Landesverfassung

Prominente Schleswig-Holsteiner starten Initiative für Gottesbezug

Walter Blender, Kriminalpolizist und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, posiert für die Plakat-Kampagne
Walter Blender, Kriminalpolizist und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, posiert für die Plakat-Kampagne© Initiative zum Gottesbezug

02. März 2015 von Timo Teggatz

Kiel. Ein Gottesbezug in der Landesverfassung: Dieses Ziel hat sich eine Initiative gesetzt, die in Schleswig-Holstein gestartet ist. Prominente aus Politik, Wirtschaft und Medien sind dabei – und Vertreter mehrerer Religionen.

In Schleswig-Holstein hat ein breites gesellschaftliches Bündnis eine Volksinitiative für die Aufnahme eines Gottesbezuges in die Landesverfassung gestartet. Zu den Initiatoren gehören neben den früheren Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Björn Engholm (SPD) auch Vertreter des katholischen Erzbistums Hamburg und der evangelischen Nordkirche. Auch die Islamische Religionsgemeinschaft (Schura), der Landesverband der Jüdischen Gemeinden und prominente Einzelpersonen sind dabei.

Erstes Etappenziel ist die Sammlung von mindestens 20.000 Unterschriften, damit sich der Landtag erneut mit der Aufnahme eines Gottesbezugs in der Präambel der Landesverfassung beschäftigen muss. Das Landesparlament hatte am 8. Oktober 2014 mit großer Mehrheit eine neue Landesverfassung ohne Gottesbezug beschlossen. Nach intensiver Debatte fanden Anträge mit der Erwähnung von Gott keine ausreichende Mehrheit.

Carstensen äußerte sich optimistisch, dass die Volksinitiative erfolgreich wird. Er gehe davon aus, dass sie auch von vielen Menschen unterstützt wird, die nicht einer Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören. Die Aufnahme des Gottesbezugs sei "ein Zeichen gegen religiöse Ausgrenzung", sagte der Ex-Regierungschef, der das Land von 2005 bis 2012 regierte. Die Initiatoren verwiesen auf die begleitende Kampagne "Für Gott in Schleswig-Holstein", die von der Nordkirche und dem Erzbistum Hamburg mit insgesamt 40.000 Euro unterstützt wird.

Kirchenbasis für die Volksinitiative

Gelingt die Volksinitiative, muss der Landtag das Anliegen erneut auf die Tagesordnung setzen. Lehnt das Landesparlament die Initiative ab, reichen nach der neuen Verfassung 80.000 Unterschriften für ein Volksbegehren. Die Initiatoren müssten beim folgenden Volksentscheid als letzten Schritt mindestens 1,1 Millionen Stimmen für das Anliegen bekommen. Die evangelische Kirche hat in Schleswig-Holstein rund 1,5 Millionen Mitglieder. Außerdem leben im nördlichsten Bundesland rund 170.000 katholische Christen. Die muslimische Schura hat rund 60.000 Anhänger.

Der Anstoß zur Volksinitiative kam von der katholischen Kirche. Der kommissarische Leiter des Erzbistums, Ansgar Thim, hatte sie nach der Landtagsentscheidung umgehend angeregt. Die evangelische Kirche befragte zunächst die Kirchenbasis. Die Reaktion war nach den Worten des Schleswiger Bischofs Gothart Magaard eindeutig. In den rund 500 evangelischen Kirchengemeinden gebe es eine Grundstimmung pro Volksinitiative. Beide Kirchen begrüßen es, dass ein breites gesellschaftliche Bündnis die Volksinitiative trägt.

"Gott muss einen Platz in der Verfassung haben"

Zu den Initiatoren gehören neben Carstensen und Engholm (Ministerpräsident von 1988 bis 1993) auch Ex-Finanzminister Claus Möller (SPD), Fatih Mutlu von der Schura und Ex-Justizminister Emil Schmalfuß. Weiter sind der Unternehmer und Präsident der Industrie- und Handelskammer Kiel, Klaus-Hinrich Vater, und die in der evangelischen Jugend aktive Studentin Lisa Triebel dabei. Zu den ersten Unterzeichnern gehören der Abenteurer Arved Fuchs, der Gastronom Jürgen Gosch und der in Schleswig-Holstein bekannte Radiomoderator Carsten Köthe (RSH).

Nach den Worten von Walter Blender, Kriminalpolizist und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, ist er sich mit vielen anderen Menschen einig, "dass Gott als höhere Instanz einen Platz in der Verfassung haben muss". Der Kieler Kunstprofessor Bernhard Schwichtenberg (76) verwies darauf, dass er vor der Abstimmung im Kieler Landtag alle Abgeordneten angeschrieben und auf die Notwendigkeit des Gottesbezugs hingewiesen hatte. Die jetzt gestartete Kampagne wurde von der Kieler Werbeagentur Boy entworfen.

Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben, Kritikerin des Gottesbezugs, äußerte sich zurückhaltend. Eine Volksinitiative, die in den Landtag eingebracht wird, wäre ein starkes Signal. Es hätten sich aber laut NDR-Umfrage 55 Prozent im Oktober 2014 gegen einen Gottesbezug ausgesprochen, so von Kalben. Der Vorsitzende der Piratenpartei, Christian Thiessen, begrüßte es, dass jetzt über die Aufnahme eines Gottesbezugs per Volksentscheid entschieden werden soll.

Der CDU-Fraktionschef Daniel Günther begrüßte die Initiative. Er hatte bereits zuvor für die Aufnahme geworben. Es werde jetzt wieder mehr darüber gesprochen, was Gott unabhängig von der Religionszugehörigkeit für die Gesellschaft bedeutet. Auch die Junge Union und der Evangelische Arbeitskreis der CDU zeigten sich erfreut.

Nach den Worten von SPD-Fraktionschef Ralf Stegner profitiert die Initiative nun davon, dass der Landtag auf Vorschlag der Regierungskoalition (SPD, Grüne, SSW) die Hürden für Volksbeteiligungen verringert habe. Die Zahl der notwendigen Unterschriften sei gesenkt worden. In der SPD-Fraktion gibt es Gegner und Befürworter beim Thema Gottesbezug.

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