Posaunenchöre im Norden melden stabile Zahlen
25. Februar 2013
Kiel/Schwerin. Die evangelischen Posaunenchöre in Schleswig-Holstein und Hamburg haben seit Jahren anhaltend hohe Mitgliederzahlen. Derzeit seien in 240 Chören insgesamt 4.000 Bläserinnen und Bläser aktiv. In Mecklenburg-Vorpommern musizieren 110 Posaunenchöre mit insgesamt rund 1.200 Bläsern, so das Ergebnis der Studie "Gemeinsam. Musik. Machen". Insgesamt 930 Chöre im Bereich der Nordkirche und der Hannoverschen Landeskirche waren im vergangenen Jahr angeschrieben worden. Fast 6.000 Fragebögen aus 556 Chören kamen zurück.
Der Studie zufolge ist die Posaunenarbeit der einzige Arbeitszweig in den Kirchengemeinden, der generationsübergreifend ist. So gibt es Chöre, in denen ein zehnjähriger Bläser neben dem 80-Jährigen musiziert. Das Durchschnittsalter der Männer beträgt 50 Jahre, das der Frauen 43 Jahre. 41 Prozent der Aktiven sind weiblich. Einen tiefen Einschnitt gebe es bei den Anfang 20-Jährigen. Autorin der Studie ist die Uelzener Gemeindepastorin Julia Koll, die zugleich Habilitations-Stipendiatin der Universität Göttingen ist. Die Kosten betrugen 16.850 Euro.
5.200 Musiker blasen in der Nordkirche zum Lob Gottes
Rund 90 Prozent der Chormitglieder seien Mitglied der evangelischen Kirche, hieß es weiter. Bei den Befragten aus Mecklenburg-Vorpommern gaben 39 Prozent an, "kirchlich sehr verbunden" zu sein. In Hamburg und Schleswig-Holstein waren es nur 26 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 70 Prozent auch in anderen Bereichen des kirchlichen Lebens.
Kurt Puls: Posaunenchöre "die wohl stabilste kirchliche Laienbewegung"
Nach den Worten von Kurt Puls, ehemaliger Propst von Elmshorn, sind Posaunenchöre bereits seit 150 Jahren "die wohl stabilste kirchliche Laienbewegung". Oft seien sie in den Gemeinden die traditionsreichste Gruppe. Etwa die Hälfte von ihnen besitzt im Gemeindehaushalt einen eigenen Etat. Nach den Worten der Landesposaunenwarte Werner Petersen (Nordbezirk) und Daniel Rau (Südbezirk) sind die Bläser in Schleswig-Holstein und Hamburg im Schnitt deutlich höher gebildet als der Bevölkerungsdurchschnitt. 60 Prozent haben Abitur oder einen vergleichbaren Abschluss, 26 Prozent die mittlere Reife.
Posaunenchöre "die Prediger des 21. Jahrhunderts"
Die Chöre im Posaunenwerk Mecklenburg-Vorpommern wirkten jährlich an mehr als 2.500 Gottesdiensten, aber auch an Jubiläen und Musikveranstaltungen mit. Diese Zahl verdeutliche, dass die Kirchenmusik "die halbe Miete" für die kirchliche Gemeindearbeit sei, so Eberhard Erdmann, Landesobmann des Posaunenwerks Mecklenburg-Vorpommern, in Schwerin. Für Landesposaunenwart Martin Huss sind die Ergebnisse der Studie die Bestätigung, dass die Posaunenchöre "die Prediger des 21. Jahrhunderts" sind. "Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass bei einem Bläserkonzert jemand eingeschlafen ist".
Posaunenchöre in Mecklenburg-Vorpommern sollen wachsen
Der Studie zufolge besteht ein Posaunenchor im gesamten Norden im Schnitt aus zwölf Mitgliedern. In Mecklenburg-Vorpommern seien es aber häufig nur zwischen vier und acht Bläser. "Es kommt vor, dass der Chor nicht spielfähig ist, wenn mal einer fehlt", verdeutlicht Landesposaunenwart Martin Huss die Situation im Nordosten. Sein Wunsch ist, die Zahl der Chöre in den nächsten Jahren landesweit von 110 auf 180 zu erhöhen. Um diesem Ziel näher zu kommen, gebe es beispielsweise vermehrt Kooperationen mit Schulen. Huss: "Nachwuchsarbeit ist eine unserer wichtigsten Aufgaben für die nächsten Jahre."