Bischof v. Maltzahn bei interreligiöser Andacht in Rostock

„Menschen der Hoffnung braucht unser Land”

Friedenstaube (Symbolbild)
Friedenstaube (Symbolbild)© fotolia.de/LeFleur

23. September 2018 von Christian Meyer, Doreen Gliemann

„Du, lass dich nicht verhärten“ – unter diesem Motto stand am 22. September eine Interreligiöse Andacht in der Rostocker Marienkirche. Für den  Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn liegt befreiende Kraft in Wahrhaftigkeit und Friedfertigkeit.

Der Bischof rief die dazu auf, sich nicht verhärten noch verbittern zu lassen. Wichtig sei, in den Bezügen des Alltags „Flagge zu zeigen und üblem Gerede zu widersprechen“. 

Nach den Worten des Bischof leben wir in unruhigen Zeiten: Menschen ängstigten sich auf der einen Seite vor dem Fremden; vor der Gewalt, die angeblich oder tatsächlich von Geflüchteten ausgeht; davor, vielleicht wieder einmal zu verlieren, was man sich aufgebaut hat.

Auf der auf der anderen Seite gebe es Ängste vor der Enthemmung und Radikalisierung gesellschaftlicher Gruppen; vor dem Hass, der Menschen entgegenschlägt, nur weil sie anders glauben, anders aussehen, anders leben.

Jesu Auftrag: jedem Ungeist und auch den Ängsten widerstehen 

Vor diesem Hintergrund fragte der Bischof, was helfen könne, dass Angst und Ohnmachtsgefühle die Menschen nicht lähmen.

Er erinnerte an Jesu Auftrag an seine Jünger, der in unserer Zeit bedeute: „vom Himmel zu reden um der Erde willen; zu heilen, was im Argen liegt; aufzuwecken und wachzurütteln, denn es ist Zeit, zu erkennen, was auf dem Spiel steht; Menschen, die ausgegrenzt sind, in die Mitte zu holen; Ungeist zu widerstehen – egal in welcher Gestalt er sein Unwesen treibt: als Antijudaismus, Islamfeindschaft, Fremdenhass oder dumpfer Wut.“

Von Gott gewollt - in aller Verschiedenheit

In diesem Auftrag, so Bischof v. Maltzahn, liege Energie, die helfen könne, Lähmung und Verzagtheit zu überwinden. „Dabei dürften wir uns getragen wissen von dem Bewusstsein, dass Gott uns gewollt habe und bejaht – in aller Verschiedenheit und doch verbunden als Kinder desselben Vaters.“

Bischof von Maltzahn plädierte dafür, sich im Sinne Gottes für eine Gesellschaft einzusetzen, „in der den Schwachen besondere Aufmerksamkeit gilt; in der nicht schrille Lautsprecher das Sagen haben, sondern Argumente zählen; eine Gesellschaft, in der Recht und Gerechtigkeit herrschen und nicht die Macht, sich durchzusetzen – ökonomisch oder  demagogisch“.

Demokratie ist Grundpfeiler des Friedens

Zugleich rief er dazu auf, das Recht hochzuhalten und nichts auf den Rechtsstaat kommen zu lassen. Es sei wichtig, „wach zu sein, wenn jemand vorgibt, die Demokratie stärken zu wollen, in Wahrheit aber Hand an ihre Grundpfeiler legt – indem er beispielsweise unabhängigen Journalismus verleumdet“.

Wir tun gut daran, so Andreas v. Maltzahn weiter, „kritisch zu prüfen, was Fakt ist; Hysterien nicht auf den Leim zu gehen; bei der Wahrheit zu bleiben und für sie einzustehen unter den Menschen, mit denen wir leben. Es ist wichtiger denn je, in den Bezügen unseres Alltags Flagge zu zeigen und üblem Gerede zu widersprechen!“.

„Begegnet anderen Menschen mit Herzenswärme"

Um die Kräfte des Todes zu entmachten, gelte es, das Leben zu feiern: „Anderen Menschen mit Herzenswärme zu begegnen, Kindern Lebenschancen zu eröffnen, Musik, Literatur und gute Filme zu genießen, die Schönheiten der Natur mit allen Sinnen zu erleben, die Liebe zu wagen – all das stärkt uns, eine Gesellschaft zu gestalten, in der alle ihren Platz haben. Sogar jene, die uns heute noch dämonisieren und zu Feinden erklären!“

„Gerade jetzt braucht es in unserem Land Menschen der Hoffnung“

„Menschen die zuhören, wo man einander schon abgeschrieben hat; die versachlichen und ermutigen, wo Verunsicherung geschürt wird; die Unrecht beim Namen nennen, wo es verschleiert wird”, fasste der Bischof sein Plädoyer zusammen.

„In Wahrhaftigkeit und Friedfertigkeit liegt befreiende Kraft. Menschen der Hoffnung können wir sein“, betonte Andreas v. Maltzahn, „die ihre Geschichte erinnern und darum die nationalistischen Fehler der Vergangenheit vermeiden; die Selbstbewusstsein gewinnen nicht durch Abgrenzung, sondern aus Verbundenheit; die sich in ihren Glauben vertiefen und zugleich gespannt sind auf Gottes Spuren im Leben der Anderen.“

Der Gott des Lebens, so der evangelische Bischof abschließend, stärke uns dafür den Rücken.

Hintergrund zur Interreligiösen Andacht

Die Religionsgemeinschaften in der Hansestadt hatten gemeinsam zu einer Andacht am 22. September eingeladen. Nach den Worten von Tilman Jeremias habe diese „ein deutliches Zeichen für interreligiöse Verständigung, Demokratie und eine offene und vielfältige Gesellschaft gesetzt“. Der Ökumenepastor im Kirchenkreis Mecklenburg hatte die Andacht mit vorbereitet. Anlass waren die jüngsten Ereignisse in Chemnitz und der AfD-Aufmarsch in Rostock.

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