20. November 2019, 11 Uhr, Buß- und Bettag | St. Petri-Dom, Schleswig

"So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott"

Buß- und Bettagsgottesdienst im Schleswiger Dom: Schüler thematisieren Umwelt- und Klimaschutz in Spielszenen. Foto: Wendt/Nordkirche
Buß- und Bettagsgottesdienst im Schleswiger Dom: Schüler thematisieren Umwelt- und Klimaschutz in Spielszenen. Foto: Wendt/Nordkirche

22. November 2019 von Gothart Magaard

Predigt im Schüler-Gottesdienst anlässlich des Buß- und Bettages zu Lukas 12, 21

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Buß- und Bettagsgemeinde,

der Buß- und Bettag ist ein Tag der Besinnung und der Umkehr. Eine Gelegenheit, auch noch auf die düsteren Themen zu schauen und darauf, was in unserem Leben und in dieser Welt nicht gut läuft.

Mit der zweiten Szene aus dem Jahr 2079 habt Ihr die Stimmung noch etwas dunkler gemacht. Denn so möchte man nicht leben müssen, quasi ohne Umwelt, ohne Schleswig, Schlei und ohne Hoffnung.

Und auch nicht, wie in dem Lied Mad World, das der Chor gesungen hat. Da scheint es doch darum zu gehen, dass Menschen sich einfach nur im Kreis bewegen, sich gegenseitig nicht kennen, durch den anderen hindurchschauen, keine Richtung haben und kein Morgen:

going nowhere – no tomorrow

Nebeneinanderher leben, anstatt miteinander die Zukunft zu gestalten.

Auch die kurze Geschichte aus der Bibel, die Jesus von dem reichen Mann erzählt, endet düster. Der dachte zwar bei sich, dass für ihn alles gut läuft. Eine bessere Ernte und mehr Gewinn hatte er gemacht. Das wollte er festhalten und für sich genießen und dachte dabei an seine, aber auch nur an seine eigene Zukunft und baute größere Scheunen. Für ihn endete es düster und auch für ihn gab es kein Morgen: So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Hoffnung auf Morgen, auf eine Zukunft und eine wunderbare Welt beginnt damit, dass mir bewusst wird, nicht allein zu sein und die Welt nicht nur für mich zu haben.

UM-WELT-BEWUSST, so lautet das Motto für diesen Gottesdienst.

Fangen wir mal von hinten an, dann beginnt es damit, dass ich mir etwas bewusst mache oder auch, dass mir etwas bewusst wird, weil andere mich darauf aufmerksam machen: nämlich, dass es eine Welt gibt, in der ich lebe.

Dazu gehört alles, was mein Leben ausmacht, alles, wozu ich in einer Beziehung stehe: das Dorf oder die Stadt in der ihr lebt, genauso wie die Menschen, mit denen ihr zusammenlebt, Familie, Freunde, aber auch Nachbarn und ganz viele andere Menschen – auch die, denen ihr vielleicht lieber aus dem Weg gehen wollt.

Schule und Sportverein, Jugendhaus, Pfadfindergruppe oder Musikgruppe. Was auch immer ihr für ein Netzwerk von Menschen und Orten habt, das ist alles eure Welt.

Und weil diese Netze immer auch über eure eigenen Beziehungen hinausreichen und wir in Zeiten der Globalisierung leben, ist diese Welt sehr groß, komplex und unübersichtlich geworden.

Und dann kommt noch „Umwelt“ dazu. Das weist darauf hin, dass es nicht nur soziale Kontakte gibt, sondern dass unser Leben auch von ökologischen Bedingungen abhängt. Menschen, Tiere, Pflanzen, alles Lebendige gehört dazu. Auf der Großbaustelle hier im Dom gibt es einen Biologen, der sich u.a. um die Fledermäuse kümmert. Da habe ich schon viel entdecken können über deren Navigation, Kommunikation und großen Hunger.

In dem Wort „UM-WELT-BEWUSST“ schwingt das alles mit und es erinnert mich daran, wie Martin Luther den Glauben an Gott als Schöpfer beschreibt:

„Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat samt allen Kreaturen.“ Der christliche Glaube stellt mich nicht nur in eine Beziehung zu Gott, sondern auch zur ganzen Schöpfung, zu allen Geschöpfen, zu Menschen, Tieren, und Pflanzen und allem, was lebt.

Diesen Glauben kann ich nicht allein für mich leben. Den Glauben an Gott als Schöpfer dieser Welt gibt es nur, wenn Menschen in Beziehung zueinander und zur Umwelt leben und sich die Zusammenhänge auf dieser Welt bewusst machen.

