Vielfalt in der Nordkirche stärken, Spannungen aushalten
22. August 2013
Schwerin. Die Stärke der Nordkirche besteht nach Ansicht ihres Landesbischofs Gerhard Ulrich in der Vielfalt ihrer Kulturen. Die unterschiedlichen Geschichten und Realitäten zwischen Helgoland und der polnischen Grenze wolle er "nicht angleichen, sondern erhalten", sagte er anlässlich seiner Amtseinführung am Sonntag im Schweriner Dom in einem Gespräch mit der Evangelischen Zeitung. "Dieser Vielfalt wollen wir Raum geben, weil dies eine Stärke des Protestantismus ist."
- Info: Gottesdienst zur Amtseinführung im NDR
Informationen und Überblick
Das bischöfliche Amt habe "der Lehre und der Einheit zu dienen", so Ulrich weiter. Doch auch als Landesbischof verstehe er sich nicht als jemand, der hierarchisch handelt: "Ich bin Pastor, und als Pastor bin ich Bischof, und als Bischof bin ich Landesbischof." Nach protestantischem Verständnis wachse die Wahrheit nicht aus der Hierarchie, sondern im Dialog miteinander - über die Fragen des Glaubens und in der Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes.
"Als Pastor bin ich Bischof, und als Bischof bin ich Landesbischof"
Zu dieser Vielfalt gehören laut Ulrich auch die unterschiedlichen Positionen zum Thema Homosexualität in der Nordkirche. Der Bischofsrat werde sich damit intensiv befassen, kündigte er an. Doch auch hier habe er die "Vision, dass wir es schaffen, mit Spannungen zu leben". Man müsse vor allem auch die Frage stellen, was die Menschen bei diesem Thema eigentlich so sehr erschüttert. Der Sündenbegriff allein führe da nicht weiter. Er persönlich glaube, dass der Segen Gottes "viel größer ist als wir denken". Dies müsse theologisch diskutiert werden.
"Vision, dass wir es schaffen, mit Spannungen zu leben"
Die Nordkirche wirke mit an der Gestaltung einer Gesellschaft "mit menschlichem Antlitz". Dazu zähle auch die Friedensthematik. Die betreffe nicht nur, was sich derzeit in Syrien und Ägypten abspiele, sondern auch die Flüchtlinge, die in Europa hin- und her geschoben würden. Die "wunderbare Idee von Europa" entscheide sich nicht an der Rettung des Euro, sondern an der Flüchtlingsfrage.
Über die Fülle seiner institutionellen Aufgaben sei er "selber manchmal erschrocken", bekannte Ulrich, der im Nebenamt auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Doch er habe "wunderbare Mitarbeiterinnen". Auch hier gebe es "eine große Spannbreite an Positionen". Ulrich: "Dazu sind wir ja Kirche, um die Spannung zwischen der Wirklichkeit der Welt und der Verheißung des Reiches Gottes miteinander ins Gespräch zu bringen - nicht um darüber abzustimmen, was richtig und wahr ist."