Landesbischof Ulrich: „Freiheit stellt uns in Verantwortung“

Reformationsempfang der Nordkirche in Grimmen

Marienkirche zu Grimmen: Gottesdienst zum Auftakt für den Reformationsempfang 2015 der Nordkirche.
Marienkirche zu Grimmen: Gottesdienst zum Auftakt für den Reformationsempfang 2015 der Nordkirche.© Stefan Döbler/Nordkirche

31. Oktober 2015 von Stefan Döbler, Maren Warnecke

Grimmen. Landesbischof Gerhard Ulrich hob in seiner Ansprache zum Reformationsempfang der Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) heute (31. Oktober) die Verantwortung von Politik aus reformatorischer Perspektive hervor: „Macht soll immer als schützende Macht gebraucht werden. Und die prägende Norm der politischen Klugheit soll die Liebe sein.“

Zu ihrem traditionellen Reformationsempfang hatte die Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern am heutigen Reformationstag nach Grimmen eingeladen. Am Empfang nahmen rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Kirchen teil.

Freiheit im Sinne Luthers stelle den Menschen in Verantwortung gegenüber Gott und den Mitmenschen, so Landesbischof Ulrich: „Frei ist ein Mensch, der sich in Bindung an Gott zum Dienst an den Anderen befreit erleben kann.“ Angesichts der vielen Menschen, die gegenwärtig hierzulande Schutz suchen, seien nicht nur „politischer Sachverstand und alle gesellschaftliche Phantasie gefordert, um diese Zukunftsaufgabe zu bewältigen“, sagte der Landesbischof. „Wir benötigen jetzt ebenso die biblische Botschaft: ‚Fürchtet euch nicht!‘“ Diese gelte sowohl Menschen, die von ihren Ängsten sprechen, als auch Politikern, die eine kippende öffentliche Meinung befürchteten. Im Blick auf die zu lösenden Aufgaben betonte Ulrich: „Wir lassen Euch als Politiker nicht allein; wir als Kirche stehen an Eurer Seite!“

Der Landesbischof erinnerte an die Werftengebete, zu denen sich Mitarbeitende und Einwohner während der Krise der Stralsunder Volkswerft in der St.-Marien-Kirche der Hansestadt versammelten. Zuvor hatten Darsteller des Theaters „NichtsNutz“ (TNN), eines Projektes der Diakonie und des Theaters Vorpommern, in Szenen aus dem Stück „Werft!“ vom Aufbau der Volkswerft nach 1945 und ihrem rasanten Aufschwung bis zum bitteren Ende erzählt.

Bischof Dr. Abromeit: "Menschen aus Syrien, Eritrea und Afghanistan sind unsere Schwestern und Brüder"

Der Reformationsempfang hatte mit einer Geistlichen Besinnung in der Grimmener Marienkirche begonnen, die von den beiden Bischöfen im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) und Bischof Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin), dem Grimmener Pastor Wolfgang Schmidt sowie Sophia Köhn (Orgel) und Ingo Andreas (Trompete) gestaltet wurde. In seiner Predigt erinnerte Bischof Abromeit an ein Wort aus der Bergpredigt Jesu: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Abromeit warnte vor Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen. „Die Menschen aus Syrien, Eritrea und Afghanistan sind unsere Schwestern und Brüder. Den Leidtragenden und nach Gerechtigkeit Hungernden aus aller Welt gilt unsere Nächstenliebe genauso wie dem Langzeitarbeitslosen aus Grimmen, der schwerkranken Frau aus Wismar oder der alleinerziehenden Mutter aus Pasewalk.“

Auch der Präses der Landessynode der Nordkirche, Dr. Andreas Tietze, ging in seiner Begrüßung zum Reformationsempfang im Grimmener Kulturhaus „Treffpunkt Europas“ auf die aktuelle Bedeutung der reformatorischen Impulse ein: „Luther hat damals mit seiner Theologie eine Tür zur Freiheit aufgestoßen. Dabei ging es ihm um die Frage: Was dient Gott und hilft dem Nächsten? – Diese Frage muss auch in der jetzigen Situation unsere konkreten Antworten leiten“, sagte Tietze und rief dazu auf, Herzen und Türen zu öffnen für die Menschen auf der Suche nach einem sicheren Ort, einer neuen Heimat.

Ministerin Kuder dankt Kirchen für unermüdlichen Einsatz für Flüchtlinge

Uta-Maria Kuder, Justizministerin Mecklenburg-Vorpommerns, dankte in ihrem Grußwort den Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern für ihren unermüdlichen Einsatz für die Flüchtlinge: „Der Staat ist auf die Partnerschaft mit den Kirchen angewiesen. Die Kirchen müssen Impulse setzen für soziales Engagement, Menschlichkeit, Nächstenliebe und für mehr Toleranz, auch im Zusammenleben der Religionen.“ Die Ministerin rief Politik, Gesellschaft und Kirchen dazu auf, sich entschieden gegen alle Formen von Fremdenfeindlichkeit, Hass oder Rassismus zu wenden: „Wir müssen vereint die klare Botschaft aussenden, dass Menschen aus Krisengebieten bei uns willkommen sind. Und wir müssen aufklären und informieren. Insbesondere muss es uns gelingen zu vermitteln, dass Flüchtlinge eine Chance und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sein können.“

Im Grußwort der Stadt Grimmen würdigte Stadtpräsident Harry Glawe, zugleich Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das gute Miteinander zwischen der Stadt und der Kirchengemeinde vor Ort: „Wir begehen in diesem Jahr das 500-jährige Jubiläum des Beginns der Reformation. Dazu passt es gut, dass wir in der Luther-Dekade 2008 bis 2017 viele Kirchen, Gottes- aber auch Pfarrhäuser des Landes sanieren konnten. Grimmen und Greifswald möchte ich als zwei Städte unserer Region nennen, wo die Arbeiten gut voranschreiten oder bereits erfolgreich abgeschlossen werden konnten.“

Frank Hoffmann, Propst der katholischen Kirche in Vorpommern, verwies in seinem Grußwort im Namen des Erzbistums Berlin auf die gegenwärtige „beachtliche Gelegenheit, eine umfassendere Geschwisterlichkeit zu befördern“. Hoffmann: „Dazu trägt eine gegenseitige Wertschätzung der Stärken der anderen Kirche bei. Dies scheint mir gegenwärtig leichter möglich zu sein als in zurückliegenden Epochen der Kirchengeschichte seit 1517!"

Der Reformationsempfang der Nordkirche findet alljährlich am 31. Oktober abwechselnd im mecklenburgischen und pommerschen Bereich des Sprengels statt.

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