Neuer Naturerlebnisraum entsteht rund um die Schönwalder Kirche
16. November 2012
Schönwalde a.B. Ohne Gummistiefel ist Arnd Heling in diesen Wochen nur selten anzutreffen. "Ein paar Schuhe habe ich mir schon ruiniert", sagt der Schönwalder Pastor lachend mit Blick auf den aufgeweichten Boden des Pastoratshof.
Mit schwerem Gerät sind Mitarbeiter des JobCenters seit Tagen auf dem 4,5 Hektar großen Kirchenland im Dorfkern unterwegs. Inmitten des Pfarrhofensembles entsteht ein Naturerlebnisraum mit Rundweg, Liturgischem Garten und einem Stallgebäude für tiergestützte Pädagogik.
"Ein ideales Gelände für die Öffnung der Kirche"
"Das ist hier ein ideales Gelände für die Öffnung der Kirche." Arnd Heling atmet tief durch und lässt den Blick schweifen. Der 600 Meter lange Rundweg um die feuchte Senke ist fertig, das helle Holz der Bohlen leuchtet durchs herbstliche Blätterwerk. Nun müssen nur noch die Anlieger einverstanden sein mit der Anhebung des Grundwasserspiegels um einen halben Meter. Das wäre ideal für ein Biotop mit hoher Artenvielfalt. Kirchengemeinde und die Stiftung Naturschutz arbeiten dabei eng zusammen.
Mit dem Projekt "Historischer Pfarrhof", wie der Naturerlebnisraum offiziell heißt, möchte der Schönwalder Pastor zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. "Es geht darum, die Menschen erst einmal in die Nähe der Kirche zu bekommen", so eine Hoffnung Helings. Bislang wurde das Ensemble aus Kirche, Pastorat, Pfarrscheune, Gemeindehaus, Backhaus und dem Klohäuschen "Tante Meyer" von der säkularen Öffentlichkeit wenig genutzt.
"Spiritualität ersetzt kein theologisches Programm, öffnet aber Türen"
Das zweite Motiv Helings für die Schaffung des Naturerlebnisraums liegt in seinem Verständnis von Schöpfung und Spiritualität. Letztere will er nicht als Konkurrenz zur Theologie verstanden wissen. "Spiritualität ersetzt kein theologisches Programm, öffnet aber Türen", ist Heling überzeugt. "Die Kirche hat die längste Zeit ihres Bestehens wenig über Schöpfung nachgedacht. Das ist ein schlimmes Defizit."
Lust am gemeinschaftlichen Arbeiten
In Schönwalde am Bungsberg sollen sich im nächsten Jahr sowohl christlich Engagierte als auch reine Naturliebhaber wiederfinden können. Eine landesweite Premiere stellt dabei der Liturgische Garten dar, der am Fuße des Bungsbergs im alten Pfarr- und Obstgarten entsteht. Die kreisrunde Form ist bereits abgesteckt. Rund um den Kreuzweg, an dem 15 Bronzereliefs mit den Stationen der Passion Jesu aufgestellt werden, soll sich zudem das Kirchenjahr sinnlich in den traditionellen Farben violett, weiß, rot und grün begreifbar darstellen. Gestalten sollen die einzelnen Felder Interessierte aus der Kirchengemeinde und aus dem Ort gemeinsam. Entscheidend sei nicht die Konfession, nur die Lust am gemeinschaftlichen Arbeiten.
Auch die Pfarrscheune soll künftig kulturell für Ausstellungen genutzt werden, eine Bildhauerin wird eine kleine Werkstatt einrichten, für Gäste gibt es ein Angebot an Kaffee und Kuchen. Außerdem schwebt Heling vor, die frühere Leichenhalle oberhalb der Gartenanlage zum Meditationsraum für Kleingruppen umzugestalten.
Kindergarten einbeziehen: Gemüseanbau und tiergestützte Pädagogik
Wirklich zukunftsweisend erscheint der Kirchengemeinde das Konzept, den nebenan befindlichen Kindergarten einzubeziehen. Ein Nutzgarten mit selbst angebautem Gemüse ist ein Standbein, das Modell der tiergestützten Pädagogik mit Kleintieren das zweite. Da ist wieder der Schöpfungsgedanke: Mensch und Natur im Versuch, miteinander im Einklang zu leben. "Das fügt sich alles ganz einmalig hier", so Heling.
In Zeiten knapper Kassen ist die Finanzierung ein heikles Thema. Nicht so in Schönwalde a.B. Von den insgesamt etwa 200 000 Euro Kosten für das Projekt tragen Stiftungen und private Spender den Löwenanteil. Für die Kirchengemeinde bleibt ein Eigenanteil von etwa 10 000 Euro.