Porträt

So sorgte Pastor Schorlemmer für die Polizisten im Osten

16 Jahre lang war Andreas Schorlemmer Polizeiseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern
16 Jahre lang war Andreas Schorlemmer Polizeiseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern© Nicole Kiesewetter / epd-Bild

15. Januar 2015 von Timo Teggatz

Groß Kiesow. In seinem Beruf hat er viel Leid gesehen und Todesnachrichten überbracht. 16 Jahre war Pastor Schorlemmer Notfall- und Polizeiseelsorger in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt geht er in den Ruhestand. Porträt eines Pastors, der sich „Lachen und Heiterkeit“ bewahrt hat.

Das eingeschaltete Handy war in den letzten 16 Jahren ständiger Begleiter von Pastor Andreas Schorlemmer - Tag und Nacht. "Ich hab mich nie abgeschaltet," sagt der Polizei- und Notfall-Seelsorger von Mecklenburg-Vorpommern. Doch künftig wird das Handy seltener klingeln: Am heutigen Donnerstag ist der 65-Jährige <link http: www.nordkirche.de nachrichten detail polizeiseelsorger-in-ruhestand-verabschiedet.html _blank link-extern>bei einem Festgottesdienst in Schwerin von Bischof Andreas von Maltzahn in den Ruhestand verabschiedet worden. Er ist der jüngere Bruder des Bürgerrechtlers und Theologen Friedrich Schorlemmer.

"Ich habe andere Welten kennengelernt", sagt der Vater von vier Kindern, der in Groß Kiesow bei Greifswald lebt. Die meisten Menschen, denen er begegnet sei, seien "nicht unreligiös, aber glaubensfrei". Schorlemmer: "Da werden wir mit unserer kirchlichen Sprache und unseren Bildern gar nicht verstanden."

Was Seelsorger und Polizisten gemeinsam haben

Er habe viel Respekt vor dem Polizeidienst. Dieser Respekt fehle mittlerweile Teilen der Gesellschaft, merkt er kritisch an. "Der Polizeiberuf ähnelt meinem, weil wir beide nicht fliehen können. Wir müssen immer sofort zum Tatort, die Lage abschätzen, Hilfe und Beistand leisten." Diese Arbeit schweiße zusammen. Das war nicht immer selbstverständlich, denn zu DDR-Zeiten waren Polizei und Kirche strikt getrennt.

Schorlemmer wollte immer nicht nur Opfern und Angehörigen, sondern auch Polizisten Beistand leisten. "Anfangs besuchte mich kaum einer, und wir mussten lernen, aufeinander zuzugehen." Heute sei das problemlos. Viele Polizisten seien enge Freunde geworden, einige hätten über die Polizeiseelsorge den Kontakt zu einer Kirchengemeinde gefunden.

Er hat auch Polizei-Kollegen getraut und beerdigt, die nicht in der Kirche waren. Wenn ihn ein Sterbenskranker gebeten habe, seine Beerdigung zu übernehmen, "dann kann ich doch nicht nein sagen". Die Kirche solle sich weniger abgrenzen und weniger mit sich selbst beschäftigen, ist sein Rat. Er selbst ist Mitglied der Landessynode (Kirchenparlament).

"Du musst es aushalten können"

Viel Leid hat er in den vergangenen Jahren gesehen, mache Todesnachrichten musste er überbringen. "Du musst es aushalten können, sonst bist du da falsch", ist sein Anspruch an sich. "Wenn ich selbst mitweinen würde, könnten die Leute das Vertrauen verlieren in meine Fähigkeit zu helfen." Zuhören, Ängste nehmen, darum gehe es in der Seelsorge. "Wo Vertrauen ist, hört Angst auf."

Größte persönliche Herausforderung sei für ihn, sich das Lachen und die Heiterkeit zu bewahren. Über seine Erfahrungen hat Schorlemmer 2007 sein Buch "Manchmal hilft nur Schweigen" veröffentlicht. Im Rückblick ist er froh, dass eine tragfähige psychosoziale Notfallversorgung in Mecklenburg-Vorpommern geschaffen wurde. Hier sei der Nordosten weiter als manch anderes Bundesland.

Sein Nachfolger im Amt wird der Stralsunder Pastor Hanns-Peter Neumann. Doch so ganz verabschiedet sich Andreas Schorlemmer nicht. Seinen Predigtauftrag in Groß Kiesow behält er. "Ich brauche die persönliche Auseinandersetzung mit dem Evangelium."

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