Bundesweit jede zehnte Kirche bedroht

Kreative Ideen bei der Umnutzung von Kirchgebäuden

Sturmgeschützt und regensicher -Das kastenartige Gotteshaus der entwidmeten Hamburger Bethlehemkirche dient seit 2010 einem zweistöckigen Kita-Haus als "Wetterhülle".
Sturmgeschützt und regensicher -Das kastenartige Gotteshaus der entwidmeten Hamburger Bethlehemkirche dient seit 2010 einem zweistöckigen Kita-Haus als "Wetterhülle". © epd-bild / Stephan Wallocha

14. Februar 2013 von Simone Viere

Hamburg. Die Kritik an der geplanten Umwandlung der Hamburger Kapernaum-Kirche in eine Moschee war kaum verhallt, da macht eine neue Hiobsbotschaft die Runde: Bundesweit steht jedes zehnte Kirchengebäude vor dem Aus. Das wurde kürzlich bei einer Fachtagung in Saarbrücken bekannt. Kirchenaustritte, schwach besuchte Gottesdienste und immer höhere Instandhaltungskosten führten dazu, dass etwa jedes zehnte Kirchengebäude von Katholiken und Protestanten in Deutschland in den nächsten Jahren vor Umwidmung oder Abriss steht, hieß es auf der Tagung mit Vertretern beider christlicher Kirchen.

In Hamburg meldete sich unterdessen ein Unterstützerkreis für die dort geplante Umwandlung der ehemaligen Kapernaum-Kirche zu Wort: "Die Steine von Kapernaum sind nicht muslimisch oder christlich", heißt es in einem Aufruf des ehemaligen Hamburger Verdi-Leiters Wolfgang Rose. Die Umwandlung eines früheren christlichen Gotteshauses in eine Moschee müsse nicht als Bedrohung verstanden werden, sondern biete eine große Chance für den Dialog der verschiedenen Religionsgemeinschaften in einer säkularen Stadt, so der Appell des Bürgerschaftsabgeordneten. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen auch der Hamburger Hauptpastor Christoph Störmer sowie der Direktor der Akademie der Weltreligionen, Wolfram Weiße.

Umnutzung von Kirchgebäuden: Von der Kita bis zum Nationalparkzentrum

In der Umnutzung von Kirchen zeigen Hamburger Kirchenkreise und auch das Erzbistum Hamburg Kreativität. So sieht auf der Ferieninsel Sylt ein katholisches Gotteshaus einer ungewöhnlichen Zukunft entgegen: Es soll ab Sommer als Nationalpark- Infozentrum genutzt werden, wie die katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet. Die Kirche Sankt Joseph in Hörnum auf Sylt wurde im Juni 2008 im Rahmen einer Strukturreform profaniert (entweiht). Offizielle Gespräche mit dem Erzbistum Hamburg mündeten im Juni 2012 in einen Pachtvertrag zwischen der Gemeinde und dem Verein, der eine Nutzung der Kirche auf 30 Jahre festschreibt; Eigentümer bleibt die Gemeinde.

Auch in Hamburg wurden in den vergangenen Jahren laut Nordkirchensprecher Mathias Benckert insgesamt 13 ehemalige Gotteshäuser entwidmet. Einige wurden abgerissen, andere haben neue Mieter bekommen. So wurde zum Beispiel die Gnaden-Kirche auf St. Pauli 2004 an die russisch-orthodoxe Kirche verkauft. St. Stephanus in Eimsbüttel beherbergt heute eine Internet-Agentur und die Bethlehemkirche in Eimsbüttel, die 2005 entwidmet wurde, wird seit 2010 als Wetterhülle für eine im Innenraum neu gebaute evangelische Kita genutzt. 

Steigende Energiekosten - schrumpfende Gemeinden

Bei knapp 700 000 evangelischen und katholischen Kirchenmitgliedern in Hamburg ist die Dichte an Gotteshäusern immer noch recht hoch: Nach dem Krieg wurden viele Kirchen gebaut, Hamburg war eine stark wachsende Stadt. Heute nimmt die Zahl der Gläubigen ab, die laufenden Kosten für die Gotteshäuser steigen unterdessen. Im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein werden derzeit 74 Kirchen genutzt, im Kirchenkreis Hamburg-Ost sind es 153. Das Erzbistum Hamburg verfügt über 211 Kirchen. Insgesamt sind dort seit der Gründung vor 18 Jahren 35 katholische Kirchen entwidmet worden.

Kegelrobbe und Schweinswal statt Glockengeläut und Gottesdienst

In der 1962 erbauten Josephskirche auf Sylt sollen in der großen Ausstellung des Projekts „Arche Wattenmeer” Besucher  für die Schönheit des Wattenmeers sensibilisiert werden, berichtet KNA. Zur Eröffnung am 3. Juli werden der Hamburger katholische Erzbischof Werner Thissen, ein Bischof der Nordkirche und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) erwartet, .

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