Protest gegen Hamburger Asylbewerberheim in Mecklenburg
15. April 2013
Nostorf/Horst. Rund 150 Menschen haben am Sonntag im westmecklenburgischen Nostorf/Horst gegen die von Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg genutzte Asylbewerberunterkunft protestiert. Auf einer Kundgebung kritisierten sie die Bedingungen in dem Lager und forderten dessen Abschaffung.
Das Netzwerk "Stop it! Rassismus bekämpfen - alle Lager abschaffen" hatte bereits im Vorfeld der Protestaktion mitgeteilt, Horst sei "ein Sinnbild für institutionellen Rassismus". Das "gefängnisähnliche Lager" sei nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen "ganz bewusst in die Abgeschiedenheit verlegt" worden und existiere dort seit 20 Jahren "verbannt aus der öffentlichen Wahrnehmung". Die Bedingungen dort seien nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Die Bewohner seien von fast jeder Infrastruktur abgeschnitten, würden "systematisch entmündigt und erniedrigt" zu werden". Es gebe keine Möglichkeit, sich selbst zu verpflegen. Die medizinische Versorgung sei schlecht und unzureichend.
Netzwerk: "Ein Sinnbild für institutionellen Rassismus"
Zudem hätten die Flüchtlinge keine Privatsphäre, seien "andauernde Schikanen von Seiten der Angestellten des Lagers" ausgesetzt, erhielten fast keine Beratungsmöglichkeiten über das Asylverfahren und die eigenen Rechte. Deutschkurse und weitere Beschäftigungsmöglichkeiten fehlten. Dadurch werde der Aufenthalt für viele zu einer Tortur und führe "nicht selten zu (Re-)Traumatisierungen". Ayalan: "In Horst passiert seit 1993 ganz offensichtlich politisch gewollte Isolation, Ausgrenzung und Diskriminierung von Flüchtlingen."
Hingegen hatte das Schweriner Innenministerium die Kritik als "völlig haltlos" zurückgewiesen. Die Einrichtung in Horst entspreche den Anforderungen an eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern. Die medizinische Versorgung sei gesichert. Jeden Tag werde frisch gekocht, religiöse Besonderheiten würden berücksichtigt. Auf dem Gelände seien zahlreiche Freizeitmöglichkeiten geschaffen worden. Kinder im schulpflichtigen Alter könnten die deutsche Sprache erlernen.
Seit 1993 Erstaufnahmestelle, seit 2005 auch Abschiebelager
Die Einrichtung in Nostorf/Horst existiert seit April 1993 als Erstaufnahmestelle. Seit 2005 fungiert sie zugleich auch als Abschiebelager. Hamburg bringt in dem Erstaufnahmelager seit 2006 Flüchtlinge unter. Nach einer entsprechenden Vereinbarung werden bis September 2017 jeweils 200 der rund 600 Plätze in Nostorf/Horst für Hamburg vorgehalten.
Nach Angaben des Schweriner Innenministeriums leben dort derzeit 420 Asylbewerber. Die von den Malteser Werken betriebene Aufnahmeeinrichtung liegt auf einem etwa fünf Hektar großen Gelände rund 60 Kilometer vom Hamburger Stadtzentrum entfernt zwischen Lauenburg und Boizenburg.