Mehr Qualität im Kindergarten gefordert
12. Januar 2015
Kiel. Im Positionspapier steht Klartext: Die Kitas in Schleswig-Holstein seien „chronisch unterfinanziert“. Nötig seien vor allem kleinere Gruppen, fordert ein Aktionsbündnis.
Das Kita-Aktionsbündnis Schleswig-Holstein hat eine deutliche Qualitätsverbesserung für die Kindertagesstätten mit mehr Geld und Personal gefordert. Trotz gestiegener Landesförderung auf 158,29 Millionen Euro im vergangenen Jahr sei der Kita-Bereich immer noch "chronisch unterfinanziert", heißt es in dem Montag auf einer Kieler Fachtagung veröffentlichten Positionspapier "Zukunft für Kinder gestalten: Kita-Qualität heute schaffen."
Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) kündigte erhöhte Finanzmittel für pädagogische Fachberatungen an, um die Qualität zu erhöhen. Dafür würden in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen, mehr als doppelt so viel wie 2014. Außerdem werde das Land die Mittel für den Aufbau von Familienzentren erhöhen. Im vergangenen Jahr gab es dafür 1,3 Millionen Euro, ab 2015 sollen es 2,5 Millionen Euro jährlich sein. Zu einem Familienzentrum gehören neben einer Kindertagesstätte beispielsweise Beratungs- und Bildungsangebote für alle Generationen, Begegnungstreffs sowie Baysitterdienste und Hausaufgabenhilfe.
Personalsitutation muss verbessert werden
Das Kita-Aktionsbündnis ist ein Zusammenschluss von Gewerkschaften wie ver.di und GEW, Wohlfahrtsverbänden wie Diakonie und AWO sowie der Landeselternvertretung. Nach den Worten von Markus Potten, Geschäftsführer des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen (VEK), könne derzeit nicht genau beziffert werden, wie hoch der Finanzzuwachs für den Kita-Bereich sein muss. Feststehe aber, dass beispielsweise die Personalsituation verbessert werden müsse, um grundlegende Qualitätsstandards überhaupt zu erreichen.
So sei ein Personalschlüssel von zwei Erzieherinnen-Vollzeitstellen für eine Gruppe von 18 Kindern notwendig, sagte Potten weiter. Langfristig sollte eine Gruppe nicht mehr 16 als Kinder haben. Derzeit seien Gruppen von 25 Kindern die Regel. Zudem gebe es zu viele Teilzeit- und zu wenig Vollzeitstellen. Bei Kindergärten ab drei Gruppen müsse eine Leitungsstelle vorhanden sein, die sich ausschließlich um die Leitungsaufgaben kümmert. In Schleswig-Holstein gibt es mehr als 1.700 Kindertageseinrichtungen mit über 100.000 Plätzen.
Annett Klöfkorn-Papke, Leiterin einer acht-gruppigen Kindertageseinrichtung der AWO mit 140 Kindern inMalente, beschrieb den Kita-Alltag: "Die Anforderungen, die tagtäglich an die Fachkräfte gestellt werden, sind mit dem gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssel, mit den gegebenen Rahmenbedingungen nicht zu schaffen." Die Kita habe 1,5 Kräfte für 22 und oft mehr Kinder, im Krippenbereich gebe es zwei Kräfte. Klöfkorn-Papke: "Was mache ich, wenn Personal ausfällt?"
In dem Positionspapier wird darauf hingewiesen, dass aufgestockte Gelder von Bund und Land in erster Linie für mehr Betreuungsangebote im Krippen-Bereich für Kleinkinder unter drei Jahren eingesetzt wurden. Die Strukturqualität in den Kitas sei aber in Bezug auf Gruppengröße sowie Fachkraft-Kind-Relation "unverändert unzureichend" geblieben. Eine auskömmliche Finanzierung wäre auch dann nicht in Sicht, wenn Kommunen, Eltern und Träger noch höhere Finanzbeiträge leisten würden.