Hamburger Pilotprojekt

Mit Frauenpower gegen häusliche Gewalt

Die Steilshooperinnen zeigen in ihrem Hamburger Stadtteil offen Gesicht gegen Partnergewalt.
Die Steilshooperinnen zeigen in ihrem Hamburger Stadtteil offen Gesicht gegen Partnergewalt.© Simone Viere, Evangelische Zeitung

28. November 2013 von Simone Viere

Hamburg. Sätze wie: "Gut dass ihr da seid" haben die Frauen vom Hamburger Projekt "SToP – Stadtteile ohne Partnergewalt" schon oft gehört, wenn sie im Steilshooper Einkaufszentrum ihre Flyer verteilen oder Aufkleber auf Briefkästen in der Nachbarschaft kleben. Die Truppe Frauen ist bunt gemischt: Die einen tragen Kopftuch, andere Dauerwelle. Die einen kommen aus Hamburg, andere stammen aus Afrika oder der Türkei, sind Christinnen oder Musliminnen. Aber sie haben ein gemeinsames Ziel, das sie verbindet: sie zeigen mutig Gesicht gegen Partnergewalt in ihrem Stadtteil Steilshoop.

Rund zwölf Frauen engagieren sich ehrenamtlich gegen Gewalt in Beziehungen, wollen das Tabuthema öffentlich sichtbar machen. "Wir reden darüber, wir erinnern die Frauen daran, dass es uns gibt, dass es Hilfe gibt", so Ewgenia. Die Frauen haben sich zum Frühstück im Stadtteilbüro getroffen und planen ihre nächsten Aktionen. Zum Beispiel Tassen an der Ampel an Autofahrer zu verteilen und dabei kurzzeitig den Verkehrsfluss stören – "Das würde Aufmerksamkeit bringen", meint Erika. Die Frauen wollen gesehen werden. Sie haben ihre Gesichter auf Plakate drucken lassen, die im Stadtteil hängen. Sie suchen das Gespräch mit Nachbarinnen und würden gerne weitere Frauen und auch Männer für ihr Projekt begeistern.

Das Bild des Hamburger Stadtteils Steilshoop im Nordosten der Hansestadt ist von Hochhäusern einer großen Wohnsiedlung geprägt. Steilshoop zählt zu den am dichtesten besiedelten Gebieten in Hamburg. Auf einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern leben rund 20.000 Menschen. "Hier kennt jeder jeden, man grüßt sich, es ist fast wie ein kleines Dorf", findet Hatice, die gerne in Steilshoop wohnt. 

Ob Blankenese oder Steilshoop - Partnergewalt gibt es überall

Dass das Pilotprojekt gegen Partnergewalt ausgerechnet hier begonnen hat, habe damit zu tun, dass es in Steilshoop viele engagierte Menschen gebe, die sich für ihren Stadtteil einsetzen, und nicht etwa damit, dass es hier in der Hochhaussiedlung besonders viel Gewalt gebe. "Partnergewalt kommt überall vor, die gibt es in Blankenese genauso wie hier bei uns", meint Erika. 

Die Studie <link http: www.bmfsfj.de bmfsfj service publikationen link-extern>"Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehung" des Bundesfamilienministeriums gibt ihr Recht. Frauen werden keineswegs nur in sozialen Brennpunkten von ihrem männlichen Partner geschlagen, vergewaltigt, beschimpft oder gedemütigt. Laut der Studie ist Gewalt gegen Frauen kein Problem sozialer Brennpunkte, sondern findet in allen gesellschaftlichen Schichten statt. Jede 4. Frau erlebt laut der Studie in einer Partnerschaft Gewalt. Jeder dritten Frau begegnet psychische Gewalt, wie zum Beispiel die extreme Kontrolle ihres Freizeitverhaltens durch den Partner. Fast jede siebte wird Opfer sexueller Gewalt. Aber: Die Scham oder fehlende Informationen hindern Betroffene darüber zu sprechen, sich Hilfe zu holen oder die Polizei anzurufen, wissen auch die Frauen in Steilshoop. "Daher verteilen wir unsere Flyer in die Briefkästen der Wohnhäuser oder machen Kurse in Selbstbehauptung", berichtet Ewgenia. Und wenn es einen konkreten Verdacht in der Nachbarschaft gebe, dann werfe man eben immer wieder Flyer ein, um die Frau zu ermutigen, sich Hilfe zu holen. Auch ein Täter habe sich schon einmal gemeldet und um Hilfe gebeten. Dann vermitteln die Steilshooper Frauen Betroffene an professionelle Beratungsstellen weiter. "Wir beraten nicht. Aber wir hören zu. Wir helfen Betroffenen den richtigen Weg zu finden", erklärt Ewgenia. 

 "Wir wissen jetzt, was wir machen müssen"

Konkrete Zahlen, wie vielen Familien sie so schon geholfen haben, liegen der engagierten Frauengruppe nicht vor. "Aber wir wissen, es gibt welche, die es geschafft haben", berichtet Rukiye. Das reicht als Anerkennung. Mutiger seien sie geworden, auch mal die Polizei anzurufen, wenn sie etwas in der Nachbarschaft hören, ohne sich dabei dumm vorzukommen, sagen die Frauen. "Wir wissen jetzt, was wir machen müssen", ergänzt Rukiye. "Wir hören jetzt besser zu, unsere Fühler sind noch zarter geworden. Wir versuchen wirklich, Menschen zu helfen". 

 

Informationen

 „SToP” gibt es als Pilotprojekt seit 2010 im Stadttel.  Sabine Stövesand, Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), hat es ins Leben gerufen. Ziel sei vor allem, die Zivilcourage und Einmischungsbereitschaft in der Nachbarschaft zu stärken. Finanziert wird das Projekt von HAW und der Stadt und Spenden, vor Ort kümmern sich auch Elternschule, Haus der Jugend und das Stadtteilbüro.

 Infos im Stadtteilbüro Steilshoop, Schreyerring 47, Telefon: 040/79 69 68 01

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