Neulandhalle ausgebremst: Bischof Magaard bedauert Position des Landes
17. März 2015
Kiel. Der Schleswiger Bischof Gothart Magaard hat die Entscheidung des Landes Schleswig-Holstein bedauert, erst ab 2018 Finanzhilfen für die Neulandhalle im Kreis Dithmarschen zu erwägen. Die 1936 von den Nationalsozialisten errichtete Halle im ehemaligen „Adolf-Hitler-Koog” soll zu einer Gedenkstätte umgebaut werden, um die NS-Propaganda und ihr Programm der „Volksgemeinschaft” kritisch aufzuarbeiten.
- Die Neulandhalle
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Die Gremien der Nordkirche werden über die Auswirkungen für das Projekt "Historischer Lernort Neulandhalle" beraten, kündigte Magaard gegenüber epd an.
Das Land Schleswig-Holstein und die evangelische Nordkirche hatten im Dezember 2014 eine Zusammenarbeit in der Kultur- und Gedenkstättenarbeit vereinbart. Die Nordkirche beteiligt sich mit 2,5 Millionen Euro, wovon eine Million Euro für das Projekt Neulandhalle vorgesehen ist. „Insbesondere der Kirchenkreis Dithmarschen hat hier viel Vorarbeit für die unserer Meinung nach gelungene Konzeption geleistet. Es ist enttäuschend, dass das Land derzeit keine Möglichkeiten einer Umsetzung sieht”, sagte Bischof Magaard.
Propst Crystall: Schleswig-Holstein sollte historische Verantwortung übernehmen
Enttäuscht ist auch der Kirchenkreis Dithmarschen. Nach Jahren der Konzeptionsentwicklung könne „es für uns als derzeitiger Eigentümer keine Perspektive sein, auf das Jahr 2018 vertröstet zu werden”, sagte Propst Andreas Crystall. Das Land habe immer beteuert, man wolle die historische Verantwortung für dieses problematische Erbe wahrnehmen. Ein solcher Lernort sei für Schleswig-Holstein sinnvoll und notwendig. Nach Crystalls Ansicht eignet sich kaum ein Ort in Deutschland so gut, „die fatale Verführungskraft des NS präventiv jungen Menschen nahe zu bringen”.
Anlass für die Reaktionen von Bischof Magaard und Propst Crystall ist die Antwort des Kieler Kulturministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage des Landtagsabgeordneten Wolfgang Dudda (Piraten). Darin heißt es unter anderem: „Die Bereitstellung von Landesmitteln ist nach derzeitigen Planungen frühestens für das Haushaltsjahr 2018 möglich.” Die Gesamtkosten für den Umbau der Neulandhalle werden im Ministerium auf über vier Millionen Euro veranschlagt. Der Bund wird kein Geld beisteuern.
Die Neulandhalle wurde 1971 von den Dithmarscher Propsteien erworben und als Übernachtungsstätte für die Jugendarbeit genutzt. Aufgrund eines hohen finanziellen Defizits wurde Anfang 2012 beschlossen, die Jugendfreizeitstätte zu schließen. Die Neulandhalle war von den Nationalsozialisten als Gemeinschaftshaus für angesiedelte Landwirte und nationalsozialistische Schulungen gebaut worden.