Landessynode

Landesbischöfin: "Lasst uns Experimente machen"

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt führte die Synodalen ins Thema Kirche im Umbruch ein
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt führte die Synodalen ins Thema Kirche im Umbruch ein© Susanne Hübner, Nordkirche

15. November 2019

Die Landessynode der Nordkirche diskutierte auf ihrer Tagung am Freitag über neue Wege zum Aufbruch. Denn die im Frühjahr veröffentlichte „Freiburger Studie“ hatte prognostiziert: Bis zum Jahr 2060 sollen sich Mitgliederzahlen und finanzielle Möglichkeiten sowohl evangelischer Kirchen halbiert haben.

Vor allem Jüngere sollen in Zukunft erreicht werden. So könnten Kirchengemeinden künftig erproben, Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen oder Bestattungen offener zu gestalten, heißt es in einem Leitlinien-Entwurf, den Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in Lübeck-Travemünde vorstellte. "Lasst uns Experimente machen", waren ihre Worte.

Peters: "Es gibt die Chance, den Trend abzumildern"

Die demografische Entwicklung sei für den Wandel nur zum Teil verantwortlich, sagte der Co-Autor der Studie, Fabian Peters. Größeren Einfluss hätten die hohen Austrittszahlen jüngerer Menschen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Peters: "Wir werden älter, wir werden weniger, wir werden ärmer." Es gebe allerdings eine realistische Chance, den Trend um zehn Prozentpunkte abzumildern.

Vom Predigt-Slam über die Wohnzimmerkirche bis hin zum Pilgercafé

Die Kirche sollte die Statistiken ernst nehmen, aber konstruktiv und gelassen damit umgehen, betonte die Landesbischöfin. Sie beobachte viele Aufbrüche. Dazu zählten die Nacht der Kirchen, Predigt-Slam, Wohnzimmer-Kirche, Jugendbegegnungen, Pilgercafés und die Eckernförder Schäferwagenkirche. Zugleich ermutigte sie die Synodalen, sich notwendigen Veränderungen nicht in den Weg zu stellen. "Manches Gewohnte ändert sich." Es werde auch Neues wachsen, "auch da, wo wir es gar nicht erwarten".

Kontakt zur jüngeren Altersgruppe suchen

Zwischen 20 und 28 Jahren ist ein Kirchenaustritt nach den Worten Peters' besonders wahrscheinlich, bei Männern eher als bei Frauen. Die Nordkirche müsse sich fragen, wie sie heutzutage Kontakt zu dieser Altersgruppe halte. Sinnvoll sei etwa eine Form der Begrüßung bei Umzügen oder ein Dank für gezahlte Kirchensteuern. 0,3 Prozent würden pro Jahr in die Nordkirche wieder eintreten, so Peters. Sie seien meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Im Vergleich zu anderen evangelischen Landeskirchen sei die Quote in der Nordkirche um die Hälfte höher.

Fabian Peters vom Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg stellte den Synodalen die Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die Nordkirche bis zum Jahr 2060 vor© Susanne Hübner, Nordkirche

Impulse aus den Arbeitsgruppen

Zusammengetragen wurden Impulse aus Arbeitsgruppen. So plädierte Pastorin Ulrike Brand-Seiß dafür, Gemeindepastoren von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Um jüngere Menschen zu erreichen, sollte statt der Goldenen Konfirmation nach 50 Jahren eher nach fünf Jahren gefeiert werden. Nach den Worten von Propst Matthias Bohl braucht die Kirche mehr Mut, alles zu lassen, was nicht mehr notwendig ist. Konfirmanden sollten enger in das Gemeindeleben eingebunden werden. Vorgestellt wurden während der Synodentagung auch zahlreiche Projekte der Jugend- und Familienarbeit.

"Fürchte dich nicht" ist die Botschaft 

Der Hamburger Theologie-Professor Hans-Martin Gutmann sprach in seinem Vortrag über das Lebensgefühl in der evangelischen Kirche: Vorherrschend sei seiner Beobachtung nach die Angst vor der Knappheit von Ressourcen, so als wäre die prognostizierte Katastrophe schon da. Stattdessen empfahl er Vertrauen in die biblische Erzähltradition, die das "Fürchte dich nicht" vermittle. Ein sorgenvolles Lebensgefühl trage eher dazu bei, dass noch mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren.

Den Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode.

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