Diakonieprojekt

"Sperrgebiet" hilft jungen Prostituierten: "Wir wollen verlässliche Partner sein"

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Symbolbild© Eduardo Fuentes Guevara, iStockphtoto

02. August 2012 von Doreen Gliemann

Hamburg. In neuen Räumen und mit leicht veränderten Konzept hat das Hamburger Diakonieprojekt "Sperrgebiet" in St. Georg seine Arbeit wieder aufgenommen. Seit 27 Jahren hilft die Einrichtung jungen Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren, die in St. Georg anschaffen gehen. Das Angebot versteht sich als Schutzraum für junge Prostituierte: "Wir sind keine Einrichtung zur Bekämpfung der Prostitution", sagt Leiterin Beatrice Hennig (35): "Wir wollen Perspektiven liefern."

"Wir wollen verlässliche Partner sein. Das gab es in den Biografien der Jugendlichen meist nicht", sagt Dirk Ahrens (49), Vorstand des Diakonischen Werks. Nachdem die Sozialbehörde die Einrichtung zu massiven Einsparungen gezwungen hat, ist das "Sperrgebiet" nicht mehr am zentralen Hansaplatz angesiedelt, sondern wenige Straßen entfernt in der Lindenstraße.

"Die Mädchen sollen lernen, Nein zu sagen"

Mittendrin sind die Mitarbeiterinnen dennoch: Mehrmals pro Woche sind sie auf dem Straßenstrich von St. Georg unterwegs. Sie geben Kondome aus und beraten, oft bis in den späten Abend hinein: "Die Mädchen sollen lernen, Nein zu sagen", sagt Hennig.

Zweimal pro Woche kommt eine Ärztin, die auch ohne Krankenversicherung behandelt. Medikamente werden über Spenden finanziert. Die Sozialarbeiterinnen begleiten die jungen Frauen bei Behördengängen. Allwöchentlich werden die Mädchen von einer Harburger Gemeinde bekocht. Auch die Beratung von Angehörigen wird angeboten. Ahrens: "Für Eltern ist Prostitution das Grauen schlechthin." Umso wichtiger seien Präventionsmaßnahmen für Jugendliche. Pastorin Katja Oldenburg-Luckey, die auch zum "Sperrgebiet-Team" gehört, bietet Infoveranstaltungen für Konfirmandengruppen an.

"Auf den ersten Blick erkennt man Prostituierte heute nicht mehr"

"Klapperdürre Mädchen wie in der Welle des Crack-Konsums haben wir heute kaum noch hier sitzen", sagt Hennig. Der Drogenkonsum habe sich verändert. Es würden weit weniger illegale Drogen wie Heroin oder Crack konsumiert. In Form von Alkoholmissbrauch und Essstörungen sei Sucht aber weiterhin ein Problem.

"Sich hier in St. Georg zu prostituieren ist hochgradig belastend, vor allem ohne Wohnung", sagt Hennig. Erst im Januar hat der Senat das Verbot der Kontaktaufnahme zur Vereinbarung sexueller Dienste in St. Georg beschlossen. Dennoch passiere nach wie vor viel draußen auf der Straße. Besonders osteuropäische Frauen, die aus finanziellen und sprachlichen Gründen kein Internet benutzen, seien auf die Straßenprostitution angewiesen. Auf den ersten Blick erkennt man Prostituierte heute nicht mehr. Hennig: "Da ist unsere Straßensozialarbeit gefragt."

Die meisten Prostituierten flüchten jedoch vor den Repressionen der Polizei. Mit ihren Freiern verabreden sie sich vermehrt im Internet oder in Bars. Leiterin Hennig befürchtet, dass die Prostitution sich vermehrt in den ungeschützten Bereich privater Wohnungen und Autos verlagern könnte. "Dort sind die Mädchen den Freiern komplett ausgeliefert."

Kaum eine der jungen Frauen, die das "Sperrgebiet" aufsuchen, ist offiziell als Prostituierte registriert. Die meisten arbeiten illegal auf dem Straßenstrich. Bei einigen beginnt es mit Neugier und Freiheitsdrang, andere tauschen Sex gegen Essen oder einen Schlafplatz. Auch die Aussicht auf Geld zieht an. "Anfangs werden hohe Summen geboten", sagt Hennig, die seit über neun Jahren im "Sperrgebiet" arbeitet. Im Hintergrund stünden oft instabile Familienverhältnisse.

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