Landesbischof Ulrich: Jubiläum der Reformation mit Katholiken feiern
24. Oktober 2014
Hamburg. Ein Blick voraus: Das Reformationsjubiläum 2017 kann nur gemeinsam mit Katholiken und anderen Konfessionen gefeiert werden, sagt Landesbischof Ulrich. Eine klare Meinung hat Ulrich im Interview mit der Evangelischen Zeitung auch zum Thema Frauen in Leitungspositionen.
Das Reformationsfest 2017 kann nach Ansicht von Gerhard Ulrich, Landesbischof der evangelischen Nordkirche, nur gemeinsam mit Katholiken und anderen Konfessionen gefeiert werden. Die Feierlichkeiten würden einerseits an die gegenseitigen Verletzungen und Verfolgungen durch die beiden großen Kirchen erinnern, andererseits an die Freude über die Gemeinschaft und den gemeinsamen Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums, sagte Ulrich der "Evangelischen Zeitung", die an diesem Sonntag in Hamburg und Hannover erscheint. Ulrich ist im Nebenamt auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Auch wenn das Interesse an christlicher Religion nach wie vor groß sei, führe dies derzeit nicht zu höheren Mitgliederzahlen der großen Kirchen, räumte Ulrich ein. Nachgefragt seien vor allem ästhetische Formate, die sinnlich erfahrbar seien. Christlicher Glaube und seine Konsequenzen für die eigene Lebensführung seien dagegen weniger gefragt. Für eine solche verstandesmäßige Auseinandersetzung müsse die kirchliche Bildungsarbeit gestärkt werden.
Einig in ethischen Fragen
Unterschiede innerhalb der evangelischen Kirche zu ethischen Fragen zeigen sich nach Einschätzung von Ulrich nur selten bei den christlichen Grundlagen. Strittig sei dagegen oftmals die Frage, welche Folgerungen sich aus diesen theologischen Einsichten für die konkrete Lebenspraxis ergeben. Dies habe sich besonders deutlich in den Fragen zur Familie gezeigt. Aber auch die Bewertung von Homosexualität sei eine solche Frage. Moralische Aussagen zielten immer in eine konkrete Situation und eine bestimmte Zeit. "Auf die Fragen, die uns heute beschäftigen, geben die biblischen Texte keine unmittelbare Antwort."
Dass Frauen in Leitungspositionen seltener vertreten sind als Männer, ist nach Ulrichs Worten kein kirchliches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Frauen hätten offenbar weniger Interesse, ihre Lebenszeit vornehmlich der Arbeitswelt zu "opfern". In Deutschland werde allerdings kaum zur Kenntnis genommen, dass in den vergangenen Jahren viele Kirchen in Afrika und Lateinamerika die Frauenordination eingeführt haben. In den Gremien des Lutherischen Weltbundes müssten Männer und Frauen inzwischen mindestens zu jeweils 40 Prozent vertreten sein. Und in den Vikarsgruppen der Nordkirche seien Männer mittlerweile eine Minderheit.
Info
Das Interview im Wortlaut finden Sie in der Evangelischen Zeitung. Ein kostenloses Probe-Abo können Sie <link http: www.paradiso.de evangelischezeitung-abonnieren _blank link-extern>hier bestellen.