26. Juni 2016 | Christkirche Rendsburg-Neuwerk

„Musik ist der Hinweis auf Gottes unermessliche Güte“

26. Juni 2016 von Gothart Magaard

300 Jahre Arp-Schnitger-Orgel und Abschluss der Kirchen-Sanierung, Predigt über Psalm 98,4–6

Der Gnade unseres Herrn Jesus Christus und Die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes  sei mit uns allen. Amen.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den HERRN mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem HERRN, dem König!

 

Liebe Festgemeinde,
liebe Schwestern und Brüder,

diese Inschrift aus dem 98. Psalm ziert die Orgelempore der Christkirche, und sie ist treffend ausgesucht: wir können am heutigen Tag vielleicht besonders nachempfinden, wie sehr sich die Gemeinde damals, im Juni des Jahres 1716 gefreut haben muss, als der Orgelbaumeister Arp Schnitger dieses besondere Instrument fertiggestellt hatte.

16 Jahre lang hatte die Gemeinde zuvor ohne Orgel Gottesdienst gefeiert. 16 Jahre lang kamen die Menschen in diesem neu errichteten Stadtteil, die Festung und Toleranzstadt in einem war, schon zusammen: Soldaten, Handwerker, einfache Leute, Zugezogene – und nun wurden sie mit jener reichen Klangvielfalt beschenkt, die der zu Recht so genannten Königin der Instrumente zu eigen ist.

Auch nach 300 Jahren und einigen deutlichen Umbauten und Erweiterungen trägt dieses Instrument unverkennbar die Handschrift des großen Orgelbaumeisters. Es gab damals Grund zu feiern, und es gibt heute Grund dazu, am Ende der großen Sanierung und unter dem Vorzeichen des 300-jährigen Jubiläums dieses großartigen Instruments.

Soli Deo Gloria – Allein Gott zur Ehre: diesen Leitgedanken im Hinblick auf das eigene künstlerische Schaffen teilte der Orgelbaumeister Arp Schnitger mit dem großen Thomaskantor Johann Sebastian Bach. Und nichts anderes will uns der Vers aus dem 98. Psalm in Erinnerung rufen.

Die Musik ist mehr als nur Selbstzweck. Sie ist Hinweis auf die unermessliche Güte Gottes und den Reichtum seiner Weisheit. Sie ist selbst menschliche Antwort auf die Botschaft des Evangeliums, der unverdienten, frei- und frohmachenden Gnade Gottes, in der er uns menschenfreundlich ansieht.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den HERRN mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem HERRN, dem König!

Gott lässt uns durch seine Gnade und Güte singen. Er nimmt uns mit unseren musikalischen Gaben und Begabungen in seinen Dienst. Und diese wunderbare Vielfalt erleben wir auch heute. Dieses Wort ist auch deshalb in unserer Zeit treffend, weil es einen Wandel dieses Gotteshauses zum Ausdruck bringt – die Zeit der Garnison in Rendsburg ist vorbei.

Die Soldaten sind fortgegangen, und die Kasernen, die diesen Stadtteil über Jahrhunderte geprägt haben, sind teils verschwunden, teils werden und wurden sie einer neuen Nutzung zugeführt. Und doch ist diese Vergangenheit damit nicht einfach erledigt und abgeschlossen: Nein, in dieser Kirche ist die Garnisonsgeschichte im Gedenken an die Gefallenen vergangener Kriege erhalten geblieben – sie ist damit ein Mahnmal für unsere Zeit und für unser politisches Handeln. Sie weist uns darauf hin, wie verwickelt und konfliktreich die innereuropäische Geschichte lange Zeit war, auch zwischen Deutschen und Dänen. Sie macht uns damit aufmerksam und sensibel für das, was im Europa unserer Tage an der Zeit ist und auf dem Spiel steht.

Dankbar bin ich für das gute Miteinander in der deutsch-dänischen Grenzregion heute, das es sorgfältig zu pflegen und zu erhalten gilt. Dankbar bin ich für die weltweiten ökumenischen Kontakte, die auch hier in dieser Gemeinde und in diesem Kirchenkreis miterhalten und gepflegt werden.


Liebe Gemeinde,

wir singen in unseren Kirchen von der Menschenfreundlichkeit Gottes, in einer Zeit, in der wieder andere, laute und grelle Töne angestimmt werden. Das Singen jedoch, von dem der Psalm spricht, ist eines, das damals im Tempel und heute in unseren Kirchen nicht eingesperrt bleibt.

Es dringt durch die Kirchmauern, durch unsere Türen und Fenster und durch uns selbst nach draußen – und es bewegt Menschen. Es rüttelt auf. Gerade weil wir die Freundlichkeit Gottes am eigenen Leib spüren, können wir uns mit Feindschaften, mit Hass und Gewalt, mit Intoleranz und vermeintlich einfachen Antworten, mit Hassgesängen und Feindesliedern nicht abfinden.

Jauchzet dem HERRN, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den HERRN mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem HERRN, dem König!

