18. Juni 2017 | St. Petri-Dom zu Schleswig

„Mit dem Evangelium Menschen aufrichten und Kraft geben“

18. Juni 2017 von Gothart Magaard

Ordinationsgottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis, Matthäus 9/10

Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen. Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

 

Liebe Festgemeinde
und ganz besonders: liebe Ordinandinnen und Ordinanden!

„Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter“ – so sendet Jesus die Zwölf aus, hinein in diese Welt, hin zu den Menschen, zunächst zu denen im Hause Israel, später in alle Welt.

Die Ernte ist groß – er wählt ein Bild aus der Landwirtschaft, er, der große Erzähler unseres Glaubens, der den Menschen Bilder vor Augen zu malen versteht, damit sie begreifen, was an der Zeit ist.

Die Ernte ist groß – und jeder und jede weiß, was dann zu tun ist: Entschlossen hinaus aufs Feld, anderes zurückstellen, und zur Tat schreiten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. So wie es auf den Feldern in den ländlichen Regionen auch hierzulande geschieht.

Jetzt ist es an der Zeit – und die Zwölfe tun, was ihnen aufgetragen ist. Sie handeln heilsam, treiben böse Geister aus – und vor allem: sie suchen die Nähe der Menschen.

Sie lassen sich auf ihre Geschichten ein, hören zu, versuchen zu verstehen, was ihnen fehlt, und suchen mit ihnen, was dem Leben dient. Hier, an diesem Punkt des Evangeliums, wird ihr Auftrag noch begrenzt. Das Volk Israel soll zuerst Zeuge dieses anbrechenden Gottesreiches sein, später wird diese Grenze überschritten: „Gehet hin in alle Welt“, wird der auferstandene Christus sagen – und verbindet damit diese Christusgeschichte mit unserer Geschichte hier im hohen Norden.


Liebe Gemeinde,

die Erzählung aus dem Matthäusevangelium ist eine Urgeschichte unseres Glaubens. Weil es diese Aufbrüche gab, weil Jesus keine in sich geschlossene Gruppe um sich sammeln wollte, sondern weil sein Evangelium wirklich allen Menschen galt, darum haben sich Menschen auf den Weg gemacht.

Die zwölf Freunde Jesu, die zahlreichen, uns oft unbekannten Frauen und Männer der frühen Christenheit, und später dann Ansgar und die vielen anderen, die auch in dieser Gegend wirkten. Nicht zuletzt diejenigen, die sich für die Reformation im Norden einsetzten: neben anderen Hermann Tast und Johannes Bugenhagen.

Und heute: Auch Sie, liebe Schwestern und Brüder, stehen mit Ihrer Ordination in der Tradition dieser Menschen, die sich auf den Weg machen. Um Gottes Sache, sein Evangelium, in die Welt zu tragen, hin zu den Menschen. Bereit, sich auf ihre Geschichten einzulassen. Auf ihre Sorgen und Nöte und auf das, was ihr Leben hell macht und unbeschwert. Und bereit, ihnen die frohe Botschaft von der durch nichts zu verdienenden Zuwendung Gottes in Wort und Tat zu bezeugen.

Ich bin mir da sicher: Das werden Sie tun mit Ihrer Kreativität und Ihren Begabungen, mit dem, was Sie immer schon mitbringen, und dem, was Sie im Studium und Vikariat an Fähigkeiten erlernt und entdeckt haben, mit Ihrer Begeisterung und auch mit Ihrem Zweifel, der uns gerade für die sprachfähig macht, die auf der Suche sind. Sie werden das mit Ihren Fragen vielleicht mehr als mit Ihren Antworten tun, und mit Ihrer Neugier auf die Wege, die Gott für Sie bereithält.

Ihre Gemeinden freuen sich auf Sie, das habe ich bereits vielfach gehört.  Ihre Kirche freut sich auf Sie und auf das, was Sie in sie einbringen werden. In Bad Schwartau und Henstedt-Rhen, in Elmshorn und Eddelak, in Plön, Jübeck und Burg auf Fehmarn, in Rendsburg, Büsum und Heiligenstedten und in Altholstein, bis hin in unsere Partnerdiözese Ely in Großbritannien, stellvertretend für unsere Partnerkirchen in aller Welt.

Und ganz gleich, ob Sie sofort mit vollem Stellenumfang und hauptamtlich in diesen Dienst treten oder ehrenamtlich, weil Sie zum Broterwerb einem anderen Beruf nachgehen oder zunächst in Elternzeit sind: Sie bringen viel mit, das wissen Ihre Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter aus Familie, Studium und Vikariat, Freundeskreisen und Gemeinden.

