Besuch aber auch Grenzen des Zumutbaren gegeben, räumt Ulrich ein. In der Unterkunft in Lubumbashi im südlichen Kongo hätten die Toiletten kaum, Waschbecken und Dusche gar nicht funktioniert. "Nach über einer Woche ist es schön, sich einmal wieder mit fließendem Wasser waschen zu können." Das heiße Klima und die vielen Malaria-Mücken hätten ihm durchaus zu schaffen gemacht.

Für ihn als reichen Europäer sei es eine große Versuchung, eigenhändig Geld an einzelne Hilfsprojekte zu verteilen. Viel besser sei es jedoch, das Geld an Organisationen wie "Brot für die Welt" zu spenden, weil dies eine dauerhafte Entwicklung fördere. Seine Gage für die SAT1-Fernsehbeiträge spende er regelmäßig dem Ökumenezentrum der Nordkirche.

"Wir kommen um zu sehen"

Die gleichberechtigte Partnerschaft mit Kirchen in Afrika, wie sie in der Nordkirche praktiziert werde, habe ihn wieder einmal überzeugt, bilanziert Ulrich. Die Fachreferenten im Ökumenezentrum pflegen über Jahre Kontakte zu den kirchlichen Repräsentanten, und einzelne Gemeinden füllen die Partnerschaft mit Leben. "Wir kommen nicht, um zu belehren. Wir kommen um zu sehen." Gerade für junge Menschen, die freiwillig für ein Jahr nach Afrika gehen, sei dies die Chance für eine einzigartige Persönlichkeitsentwicklung. "Sie wissen am Ende nicht nur, wie die Welt aussieht, sie wissen auch viel über sich selbst." 

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