Mehr Schutz für frierende Menschen ohne Obdach
09. Dezember 2012
Kiel. Um Obdachlose bei eiskalten Temperaturen vor dem Erfrieren zu schützen, wird in Schleswig-Holstein eine Info-Aktion gestartet. Im gesamten Land rufen Plakate die Bevölkerung dazu auf, Polizei oder Verwaltung zu informieren, wenn ein obdachloser Mensch zu erfrieren droht. "Niemand sollte zögern, die Notrufnummer 112 zu wählen, wenn der Verdacht besteht, dass ein Mensch durch Kälte in Lebensgefahr gerät", sagte Anke Schimmer vom Diakonischen Werk am Freitag in Kiel. Zusätzlich fordern die Plakate die Obdachlosen selbst dazu auf, bei Kälte die Unterkünfte für wohnungslose Menschen in den Städten aufzusuchen.
Projektpartner der Diakonie-Initiative sind Sozialministerium, Innenministerium sowie Landkreistag, Städteverband und Gemeindetag.
Die Diakonie schätzt die Zahl der Obdachlosen in Deutschland auf 18.000. In Schleswig-Holstein sind es bis zu 100 Menschen, die "Platte machen" und nur schwer dazu zu bewegen sind, nachts die Unterkünfte aufzusuchen. Das jährliche Winternotprogramm der Diakonie für diese Menschen wird vom Land mit 22.000 Euro unterstützt. Für sie werden während der Wintermonate zusätzliche Wohnungen angemietet. In Kiel stehen beheizte Schlafcontainer bereit. In einigen Städten werden in den Tagestreffs für Obdachlose warme Kleidung und Schlafsäcke ausgegeben.
Zahl der Wohnungslosen nimmt zu
Die ganzjährig geöffneten Notunterkünfte sind angesichts der Kälte seit Anfang des Monats nahezu ausgelastet. Die Mitarbeiter in den Einrichtungen unterscheiden zwischen Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit. Obdachlose, die auf der Straße leben, seien die Ausnahme geworden, hieß es. Dagegen nehme die Zahl der Wohnungslosen auch in Schleswig-Holstein stetig zu.
Junge Menschen besonders betroffen
Nach Schätzungen der Diakonie leben im Land bis zu 10.000 Menschen ohne Wohnung. Sie besitzen keinen Mietvertrag und schlagen sich mit wechselnden Übernachtungsmöglichkeiten durch: Bei Bekannten, Verwandten oder in den Unterkünften der Wohnungslosenhilfe.
Der seit einigen Jahren beobachtete Trend, dass zunehmend jüngere Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sind, setzt sich nach Einschätzung der Diakonie fort: Rund ein Drittel sind unter 30 Jahre alt, 20 Prozent unter 25 Jahre. Auch die Zahl wohnungsloser Frauen steigt. Ihr Anteil liegt inzwischen bei rund einem Viertel. Sie sind überwiegend unter 30 Jahre alt.