7. Mai 2017 | Christuskirche Eidelstedt

„Luther bei die Fische“

07. Mai 2017 von Kirsten Fehrs

Jubilate, 10 Jahre MomentMal, Predigtimpuls

Schwer begeistert bei Ihnen zu sein, gratuliere ich zu zehn Jahren MomentMal! Zehn Jahre mit so vielen unterschiedlichen Leuten in einem Team, bei dem der Pastor auch mal hier vorne stehen darf, um etwas zu sagen. Zehn Jahre Theater darüber, wie das Leben wirklich spielt. Immer wieder neue aktuelle Themen, Diskussionen, moderne Lieder, zehn Jahre Auseinandersetzung mit dem Glauben auch im Gebet – wenn das nicht Reformation ist.

Hier in Eidelstedt müssen Sie gar nicht lange suchen – Luther ist hier längst „bei die Fische“. Hat doch der alte Luther z. B. auch ständig neue Lieder in die Kirche geholt, war er doch geradezu ein Pop-Star seiner Zeit! Und auf Luther geht ja zurück, dass vor allem das Team der Ehrenamtlichen Kirche ist. Wobei der Pastor natürlich auch was darf – nämlich dafür zu sorgen, dass wir alle die Bibel in die Mitte der Gedanken tragen. Dann: Gehörig Theater gemacht und Luther auf den Boden der Tatsachen geholt hat ihn seine Katharina, aber hallo, mag sein, zehnmal täglich. Und diskutiert hat Luther ja auch rauf und runter, weil es eben im Leben nicht mit den einfachen Antworten und Parolen getan ist, oder?

Vielmehr braucht es für das, was einem wirklich wichtig ist – auch im Glauben! – so eine Gemeinschaft, die mit einem nachdenklich ist, in dieser aufgewühlten Welt. Eine Gemeinschaft, die mit einem dankbar und glücklich ist über das neugeborene Kind und die mit einem trauert, wenn man die Liebe seines Lebens verloren hat. Eine Gemeinschaft, die einem hilft, Standpunkte zu entwickeln und die Mut macht, für andere einzustehen. So habe ich als Jugendliche Kirche erlebt: Als weiten Raum. Kirche war der Ort, an dem die Freiheit der Gedanken gelebt wurde und die Hoffnung des Gebetes. Der wahre Schatz der Kirche ist das Evangelium!, sagt Luther dazu in seinen Thesen. Hört sich natürlich ein wenig altbacken an, klar. Ist ja auch schon 500 Jahre her.

Aber das, was Luther damals bei die Fische getan hat – respektive seine Frau Katharina, die ja sein Leben gemanagt hat, - was also unser protestantischer Glaube an „Protest“ formuliert hat gegen eine Politik und gegen eine Kirche damals, die die Menschen in Angst versetzt und manchmal buchstäblich für dumm verkauft hat – das ist hochaktuell.

Also Luther bei die Fische heute, 2017.
Als vor etwa 100 Tagen Präsident Trump in sein Amt eingeführt wurde – ein Präsident, der ja wirklich verstört durch seine Lügen, seine Wut und überhaupt seine Art, den Werten der Demokratie den Rücken zu kehren – da haben Tausende demonstriert. Darunter auch viele Protestanten, und zwar im Namen eines Mannes, der in den USA viel bekannter ist als Martin Luther: Martin Luther King.

Seine Geschichte ist auch eine Reformationsgeschichte. Eine Geschichte der Befreiung von Angst. Sein Kampf gegen Rassismus, Unterdrückung und Ungerechtigkeit begann mit Rosa Parks, einer afroamerikanischen Näherin aus Alabama und überzeugten Christin. Sie stand im Bus nicht auf, als man ihr sagte, sie schubste, drängte, sie dürfe dort nicht sitzen - als Schwarze. Sie stand nicht auf. Hier saß sie -  sie konnt‘ nicht anders! - und die Befreiungsbewegung Martin Luther Kings begann.

Was das genau mit Martin Luther zu tun hat? Eine spannende Geschichte: Gerade mal fünf Jahre war der kleine Michael King alt, als sein Vater, der auch Michael King hieß und ein Baptistenpastor war, ihn 1934 zu einem Baptistenkongress nach Deutschland mitnahm. Nach dieser Reise änderte Michael King sen. seinen Namen und den seines Sohnes in Martin Luther King. Man vermutet, dass der Vater so stark beeindruckt war von Martin Luthers Leben und Werk, das er sich mit seinem Namen, aber auch in seiner Haltung an ihn gebunden hat.  Eine Haltung des Mutes. Und der Freiheit. Und ich musste sofort daran denken, dass ja auch Luther selbst strenggenommen seinen Namen geändert hat. Von „Martin Luder“ in „Martin Luther“, abgeleitet von griechisch „E-leutherios“ – „der Befreite“ oder "der Freie“. – Ein Name mit Programm, eben der Freiheit eines Christenmenschen.