Dazu gehört dann auch, dass wir die Zerstörung und Bedrohung der Welt ernst nehmen.

Ein Beispiel habt ihr schon genannt: Plastik in den Meeren.

Dreimal so groß wie Frankreich ist der größte Plastikmüllteppich im Nordpazifik. Nach meinem aktuellen Stand gibt es aber noch fünf weitere große Plastikteppiche in den Weltmeeren. Das sind nur die großen sichtbaren Müllberge in den Ozeanen. Genauso zerstörerisch für die Artenvielfalt der Meere ist das oft unsichtbare Mikroplastik, das sich durch alle Meere zieht.

Das sind düstere Fakten mit dramatischen Folgen für die Lebewesen im Wasser und auch für das Lebewesen Mensch. Umso wichtiger ist es, sie zu benennen, sichtbar zu machen und ins Bewusstsein der Menschen zu holen, um gemeinsam zu beginnen, die Ursachen der Zerstörung zu bekämpfen.

Das zweite große Thema ist der Klimawandel, der fortschreitet und mit dem sich alle Menschen auseinandersetzen müssen. Es ist großartig, dass durch so viele junge Menschen seit über einem Jahr, weltweit deutlich wird, dass es so nicht weiter gehen kann und der CO2-Ausstoß durch fossile Energieträger drastisch reduziert werden muss. Fridays for Future hat allen die Augen geöffnet für das, was schon lange bekannt ist und was wir -  da spreche ich vor allem für meine Generation – viel zu lange an den Rand gedrängt haben.

Sicher, es wurden schon längst Ziele formuliert, doch jetzt müssen sie endlich umgesetzt werden. Wir brauchen jetzt vernünftige Entscheidungen und Weichenstellungen, damit wir den Klimawandeln nicht noch weiter befeuern.

Darauf macht Eure Generation aufmerksam, beharrlich, gewaltfrei und hoffnungsvoll und phantasievoll. Kürzlich las ich auf einem Schild: „Das Klima, aussichtsloser als unser Mathe-Abi“.

Make a step steht auf dem Liedblatt. Ein nächster Schritt ist immer der Anfang von einem Aufbruch und einem Umdenken. Es gibt Hoffnung, weil Menschen miteinander die Zukunft dieser Erde gestalten können. Jede und Jeder kann dazu beitragen.

Die düsteren Bilder sollen uns keine Angst machen, sondern Mut, den nächsten Schritt zu wagen, um mit der Welt so umzugehen, dass das Leben eine Zukunft hat.

Gott hat uns geschaffen und alles was lebt. Er hat uns auch die Lust am Leben, unsere Begabungen und die Fähigkeit geschenkt, miteinander Verantwortung zu übernehmen.

Es gibt Stimmen, die sagen, zu viel Klimaschutz spalte die Gesellschaft, zu viel Klimaschutz gefährde Arbeitsplätze. Oder was der Einzelne macht, bringe doch nichts, man solle doch nur auf China schauen. Es wird bei dem Thema zu viel auf andere gezeigt.

Doch das ist zu einfach. Denn der Klimaschutz beginnt mit dem Bewusstsein, dass ein Zusammenleben auf diesem Planeten nur möglich ist, wenn wir gemeinsam anfangen, umzudenken und nicht auf unseren einzelnen Interessen beharren.

Klimaschutz ist so ziemlich die wichtigste Aufgabe, um eine nachhaltige Entwicklung unseres Planeten zu ermöglichen.

Nachhaltigkeit, das habt ihr in der Schule sicher schon ausführlich besprochen, ist ja nichts anderes, als der Gedanke, dass alle 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde die Chance für ein gutes Leben bekommen. Deshalb werden soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedingungen in einen Ausgleich gebracht. Klimaschutz und der Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung schaffen erst die Möglichkeit, dass Spaltungen zwischen Menschen überwunden werden können.

Jeder Schritt und jede Aktion, die etwas dazu beiträgt, stärkt uns, um-Welt-bewusst“ zu leben.

Jeder Schritt ist auch ein Ausdruck christlichen Schöpfungsglaubens und für sich ein Zeichen der Hoffnung.

Und das wünsche ich euch: dass ihr mit Mut und Zuversicht um-Welt-bewusst lebt und euch mit Kopf und Herz und Hand engagiert. Jeder und Jede von euch ist begabt und Gott segne euch!

Amen.

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