Auch ich habe das in der Vorbereitung auf den heutigen Tag und in unseren Gesprächen so erlebt. Und deshalb freue ich mich als Ihr Bischof sehr, dass Sie Ihren Dienst als ordinierte Pastorinnen und Pastoren in unserem schönen Sprengel zwischen den Meeren beginnen.


Liebe Schwestern und Brüder, viel wird Sie derzeit bewegen: möglicherweise der Umzug in ein Pastorat, das sich vielleicht zu groß anfühlt. Oder die Frage: Werde ich den Ansprüchen anderer – und vor allem meinen eigenen Ansprüchen – gerecht? Wie kommt meine Familie mit dem Umzug zurecht? Werden meine Freundschaften auch über eine größere Entfernung halten? Oder: Wie geht das, Pastor im Ehrenamt zu sein?

Deshalb möchte ich Sie alle angesichts dieser Zeit des dienstlichen und privaten Umbruchs ermutigen, sich zu vergegenwärtigen: Sie gehen diesen Weg ins Pfarramt und im Pfarramt immer auch mit anderen gemeinsam. Sie werden in Ihrem Dienst nicht allein sein – Sie werden in einer Gemeinschaft der Dienste Ihren besonderen Dienst tun, gemeinsam mit haupt- und ehrenamtlich tätigen Männern, Frauen und Jugendlichen.

Und auch gemeinsam mit den Schwestern und Brüdern im Konvent! Auch das kann erfahrungsgemäß manchmal anstrengend sein, aber vor allem kann es uns tragen, wenn wir uns darauf besinnen, dass es Menschen gibt, die wir auch nach der erfolgten Ordination befragen dürfen, mit denen wir Erfahrungen teilen können, bei denen wir Rat suchen dürfen. Dazu gehören auch Ihre Pröpstinnen und Pröpste und die Konvente für PzAs, mit denen wir versuchen, Sie besonders in der Anfangszeit zu stärken.


Liebe Schwestern und Brüder,

„Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter“ – wenn wir diese Worte am Tag der Ordination hören, dann müssten wir zunächst ja widersprechen: denn die Gruppe, die heute ordiniert wird, ist keinesfalls klein, sondern erfreulich groß!

„Wenige sind der Arbeiter“ – diesen Satz haben Christenmenschen aber in den unterschiedlichsten Epochen mitsprechen können, weil immer noch mehr um Gottes und der Menschen Willen hätte getan werden können. Ich denke zum Beispiel an die große Zahl von Vakanzen in den 60er Jahren, als es etwa 200 Vakanzen in Schleswig-Holstein gab.

Wir werden diesen Satz mit einem Blick auf die nüchternen Zahlen nachdenklich mitsprechen angesichts der erwartbaren großen Pensionierungszahlen. Die Anzahl der Pastorinnen und Pastoren wird spürbar zurückgehen. Sie werden in Ihrem Dienst merken, dass die Anzahl der jüngeren Pastorinnen und Pastoren gering ist. Manche Gemeinden freuen sich noch einmal in ganz besonderer Weise auf Sie, weil die Pfarrstelle schon eine längere Zeit verwaist war.

Einander zu stärken und zu unterstützen, über Gemeindegrenzen hinweg, das wird auch deshalb  notwendig sein. Wir werden gemeinsam überlegen müssen, wie und wo wir den Dienst der Pastorinnen und Pastoren einsetzen und vor allem, wie Ihnen noch Spielräume zur Verfügung stehen für die Bereiche, für die Ihr Herz besonders brennt.

Vor allem aber bedeutet diese Situation, dass wir achtsam miteinander umgehen müssen, Haupt- und Ehrenamtliche, alte Hasen und „junge Hüpfer“.


Liebe Ordinandinnen und liebe Ordinanden, liebe Festgemeinde,

„Die Ernte ist groß... Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Diese Verheißung steht über unserem gemeinsamen Aufbruch hin zu den Menschen. Wir haben allen Grund, mit Freude, Mut und Begeisterung auf die Menschen zuzugehen, weil diese Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus, noch heute weltbewegend ist. Weil es Menschen aufrichtet, ihnen Kraft gibt.

Und weil in seinem Lichte, im Lichte des Evangeliums von Jesus Christus, die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist. Dazu helfe uns Gott.
Amen.

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