Luthers Protestlied geht ins Ohr
12. Mai 2017
Nur sieben Minuten dauert er, 60 Jugendliche zwischen 12 und 20 nehmen daran teil: Beim „Smart Mob“ zum Gottesdienst am 21. Mai in der Hauptkirche St. Petri geht es um eine ungewöhnliche Aufführung des des Luther-Liedes „Nun freut Euch liebe Christen g‘mein“ vor. Zwischen den Versen werden die alten theologischen Formeln mit selbstgeschriebenen Rap-Texten aktualisiert und heutige Themen auf den Luthertext bezogen.
Die Kirchenmusikerin Barbara Fischer (Trittau) und ihr Kollege Timo Rinke (Volksdorf) zeigen mit ihrem Projekt für jugendliche Kirchenchor-Sänger, dass das fast 500 Jahre alte Protestlied gegen Angstmache auch heute noch aktuell ist. In unterschiedlichen Stimmenverteilungen und szenisch- dialogischen Wechselgesängen tragen die Jugendlichen aus dem Kirchenkreis Hamburg-Ost es als ein Gassenhauer auf, der ins Ohr geht.
Die Propagandatrompete der Reformation
„Dieses Lied war sozusagen die Propagandatrompete der Reformation“, sagt Prof. Johanna Haberer. „Es wurde auf Flugblätter gedruckt, von Bänkelsängern gesungen, von Straßenkünstlern aufgeführt.“ Die Theologin, Journalistin und Buchautorin hat zusammen mit den Jugendlichen die Texte entwickelt und wird im Gottesdienst die Predigt halten.
Befreiungslied gegen die Teufelsangst
Dabei schrieb Martin Luther „Nun freut Euch liebe Christen g‘mein“ im Jahr 1523 gar nicht als Kirchenlied, sondern als öffentliches Protestlied gegen die absolute Kontrolle des Lebens durch die Forderung nach frommer Leistung und als Befreiungslied gegen jede Teufels- und Höllenangst.
Aufführungszeiten: streng geheim
Die „Smart Mobs“ werden in der Regel nicht vorher angekündigt und setzen auf den Überraschungseffekt. So werden vorab auch keine genauen Zeiten für weitere Aktionen auf dem Kirchentag in Berlin und dem Reformationsfest der Hamburger Kirchenkreise am 29. Juli in der HafenCity bekannt gegeben.