29. Mai 2016 | Festgottesdienst vor Schloss Gottorf in Schleswig

Kirche und Feuerwehr – dem Nächsten zu helfen ist Auftrag und Ziel

29. Mai 2016 von Gothart Magaard

1. Sonntag nach Trinitatis, Predigt anlässlich des 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Schleswig

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch! Amen

 

Liebe Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Schleswig,
liebe Festgemeinde,

die Geschichte aus der Bibel, die ich gerade erzählt habe, könnte vermutlich aus dem Feuerwehr-Lehrbuch stammen.

Das richtige Werkzeug holen - das Dach abdecken - kameradschaftlich anpacken - sich von keinem Hindernis schrecken lassen, um in der Not zu helfen und zu retten…

„Retten, Löschen, Bergen, Schützen – diesem Motto fühlen Sie sich als Feuerwehrleute verpflichtet. Rund um die Uhr stehen Sie in Bereitschaft, um vielfältige Gefahren für Menschen, Tiere und Gebäude abzuwenden.

Wenn andere verzweifeln, bleiben Sie ruhig. Wo andere heraus flüchten, gehen Sie hinein. Im August 2014 haben wir das kurz nach unserem Umzug in Schleswig selbst miterlebt, als an mehreren Stellen in der Stadt Feuer gelegt wurde und Sie im Dauereinsatz waren.

Sie leisten für uns alle einen unverzichtbaren Dienst – und das geschieht nun schon seit 150 Jahren, verlässlich, Generation für Generation! Dazu gratuliere ich Ihnen heute und bin Ihnen außerordentlich dankbar, gemeinsam mit viele Schleswiger Bürgern und Bürgerinnen! “

150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Schleswig, die älteste Wehr im Kreis Schleswig-Flensburg, die drittälteste Wehr in Schleswig-Holstein. Ein wunderbares Fest über mehrere Tage haben Sie anlässlich dieses Jubiläums auf die Beine gestellt. Als ich am Mittwoch in der Zeitung das Bild vom Aufbau des Festzeltes sah: fröhliche, engagierte Mitglieder der Wehr, die zupackten, dachte ich: Ja, das ist ein großer Schatz für uns hier in Schleswig. Da engagieren sich Frauen und Männer in der Feuerwehr, stellen ihre Freizeit ehrenamtlich zur Verfügung. Sie packen selbstlos an, natürlich auch bei der Vorbereitung ihres Festes, aber sie stehen eben auch jederzeit bereit, um in der Not zu helfen und zu retten.

Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Pflege der Kameradschaft. Ob nun in der Jugendfeuerwehr oder bei den Erwachsenen: der Zusammenhalt untereinander ist von größter Bedeutung, damit man sich im Ernstfall aufeinander verlassen kann.

Und dabei sehe ich Verbindungen zur biblischen Geschichte von der Heilung des Gelähmten. Wir wissen nicht, wie lange der eine der fünf schon gelähmt war. Es muss eine lange Leidensgeschichte sein, deshalb lassen seine Freunde nichts unversucht, als sie von Jesus hören. Sie lassen sich von nichts hindern, ihren Freund zu Jesus zu bringen. Weder von seinen Bedenken, noch von der Menschenmenge vor dem Haus. Sie nehmen auch den Ärger mit dem Hausbesitzer in Kauf, dessen Dach sie öffnen.

Ich vermute mal, dass es auch bei dem einen oder anderen Einsatz der Feuerwehr zu Konflikten mit Hausbesitzern kommt, die meinen, man hätte doch etwas vorsichtiger mit ihrer Einrichtung umgehen können … und dabei vergessen, dass es sich um gut ausgebildete Feuerwehrleute handelt, die genau abwägen, was angemessen, aber auch notwendig ist.

Eines ist klar: Für die vier Freunde zählt nur eins: Ihr Freund soll gesund werden. Und sie vertrauten darauf, dass in diesem Jesus die Liebe Gottes herabgekommen ist.

Und wie reagiert Jesus? Im Bibeltext heißt es: Und Jesus sah ihren Glauben...

Er spürt das große Vertrauen der vier Freunde, er sieht die hoffnungsfrohe Erwartung in ihren Augen, er erkennt ihre Freundschaft zu ihrem gelähmten Kameraden.

Diese vier Freunde haben von Jesus gehört. Sie haben gehört, dass er Menschen heilt. Sie haben gehört, dass er keinerlei Berührungsängste hat. Er stellt sich auf jeden Menschen ein, der mit einem ernsthaften Anliegen zu ihm kommt. Das macht ihnen Mut, ihren Freund zu Jesus zu bringen in der Hoffnung, dass er sie nicht abweisen wird.