Genau 30 Jahre später kam der inzwischen berühmte Martin Luther King junior erneut nach Berlin. Die Stadt war geteilt, eingeladen hatte ihn Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister. King sprach 1964 in der Waldbühne in West-Berlin vor 20.000 Menschen und begeisterte sie mit den Worten: „Überall, wo Menschen trennende Mauern niederreißen, erfüllt Christus seine Verheißung. In diesem Glauben werden wir gemeinsam für die Freiheit aufstehen in der Gewissheit, dass wir eines Tages frei sein werden.“
Am Abend dann wollte er auch in Ostberlin predigen. Davon riet die US-Stadt-Kommandantur ihm dringend ab, war doch tags zuvor ein DDR-Flüchtling an der Mauer erschossen worden. Vorsichtshalber behielt die Behörde gleich seinen Pass ein. King fuhr trotzdem zum Checkpoint Charly und zeigte dort einfach seine Kreditkarte vor… Und predigte tatsächlich in der Marienkirche vor 3.000 Menschen. Und als der Kirchenchor dann den Spiritual sang „Go Down, Moses“ – und als es immer wieder hieß: „Let My People Go“… da hatte jeder verstanden, was gemeint war. Noch heute sagen Menschen, die dabei waren: Die Erinnerung an diesen Moment hat mir 1989 Mut gegeben.
Was für eine Geschichte! Als Fünfjähriger nahm Michael King den großen Namen Martin Luther aus Deutschland mit. Als 35-Jähriger brachte er nach Deutschland etwas zurück: Hoffnung. Und seinen Traum: Trennende Mauern niederzureißen. Und es dauerte noch nicht einmal 25 Jahre, bis diese Vision Wirklichkeit wurde.

Solche Geschichten der Befreiung – sie sind Luther bei die Fische! Geschichten unseres Lebens. Die mit uns zu tun haben und mit all den großen Themen wie Freiheit und Gerechtigkeit und die Überwindung von Enge, heißt: von Angst, die einen so furchtbar eng macht. Auch in den Gedanken.
Ich bin mir zutiefst in meinem Glauben sicher, dass wir auf der Welt sind, diesen alten biblischen Traum des Martin Luther und Martin Luther King immer wieder neu zu hoffen. Gemeinsam. Und neu – trotz allem. Wir haben die Kraft dazu! „Denn ich bin bei euch und lege einen neuen Geist in euch“,  so sagt es Gott in unserer Jahreslosung. Heißt: Unsere Zeit, unser Streben, unser Glück, das Lieben und das Leben – all dies liegt nicht in der Hand von machthungrigen Despoten diesseits und jenseits des Atlantik. All dies liegt in den zärtlichen Händen eines allumfassenden großen Gottes, der uns segnet.

Es ist diese gemeinsame Hoffnung, die uns stark machen will aufzustehen gegen die Feinde des Lebens. Derer, die uns mit Gewalt terrorisieren. In Syrien und so vielen Ländern, aber ja auch bei uns.

In ein paar Wochen haben wir in Hamburg den G20-Gipfel. Ich weiß, dass viele darüber verärgert sind, „genervt“. Aber ich finde es ausdrücklich richtig, dass sich all die Staatsoberhäupter hier in Hamburg treffen und reden. Aber bitte mit Butter bei die Fische beim Festbankett. Denn es braucht konkrete Lösungen für die vielen Konflikte in dieser Welt.
Wir wissen: Nicht jeder an dem Tisch, an den Hamburg und die Kanzlerin laden, schützt in seinem Land die Demokratie. Es gibt Staatsoberhäupter, die unterdrücken die Freiheit der Meinungen und Religionen, verletzen Menschenrechte, üben Gewalt aus gegenüber Journalisten, Künstlern, Regimekritikern. Das aber geht nicht! Also – liebe Protestanten – es ist Zeit, vom Sofa aufzustehen. Haltung zu zeigen. Für unsere christlichen Werte in unserer Gesellschaft. Als Protestanten können wir doch gar nicht anders. Geht zum Beispiel zum interreligiösen Friedensgebet am  6. Juli an die Uni, oder in eines der vielen Friedensandachten am 7. Juli, wenn´s losgeht mit dem Gipfel. Und am 8. Juli zum ökumenischen Gottesdienst – kritisch, dialogbereit, friedfertig.
Wir können uns da wieder sehen – ich wäre schwer begeistert.
Denn da erleben wir‘s auch. Hautnah wie hier: Luther bei die Fische, das sind wir!
So bewege der Friede Gottes unsere Herzen und Sinne.

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