Mehrere Tausend Menschen besuchten Neulandhalle
10. Februar 2020
Mehrere Tausend Menschen haben seit der Wiedereröffnung des Lernorts "Neulandhalle" in Dieksanderkoog (Kreis Dithmarschen) im Mai 2019 die Außen-Ausstellung über die Ideologie der Nationalsozialisten besucht. 2.700 Menschen kamen zu Führungen und Veranstaltungen in die Neulandhalle, teilte der Kirchenkreis Dithmarschen am Montag mit.
"Diese große Resonanz im ersten Jahr übertrifft alle unsere Erwartungen", erklärte der Dithmarscher Propst Andreas Crystall. Ab März sollen wieder regelmäßig Vorträge und Diskussionen in der Neulandhalle stattfinden. Außerdem sind weitere Partnerschaften mit Schulen in Planung.
Die hohen Besucherzahlen zeigten, dass der Lernort offenbar gar nicht so abseits liegt, wie manche befürchtet haben, so Crystall. Seit Mai 2019 haben ausgebildete Histo-Guides 94 bestellte Führungen und 26 Sonntagsführungen begleitet. Weitere 13 Führungen wurden von der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History (frzph), dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und dem Kirchenkreis selbst organisiert.
Geschichte der Neulandhalle
Der damalige "Adolf-Hitler-Koog" an Schleswig-Holsteins Nordseeküste sollte ein Vorzeigeprojekt des Nationalsozialismus werden. 1935 war die "Neulandhalle" unter dem NS-Regime als Gemeinschaftshaus für angesiedelte Landwirte und nationalsozialistische Schulungen gebaut worden. Die Nationalsozialisten brachten ganze Gruppen von Journalisten mit Bussen zum Adolf-Hitler-Koog, um ihnen ihre idealtypische 'Volksgemeinschaft im Kleinen' zu zeigen.
1971 wurde das Gebäude von den Dithmarscher Propsteien erworben und als Übernachtungsstätte für die Jugendarbeit genutzt. Wegen eines hohen finanziellen Defizits wurde Anfang 2012 beschlossen, die Jugendfreizeitstätte zu schließen. 2017 unterzeichneten die Nordkirche und das Land Schleswig-Holstein eine Vereinbarung zur Finanzierung eines historischen Lernortes. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 1,5 Millionen Euro.
Historischer Lernort
Am 8. Mai 2019 wurde die Neulandhalle als historischer Lernort wiedereröffnet. Das Gebäude wurde im Kern nicht verändert, der Innenraum wird lediglich für Führungen geöffnet. Eine umfangreiche Außen-Ausstellung, die unter der Leitung des Flensburger Professors Uwe Danker entstand, ist jederzeit zugänglich. Sie beleuchtet die Bedeutung der Neulandhalle während der NS-Zeit und die von den Nationalsozialisten propagierte Volksgemeinschaft. 30 mannshohe Buchstaben aus Stahl sind mit einem kurzen Text und ein paar Fotos versehen. Die Buchstaben bilden unter anderem die Wörter "Leben", "Gemeinschaft", "Volk" und "Raum".