Glaube: das ist die Erwartung, dass Gott durch Jesus retten und helfen wird. Solch ein Glaube lässt sich auch durch unüberwindlich scheinende Hindernisse nicht entmutigen. Solch ein Glaube hilft uns an jedem Tag darauf zu vertrauen, dass wir nicht allein sind, dass wir auch durch schwere Zeiten getragen werden, dass es ein Licht am Ende des Tunnels aufscheinen wird.

Solch ein Glaube ist wichtig, denn wir erleben auch dies:

Manchmal denke ich.
Wie soll ich das alles schaffen, was von mir erwartet wird?
Das ist dann wie eine schwere Last auf meinem Rücken,
die mich drückt.

Manchmal bin ich todmüde, dann habe ich keine Kraft.
Ich mag nicht mehr sehen und hören, was um mich herum vorgeht.

Manchmal bin ich traurig, ich weiß eigentlich gar nicht, warum.
Ich fühle mich niedergeschlagen und bedrückt.

Manchmal bin ich krank,
bin ans Bett gefesselt und darf nicht aufstehen.
Dann bin ich wie gelähmt und habe Zeit zum Nachdenken.

Was wir auch immer erleben:

Jesus sagt:

„Steh auf und geh.
Steh auf, du sollst leben.“

Und manchmal erleben wir das durch gute Freunde und Freundinnen, die uns ermuntern und etwas zutrauen. Und manchmal richtet uns ein gutes Wort auf.

Wer heil werden will, muss manche Hürden überwinden. Wer schon einmal länger krank war, der weiß, dass es nicht einfach ist, das auszuhalten und seine Selbstachtung zu behalten. Wer permanent auf fremde Hilfe angewiesen ist, braucht ein gesundes Selbstbewusstsein, um sich nicht als nutzlos zu empfinden.

Auch der Gelähmte der fünf Freunde musste Mut aufbringen: sich der Situation auszusetzen, öffentlich vor Jesus und all die anderen gelegt zu werden. Wohl darauf zu vertrauen, aber letztlich es doch nicht zu wissen: „Wie wird er reagieren? Wird er mich ernst nehmen oder zurück weisen? Wird er mir helfen?“

Ich denke heute und hier an Situationen nach schweren Einsätzen der Feuerwehr: Schlimme Bilder gilt es zu verarbeiten. Die kann man in der Feuerwache nicht einfach wie die Uniform an den Haken hängen. Da braucht es unter Umständen professionelle Hilfe.

Aber vielleicht kommen dann hinderliche Gedanken wie: „Was mögen die anderen denken? Das muss man doch abkönnen, wenn man in der Feuerwehr ist! Psychologische Hilfe suchen?“

Ich kann Ihnen da nur Mut machen, so wie die vier Freunde es mit ihrem gelähmten Freund gemacht haben. Lassen Sie sich, wenn Sie in solch eine Lage kommen, nicht hindern, professionelle Hilfe aufzusuchen. Auch ausgebildete Feuerwehrseelsorgerinnen und –seelsorger stehen bereit, ein kirchlicher Dienst, den ich sehr wichtig finde und froh bin, dass es ihn gibt. Nehmen Sie ihn in Anspruch, wenn Sie ihn brauchen.

Kirche und Feuerwehr – da gibt es Verbindungen, nicht nur das Motto aller Wehren: „Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr.“ Ein so einfaches und klares Wort, das mir an vielen Orten begegnet.

Extra für diesen Gottesdienst haben Kameradinnen und Kameraden ein „Feuerwehrkreuz“ hergestellt, das wir hier vor uns sehen. Ich freue mich darüber wie auch über den stilisierten Turm des Schleswiger Doms im Logo der Freiwilligen Feuerwehr Schleswig.

Kirche und Feuerwehr – das passt gut zusammen. Gemeinsam haben wir das Ziel, unserem Nächsten in der Not beiseite zu stehen. Gemeinsam wissen wir darum, dass dies nicht immer möglich ist trotz allem guten Willen.

Aber an unserer biblischen Geschichte von den „Fünf Freunden“ wird deutlich: Wohl dem, der solche Freunde hat. Wohl dem, der sich in der Gefahrensituation auf die Kameradin oder den Kameraden neben sich verlassen kann. Wohl dem, der auf Gott vertraut, der uns in allen Notlagen zur Seite steht.

„Gerade in Ihrem oft gefährlichen und immer an die menschlichen Grenzen gehenden Dienst ist es gut, auf Gottes Hilfe zu vertrauen.

So wie Sie sich aufeinander verlassen können und müssen,
so sollen Sie wissen, dass Gott an Ihrer Seite steht.

Möge Sie die Erfahrung und das Wissen, dass Gott Sie in Ihrem Dienst begleitet, immer wieder stärken und ermutigen.

Möge Gott Sie in all ihrem Tun, in Not und Gefahr bewahren und segnen.“
Amen

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