Liebe Schwestern und Brüder,

Herz und Verstand erfüllende Kultur – und tatkräftige Gastfreundschaft: An diesem Ort kommt beides zusammen. Mehrfach habe ich die frühere Abschiebehaftanstalt in Rendsburg in der Zeit vor ihrer Schließung besucht. Ich weiß, dass sich Menschen dieser Gemeinde in der Gastfreundschaft mit Flüchtlingen engagieren, nicht nur im Nachbarschaftscafé, das ja gerade sein einjähriges Bestehen begangen hat.

Mit diesem Engagement dürfen Sie sich mit so vielen anderen in unserer Kirche verbunden wissen. Sie haben im Blick, wenn Menschen in Not sind und wenn diakonisches Handeln an der Zeit ist. Dafür gilt Ihnen mein herzlicher Dank. Zugleich ist diese Kirche ein Ort der Kultur. Das Kultur- und Konzertprogramm im Laufe eines Jahres ist reich, und die Künstlerinnen und Künstler fühlen sich hier wohl – ganz abgesehen von dem wunderbaren Klang...

Und zugleich war und ist die Landeskirche hier gern zu Gast – lange Zeit hat die nordelbische Synode hier während ihrer Tagungen im Christophorushaus Synodengottesdienste gefeiert. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein hat hier seinen Ort. Und seit einigen Jahren sind immer wieder die Sprengelkonvente der Pastorinnen und Pastoren und der kirchlichen Mitarbeitenden hier zu Gast, zu denen ich einlade – und wir erfahren Ihre Gastfreundschaft.

Wir wissen uns von Ihnen Willkommen – auch wenn unsere Anwesenheit Mehrarbeit bedeutet. Dafür bin ich dankbar! Es ist gut, eine so wunderbare zentrale Kirche in meinem Sprengel zu wissen, in der die Gastfreundschaft großgeschrieben wird – innerkirchlich und für alle anderen Menschen auch.

Weil das so ist, haben viele Menschen – auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus – die Sorgen um die Christkirche geteilt, als sich in den Jahren 2011 und 2012 nach und nach herausstellte, wie groß die Schäden insbesondere im Dachstuhl waren. 2,3 Millionen Euro, eine für eine einzelne Gemeinde fast schon unvorstellbare Summe.

Nicht zu schaffen gewesen wäre diese Herausforderung ohne die Unterstützung vieler Menschen und Institutionen und ohne die Solidarität des Kirchenkreises. Gemeinsam haben Sie diese Herausforderung bewältigt. Viele Menschen haben dazu beigetragen, Ihre, ich möchte heute sagen: „unsere“ Christkirche zu erhalten und sich mit diesem Gebäude identifiziert. Darauf dürfen wir heute voller Dankbarkeit blicken – denn das Ergebnis der Arbeiten spricht für sich.

Wir dürfen Gott dankbar sein, dass die Handwerker auch in Schrecksekunden bewahrt wurden. Und ich freue mich, dass auch die neuentdeckten Mitbewohnerinnen im Turm weiterhin ein gutes zu Hause in dieser Kirche haben werden. ... Ich spreche natürlich von den freundlichen Zwergfledermäusen, auf die während der Sanierung selbstverständlich fachkundig Rücksicht genommen wurde.

Und nicht zuletzt erlaube ich mir am heutigen Tag, nachdem alles nun so gut zum Abschluss gekommen ist, zu bemerken, dass ich in gewisser Weise auch ganz dankbar dafür sein darf, dass Sie diese Sanierung durchführen mussten. Denn der vom Kirchengemeinderat mit der Sanierung beauftragte Pastor dieser Gemeinde hat sich so gut in die Materie eingearbeitet, dass ich ihn und seine Kenntnisse in den letzten Monaten in Anspruch nehmen konnte. So ist es uns gelungen, auch die anstehende Sanierung des Schleswiger St. Petri-Doms, die mich selbst nun die kommenden Jahre begleiten wird, in guter Weise auf den Weg zu bringen... auch dafür sage ich Dank, denn Sie als Gemeinde haben diese zusätzliche Tätigkeit ihres Pastors in den letzten Monaten mitgetragen.


Liebe Festgemeinde,

Jauchzet dem HERRN, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den HERRN mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem HERRN, dem König!

Ein letzter Gedanke zu diesem Psalm: War es Zufall, dass in einer Kirche mit Königstuhl, mit einer nicht zu übersehenden Darstellung irdischer Macht, diese Psalmverse ausgesucht wurden, die so deutlich von Gott als König sprechen?

Wir wissen es nicht – aber immerhin werden wir in diesem Raum daran erinnert, dass noch jeder König, jede Königin, jeder starke Herrscher vor den Einen gestellt ist, der auch seines Lebens Ursprung und Ziel ist.

Es ist jener König, der auf einem Esel in seine Gottesstadt einzieht. Den Menschen nahe, der um ihretwillen den Weg zum Kreuz auf sich nimmt, um noch den Leidenden und Sterbenden Gottes Liebe zu bezeugen – und der den Sieg des Lebens erringt.

Voller Hoffnung und Kraft ist die Botschaft von diesem Gott, dem wir heute fröhlich lobsingen. Sie möge an diesem Ort lebendig bleiben, hinausdringen und in unserer Zeit wirksam sein.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite