Stern-Karikaturist Mette fürchtet um Meinungsklima
08. Januar 2015
Hamburg. Der „Stern“-Karikaturist Til Mette fürchtet nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ um die Pressefreiheit in Europa. Dieser Anschlag gehe ihm sehr nahe, sagte er. Es gehe aber nicht nur um die Karikaturisten, die in Paris getötet worden seien, „da ist eine ganze Redaktion abgeballert worden“. Ein solcher Angriff auf die Pressefreiheit gehe alle Journalisten und Medien an.
Mette sagte, er mache sich nach diesem Anschlag Sorgen um das Meinungsklima. Zum einen fürchte er, dass Redaktionen, die eigentlich offene Organisationen sein müssten, sich nun viel mehr abschotten würden. Zum anderen stünden die Medien unter einem solchen ökonomischen Druck, "dass sie hysterisieren müssen". Es sei absurd, dass jetzt Muslime aufgefordert würden, sich für den Anschlag zu entschuldigen. Das sei, als müssten Christen sich dafür entschuldigen, "dass der Ku-Klux-Klan in den USA Schwarze aufhängt".
„Charlie Hebdo ist hochkomisch“
Es verteidige jederzeit das Recht jedes Karikaturisten, "jedweden Blödsinn zu zeichnen", sagte Mette. Die meisten Karikaturisten, die er kenne, machten jedoch "keine Witze über religiöse Gefühle". In den kritischen Zeichnungen gehe es vielmehr um den Missbrauch und die Perversion von Religion. "Charlie Hebdo" kenne jeder in der Karikaturistenszene. Die Zeitschrift sei eine Referenz für Zeichner in aller Welt. Ihre Witze seien "hochkomisch".
Am Mittwoch hatten schwer bewaffnete Männer die Redaktion von "Charlie Hebdo" in Paris überfallen und um sich geschossen. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, unter ihnen fünf Karikaturisten, und elf verletzt. Karikaturisten in aller Welt reagierten mit ihren eigenen Waffen auf den Anschlag: mit Bleistift und Papier.