Andreas Tietze im Gespräch

Synoden-Präses sieht Nordkirche als Vorbild für Nordstaat

Der Präses der Nordkirchen-Synode Andreas Tietze.
Der Präses der Nordkirchen-Synode Andreas Tietze.© epd-bild / Jens Schulze

14. Januar 2013 von Simone Viere

Kiel. Dass Andreas Tietze im November 2012 zum Präses der Synode gewählt wurde, war die erste große Überraschung in der noch jungen Nordkirche. Der 50-jährige Grünen-Politiker von der Nordsee-Insel Sylt sieht die Kirche auch als Vorbild für die Politik.

Die neue Nordkirche kann nach den Worten von Synoden-Präses Andreas Tietze (50) auch Vorbild für einen gemeinsamen Nordstaat mit Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sein. Voraussetzung sei, dass das Zusammenwachsen gelinge, sagte Tietze. "Das ist allerdings ein richtig dickes Brett, das die Politik da bohren müsste." Schließlich müssten Behörden umstrukturiert und Landesparlamente aufgelöst werden. Der Sylter ist Landtagsabgeordneter der Grünen und wurde vor zwei Monaten überraschend an die Spitze des Kirchenparlaments gewählt.

Kirche kann Vorbild für Finanzpolitik sein

Auch in der Finanzpolitik sieht Tietze die Kirche als Vorbild. Während Länder und Kommunen unter Schuldenbergen litten, seien die drei Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern mit Rücklagen und einem Pensionsfonds für Pastoren in die Fusion gegangen. Die Kirchen hätten harte Sparrunden hinter sich. Dagegen habe es die Politik versäumt, der nächsten Generation finanzielle Spielräume zu überlassen. "Das holt uns jetzt ein."

Die Debatten im Kirchenparlament wünscht sich Tietze konfliktfreudiger und offener. "Wir dürfen nicht vergessen, Fragen zu stellen." Er wünsche sich, dass die Debatten im Internet übertragen werden. Zuschauer könnten sie dann im Netz kommentieren. "Die Synode ist keine geschlossene Veranstaltung." Diese Idee solle im September beraten werden.

"Synode demnächst online?"

Nach den innerkirchlichen Strukturdebatten müssten wieder Inhalte im Vordergrund stehen, fordert der Synoden-Präses. Der Klimawandel berühre Menschen an der Küste hautnah und müsse gestaltet werden. Die Nordkirche mit ihrer langen Küste sei ein Ziel für Touristen. Ihnen könne die Kirche Anstöße geben, über eigene Werte neu nachzudenken. Beim Thema Gerechtigkeit stelle sich die Frage, wie die Ausgrenzung von alten Menschen, armen Familien und Ausländern zu verhindern sei. Ihm persönlich liege viel am Thema Frieden: "Das Sterben an den Außengrenzen der EU muss aufhören." Nötig sei vielmehr eine "Willkommenskultur".

Einen Widerspruch zwischen seinem politischen und seinem kirchlichen Amt befürchtet Tietze nicht. Es gebe Gewissenentscheidungen, da hätten Christen eine andere Position als Nicht-Christen. Dies gelte für alle demokratischen Parteien. Ein Beispiel sei die Debatte zur Beschneidung. Es gebe große Übereinstimmungen der Kirche mit dem Programm der Grünen - aber auch mit dem anderer Parteien. "Die Grünen sind längst nicht nur kirchenfreundlich."

Nachhaltig geprägt wurde Tietze durch Besuche bei der Taizé-Bruderschaft

Tietze wurde katholisch getauft und fand erst später zur evangelischen Kirche. Nachhaltig geprägt haben ihn seine Besuche der Bruderschaft von Taizé und die Taizé-Treffen. "Da öffnet sich mein Herz." Immer wieder nehme er sich Auszeiten zum Schweigen - zu Hause oder in Einkehrhäusern. "Ich brauche das, um zu meiner Mitte zu finden." Auch lebendige Gottesdienste "für alle Sinne" besuche er gern.  

Tietze ist in Gelsenkirchen geboren und lebt seit Anfang der 90er Jahre in Schleswig-Holstein. Vor allem die Liebe zum Segeln, die er mit seiner Frau und seinen beiden erwachsenen Kindern teilt, hat ihn nach Kiel gezogen. "Wenn ich segel', bin ich ein anderer Mensch." Nach fünf Jahren im Kieler Jugendpfarramt ging er nach Sylt. Das Ruhrgebiet als Schmelztiegel von Menschen aus verschiedenen Regionen reize ihn noch immer, räumt er ein. Vielleicht rede er auch etwas mehr als gebürtige Norddeutsche. Im Norden gefalle ihm dagegen die Klarheit der Menschen. Freunde zu gewinnen brauche hier etwas mehr Zeit. "Aber wenn man Freunde hat, dann sind das Freunde fürs Leben."

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